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    Affront gegen Reichsbank  362  0 Kommentare Schwedischer Staat spekuliert auf steigende Krone

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwedens Notenbank hat pünktlich zu ihrem 350. Jubiläum ein äußerst zweifelhaftes "Geschenk" vom Staat erhalten: Die Schwedische Nationale Schuldenbehörde hat am Freitag mitgeteilt, schrittweise bis zu 7 Milliarden Schwedische Kronen (682 Millionen Euro) auf einen steigenden Wert der Landeswährung zu setzen. Man halte die Krone für schwach bewertet und rechne mit einem Anstieg, sagte Behördenchef Hans Lindblad. Experten werten das Vorgehen als einen überraschenden Affront gegenüber der vom Staat unabhängig agierenden Reichsbank. An den Finanzmärkten gab es deutliche Reaktionen: Die Krone legte gegenüber dem Euro um einen Prozent zu.

    Die Schuldenbehörde ist dem Finanzministerium untergeordnet und für die Verwaltung der Staatsschulden zuständig. Die Aktion sei ein Paukenschlag, nachdem die Behörde zuvor auch wegen Bedenken der Notenbank mit ihrem Anliegen abgeblitzt sei, ein erweitertes Mandat für Wetten auf eine steigende Krone zu bekommen, sagte Stefan Mellin, Experte bei der Danske Bank. "Dies steht eindeutig im Widerspruch zu den Interessen der Reichsbank."

    Im Detail ist das angekündigte Vorgehen kompliziert. Einige Verbindlichkeiten des Staates sind nicht in Kronen, sondern in anderen Währungen wie Euro zurückzuzahlen. Die Verbindlichkeiten in fremden Währungen muss die Behörde nach dem Willen der Regierung derzeit Stück für Stück reduzieren. Dabei hat sie aber einen Spielraum, den sie nun weitgehend ausreizen will. Dies kommt einer Wette auf eine steigende Krone gleich, denn diese macht die Begleichung der Fremdwährungsverbindlichkeiten in Kronen gemessen günstiger.

    Die Behörde verwies zwar darauf, dass sie bereits im Jahr 2009 mit einem deutlich höheren Betrag von 50 Milliarden Kronen auf eine stärkere Währung gesetzt und dabei Gewinne erzielt hatte. Dies geschah damals allerdings als Anti-Krisenmaßnahme und unter Billigung der Währungshüter.

    Während die Europäische Zentralbank (EZB) allmählich den Ausstieg aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik vorbereitet, hält die Reichsbank bislang trotz robustem Wirtschaftswachstums unbeirrt an ihrem negativen Leitzins fest, um die nach wie vor eher geringe Inflation anzuheizen. Dies schwächt die Krone, die im Verhältnis zum Euro dieses Jahr den schwächsten Stand seit dem Krisenjahr 2009 erreicht hat.

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    Besonders delikat ist, dass die Schuldenbehörde ihr Vorhaben ausgerechnet am Tag einer Konferenz zum 350. Jubiläum der Reichsbank bekannt gab. Auch Behördenchef Lindblad war dort anwesend. Per Jansson, eines der Führungsmitglieder der Reichsbank, ließ es sich nicht nehmen, vor Reportern zu Lindberg heranzutreten und ihn in zweideutiger Weise darauf hinzuweisen, dass der Schuldenbehörde zuweilen auch die Schuld am Mord an König Gustav III. gegeben werde. Im 18. Jahrhundert hatte die Behörde eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des Krieges gegen Russland gespielt, der als einer der Hauptgründe für eine Verschwörung gegen Gustav III. gilt. Diese endete schließlich mit der Ermordung des Königs./tos/jsl/fba





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