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     1145  0 Kommentare 6 Jahre Draghi’s „whatever it takes“

    Die „whatever it takes“ Rede von Präsident Mario Draghi vom 26.7.2012 war das Signal an die Finanzwirtschaft, dass die Zentralbank alles tun werde, um den Euro zu retten. Einige der Instrumente, die damals ins Spiel gebracht wurden, kamen nie zur Anwendung (z.B. OMT), aber andere geldpolitischen Operationen wie die Anleihenkaufprogramme oder das Quantitative Easing schon. Seitdem haben die Schwankungen an den Finanzmärkten deutlich abgenommen und viele Länder können sich wieder günstiger verschulden. Die Ankündigung und QE-Maßnahmen haben die Krise aber weder gelöst noch eine neue ausgelöst. Sie waren unumgänglich, um die Märkte zu beruhigen, haben die Probleme aber nur verlagert.

    Als die Finanzkrise 2008 ausbrach, war viel von komplexen und komplizierten Produkten und von Ratingagenturen die Rede. Standard & Poors oder Moodys klingen bis heute vielen in den Ohren. Das eigentliche Problem wurde durch sie aber immer nur verschleiert: Die private und öffentliche Verschuldung ist enorm gewachsen und zwar schneller als die reale Wirtschaft. Das kann natürlich nicht gut gehen. Die Zinsen für die Schulden müssen ja irgendwo erwirtschaftet werden. Mit diesen Schulden wurden in den USA, in Spanien oder Irland völlig überteuerte Immobilien gekauft und in Deutschland mehr Schiffe finanziert, als überhaupt jemand brauchen konnte. Und so stürzte das Kartenhaus am Finanzmarkt in sich zusammen und drohte die Realwirtschaft mitzureißen, als sich niemand mehr von zu guten Ratings blenden ließ und die Verschuldung hinter den komplexen Finanzprodukten sichtbar wurde.

    Um das zu verhindern, wurden Banken und Fonds in vielen Ländern mit Steuergeldern gerettet. Regierungen haben die Schulden der Eigentümer der Banken übernommen und sind dabei selbst zahlungsunfähig geworden (Irland, Zypern, Portugal etc.). Aus einer Bankenrettungsorgie wurde also eine Staatsschuldenkrise. In der Betrachtung ist dies immens wichtig, denn die Probleme vor denen wir heute stehen resultieren aus dieser Zeit.

    Und so musste die Europäische Zentralbank einspringen, indem sie mit neuem Geld Anleihen von Staaten und Unternehmen kaufte, weil die Regierungen in der Eurozone nicht in der Lage waren, das Lauffeuer zu löschen.

    Draghi wurde scharf für seine Maßnahmen kritisiert: Einen „Falschmünzer“ hat ihn Alexander Dobrindt von der CSU genannt, einen „Brandstifter“ Frank Schäffler von der FDP.

    Von anderen wurde er als Retter der Eurozone und Sieger in der Finanzkrise gefeiert.

    Aber auch das Eingreifen der EZB löst die Finanzkrise nicht. Sie verlagerte sie nur weiter. Jetzt stiegen die Preise für deutsche Immobilien, so dass viele Menschen – Sie kennen das vielleicht selbst? –  in Deutschland keine bezahlbare Wohnung mehr finden. Die Niedrigzinsphase führt dazu, dass das Geld der Sparer und die Altersvorsorge von Millionen von Menschen an Wert verliert. Gleichzeitig bleibt das alte Problem: Die Schulden wachsen weiter schneller als die reale Wirtschaft.

    Darum müssen wir diese Finanzkrise nach 10 Jahre endlich überwinden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Finanzwirtschaft der Realwirtschaft dient und nicht in den nächsten Crash treibt. Dafür müssen die Finanzmärkte gebremst werden und Investitionen erhöht werden.





    Gerhard Schick
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    Dr. Gerhard Schick ist Mitglied des deutschen Bundestages und seit 2007 finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Er widmet sich unter anderem den Themen Geldpolitik, Finanzmärkte, Steuerpolitik und Anlegerschutz.
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    Verfasst von Gerhard Schick
    6 Jahre Draghi’s „whatever it takes“ Die „whatever it takes“ Rede von Präsident Mario Draghi vom 26.7.2012 war das Signal an die Finanzwirtschaft, dass die Zentralbank alles tun werde, um den Euro zu retten. Einige der Instrumente, die damals ins Spiel gebracht wurden, kamen nie zur …

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