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    HINTERGRUND  437  0 Kommentare Trump geht Putin auf den Leim - seine Republikaner sind empört

    WASHINGTON (dpa-AFX) - Donald Trump ist in die Falle getappt. Viele hatten ihn davor gewarnt, sich von Kremlchef Wladimir Putin manipulieren zu lassen. Außenpolitisch verlief sein Treffen mit dem russischen Präsidenten in Helsinki weitgehend ergebnislos. Für seine allzu devote Haltung jedoch, eine Dreiviertelstunde lang öffentlich zur Schau gestellt vor den Augen der Weltöffentlichkeit bei einer denkwürdigen Pressekonferenz, steckt der US-Präsident nun massive Prügel ein. Von Freund und Feind, von Demokraten und Republikanern. "Es war der ernsteste Fehler seiner bisherigen Präsidentschaft", sagte Newt Gingrich, ein Altvorderer der Republikaner und eigentlich glühender Trump-Getreuer. Er müsse sofort korrigiert werden.

    Das Schlimme für Trump ist nicht einmal, dass politische Gegner seinen Auftritt als "verräterisch" oder "beschämend" bezeichnen. Schlimmer noch ist für den Amtsinhaber im Weißen Haus, dass ihm kaum jemand von der eigenen Truppe zur Seite springt. Sogar der Trump'sche Haussender Fox News zitiert stundenlang die Kritiker, die kein gutes Haar am Präsidenten lassen.

    Derek Cholet, Experte beim German Marshall Fund für Sicherheits- und Verteidigungspolitik, sprach von einem "ernüchternden Moment". Der ABC-Moderator George Stephanopoulos, ehemals im Weißen Haus für Bill Clinton tätig, orakelte gar, die US-Öffentlichkeit könnte mit der Pressekonferenz in Helsinki einen Moment der Weltgeschichte erlebt haben.

    Trump hat bei dem Auftritt mit Putin einen Moment nicht richtig aufgepasst. Als ihm zum Ende der Pressekonferenz und nach vorangegangenen vierstündigen intensiven Gesprächen die Frage gestellt wurde, ob er denn nun den US-Geheimdiensten glaube, oder dem russischen Präsidenten, der eine Einmischung in die US-Wahl von 2016 verneint, versuchte er eine diplomatische Gratwanderung - und stürzte gnadenlos ab.

    "Die heutige Pressekonferenz in Helsinki war eine der schändlichsten Vorstellungen eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken", schrieb das Republikaner-Urgestein John McCain in einer Mitteilung. Der schwerkranke Partei-Veteran attestierte seinem Präsidenten schamlos Inkompetenz: "Präsident Trump erwies sich nicht nur als unfähig, sondern auch als nicht willens, Putin die Stirn zu bieten."

    Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, rief seinen Parteifreund Trump auf, anzuerkennen, dass Russland kein Verbündeter sei. Auch Senats-Fraktionschef Mitch McConnell sagte: "Russland ist nicht unser Freund." Sogar Fox-News-Moderatoren fanden drastische Worte: "Das war keine besonders starke Vorstellung", sagte Stuart Varney. Sein Kollege Neil Cavuto fand den Auftritt des Präsidenten sogar "widerlich".

    Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Senat, der Republikaner Bob Corker, sah Putin, den gewieften ehemaligen KGB-Geheimdienstmann, gestärkt durch den Gipfel. "Wir tippen, dass er gerade Kaviar isst." Tatsächlich schienen in Moskau nach dem Helsinki-Gipfel die Sektkorken zu knallen. "Besser als Super", twitterte Außenminister Sergej Lawrow. "Putin ist der Gewinner", titelte der "Guardian" in Großbritannien.

    Kopfschütteln herrschte schon im Vorfeld. Mit einem Eintrag auf Twitter hatte Trump am Montag den Gipfel quasi öffentlich eingeleitet. Das Verhältnis der beiden Atommächte sei so schlecht wie nie, und daran seien die USA schuld, erklärte der Präsident - der amerikanische wohlgemerkt. Das russische Außenministerium reagierte süffisant mit einem "Wir stimmen zu!".

    Für die Republikaner ist der rundum missglückte Trump-Auftritt vor den immens wichtigen Kongresswahlen im November ein Rückschlag. "Putins Handeln, und allein seines, ist für die schlechten Beziehungen verantwortlich", korrigierte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus, Ed Royce, Trumps Tweet.

    Dass sie nicht sicher sein können, ob Putin wieder seinen langen Arm über die Beringstraße ausstreckt, ist für die US-Republikaner das eine. Der Auftritt von Helsinki dürfte auch Trumps Beliebtheitswerten nicht unbedingt guttun. Die Nervosität der Abgeordneten bezüglich einer Wiederwahl wird größer.

    Den zuletzt schwächelnden Demokraten hat der Präsident eine Steilvorlage geliefert - auch ohne den Fußball, den Putin ihm nach erfolgreich ausgerichteter Weltmeisterschaft schenkte. Senator Lindsey Graham verlangte, der Ball solle vorsichtshalber erstmal auf russische Wanzen untersucht werden./dm/hma/DP/fba





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