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    ROUNDUP  566  0 Kommentare Schwellenländer kämpfen gegen Druck auf Währungen durch Türkei-Krise

    JAKARTA (dpa-AFX) - Die Lira-Krise in der Türkei setzt auch viele andere Schwellenländer mit ohnehin schon angeschlagenen Währungen zusätzlich unter Druck - einige von ihnen stemmen sich nun gegen den Wertverfall. Die Notenbank Indonesiens teilte am Mittwoch in Jakarta mit, dass der Satz für einwöchiges Zentralbankgeld um 0,25 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent erhöht werde. Auch Argentinien zog bereits die Zinsschraube an und Hongkong griff direkt am Devisenmarkt ein.

    Die Zinsanhebung in Indonesien ist bereits die vierte seit Mai und folgte auf einen Wertverlust der Landeswährung Rupiah um bis zu 1,5 Prozent seit der Eskalation der Lira-Krise am Freitag. Bereits seit Monaten steht die Rupiah stark unter Druck und hat seit Ende Januar knapp 10 Prozent an Wert verloren. Wie in anderen Schwellenländern auch, sorgen in Indonesien die steigenden Zinsen in den USA sowie der starke Dollar für Druck auf die Währung.

    Hinzu kommt im Falle Indonesiens - ähnlich wie in der Türkei - ein seit Jahren hohes Leistungsbilanzdefizit. Indonesien importiert viel mehr Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland als es exportiert. Eugen Keller, Experte beim Bankhaus Metzler, sieht für eine Reihe von Ländern in dem Leistungsbilanzdefizit ein Hauptrisiko. Demnach drohen "nachhaltigere Probleme, sofern die jüngst zu beobachtenden massiven Kapitalabflüsse nicht bald gestoppt werden können."

    Auch Argentinien hat mit diesem Problem zu kämpfen. Hier lag das Leistungsbilanzdefizit im ersten Quartal bei knapp 10 Milliarden Dollar. Hinzu kommt eine mit knapp 30 Prozent fast doppelt so hohe Inflation wie in der Türkei. Der argentinische Peso reagierte denn auch empfindlich auf die Türkei-Verunsicherung und gab um bis zu 8 Prozent nach. Für einen Dollar mussten zum Wochenbeginn erstmals über 30 Peso hingeblättert werden. Argentiniens Notenbank reagierte prompt, erhöhte bereits am Montag überraschend den Leitzins für einwöchiges Zentralbankgeld um 5 Punkte auf 45 Prozent und kündigte hohe Devisenverkäufe an.

    Auch Chinas Landeswährung Yuan geriet zusätzlich unter Druck und erreichte am Mittwoch im sogenannten Festlandhandel bei über 6,9 Yuan je Dollar den schwächsten Stand seit Januar 2017. Hier sorgen der Handelskonflikt mit den USA, erste Schwächesignale von Chinas Wirtschaft, eine exorbitante Verschuldung vieler Unternehmen sowie die Gefahr von Blasenbildungen am Immobilienmarkt schon länger für Abwärtsdruck.

    Anders als die Türkei hat China den Kurs der eigenen Währung aber derzeit weitgehend im Griff. Er wird von Peking kontrolliert und kann nur um einen täglich neu festgelegten Richtwert innerhalb einer vorgegebenen Spanne frei schwanken. Dank der höchsten Devisenreserven der Welt im Wert von über 3 Billionen Dollar hätte Peking auch großen Spielraum, durch Abverkäufe fremder Währungen gegen eine unerwünschte Yuan-Schwäche anzukämpfen.

    Brenzliger ist die Lage dagegen in der Sonderverwaltungszone Hongkong, wo man den Kurs der eigenen Währung an den US-Dollar gekoppelt hat. Der amerikanische Dollar darf demnach nicht mehr wert sein als 7,85 Hongkong-Dollar. Um dies zu gewährleisten, musste Hongkongs Währungsbehörde am Dienstag und Mittwoch insgesamt über 4,5 Milliarden Hongkong-Dollar (500 Millionen Euro) aufkaufen.

    Bereits seit April waren mehrere Eingriffe nötig. Jahrelang hatte die Metropole von den niedrigen Zinsen in Industrienationen profitiert, weil renditehungrige Anleger für einen Boom am Immobilien- und Aktienmarkt sorgten. Jetzt, da die Zinsen woanders wieder steigen, ziehen sie ihr Geld ab - es droht ein Preiseinbruch.

    Besonders stark hat der südafrikanische Rand im Zuge der Lira-Krise nachgegeben. Hier lag der Wertverlust bei bis zu 13 Prozent. Die Währung ist sehr anfällig bei Verunsicherungen an internationalen Finanzmärkten, weil die südafrikanischen Staatspapiere zum großen Teil im Besitz von ausländischen Investoren sind. Dennoch schloss Notenbankchef Lesetja Kganyago eine Zinsanhebung mit Verweis auf Sorge um das Wirtschaftswachstum zuletzt aus./tos/jkr/jha/




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