Krisenbarometer
Handelskrieg-Bombe tickt: Warnung vor "schwerer Rezession in Deutschland"
Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute haben sich den Schwelbrand Handelskrieg genauer angesehen und warnen eindringlich vor einer Eskalation des Zollstreits, die Deutschland und Europa nicht gut tun würde.
Fünf führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute haben sich in ihrem so genannten "Herbstgutachten" dem Handelskrieg als Schwerpunktthema vorgenommen und schreiben von einer "schweren Rezession in Deutschland und Europa", wenn der Handelskonflikt eskaliere. Eine Ausweitung würde "zu erheblichen Zollerhöhungen der USA auf breiter Front" führen.
Aber noch seien Deutschland und Europa von dem von den USA ausgehenden Handelskonflikt "weitgehend verschont geblieben". Die konjunkturellen Effekte der bisherigen Zölle für die EU und Deutschland seien gering, steht in der "Gemeinschaftsdiagnose" vom RWI in Essen, vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, vom Ifo Institut in München, vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH). Das Gutachten hat Gewicht. Es unterstützt die Bundesregierung bei eigenen Prognosen.
Interessant aus deutscher und europäischer Sicht ist eine weitere These der Wirtschaftsforscher im Fazit des Schwerpunktthemas mit dem sperrigen Titel "Protektionistische Tendenzen und ihre möglichen Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur": "Retorsionsmaßnahmen (vulgo: Vergeltungsmaßnahmen) der EU dürften den Konjunktureinbruch in der EU abmildern und in den USA eine schwere Rezession auslösen."
Zurzeit herrscht ein Burgfrieden zwischen US-Präsident Donald Trump und der EU. Trump hatte Strafzölle auf Autos aus der EU – also den besten deutschen Exportschlager – ins Feld geführt. Nachdem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Juli Trump seine Aufwartung gemacht hatte, beruhigte sich die Lage. Zurzeit soll hinter den Kulissen verhandelt werden.
In ihrem aktuellen Gutachten mit dem Titel "Aufschwung verliert an Fahrt - Weltwirtschaftliches Klima wird rauer" senken die Wirtschaftsinstitute die Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll in diesem Jahr statt der noch im Frühling erwarteten 2,2 um nur noch 1,7 Prozent zulegen. Im nächsten Jahr erwarten die Prognose-Experten ein Plus von 1,9 (bislang: 2,0) Prozent, für 2020 ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent.
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