Marktkommentar
Andreas Lesniewicz (CONREN): Keine gesunde Entwicklung
Der September hat für Aktienmärkte ereignisreich begonnen, beobachtet Andreas Lesniewicz.
Emerging Markets Aktien haben Bärenmarktterritorium erreicht, US-Aktienindizes hingegen neue Hochs und Europa und Japan sind auf Jahressicht im Minus. Die Entwicklung der Aktienmärkte könnte kaum uneinheitlicher verlaufen.
Der Aktienindex MSCI Emerging Markets hat seit seinem Hoch am 26.1 diesen Jahres über 20% nachgegeben. Dagegen wurde der US-Aktienindex S&P 500 und der US-Tech-Aktienindex NASDAQ, vor allem
durch eine Handvoll von US-Tech-Riesen, im Sommer (!) auf neue Hochs getrieben (Apple und Amazon haben/hatten beide die Wertschwelle von USD 1.000.000.000.000
überschritten). Europa und Japan sind dieses Jahr dagegen auch im Minus (Dax: ca. -7.5%, EuroStoxx: ca. -6%, Nikkei: ca. -1%). Eine sehr ungleiche und auch damit keine gesunde Entwicklung:
Der folgende Chart zeigt die Entwicklung des amerikanischen Aktienindex S&P 500 relativ zum weltweiten Aktienindex MSCI World - er zeigt die massive Outperformance des US-Aktienmarktes relativ zu den Aktien im Rest der Welt
Der folgende Chart zeigt die Entwicklung des amerikanischen TECH-Aktienindex NASDAQ relativ zum amerikanischen Aktienindex S&P 500 - er zeigt die massive Outperformance der US-TECH-Aktien relativ zu den anderen US-Aktien
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Dieses Auseinanderklaffen von Marktentwicklungen (nur die USA steigen und innerhalb der USA nur ein paar Tech-Aktien) kann aber noch eine Weile weitergehen - auch wenn Kurse von US-Tech-Unternehmen
jüngst abgeben musste. Die steigenden Renditeaussichten, der starke US-Dollar, Steueramnestie etc. lassen Geld aus Europäischen und Asiatischen Märkten (zurück) in die USA fließen. Dazu hat nicht
zuletzt die US-Steuerreform zu weiterem zweistelligem Gewinnwachstum bei US-Unternehmen geführt (Bewertungen sind damit zum Teil niedriger als noch zum Jahresanfang -> da wo Gewinne schneller
als Kurse gestiegen sind). Dazu kommen massiv erhöhte US-Staatsausgaben und Rekord-US-Aktienrückkäufe (Es gibt Schätzungen, die von bis zu USD 1.200.000.000.000 an Aktienrückkäufen in diesem Jahr
ausgehen). Es ist ein Feuer, das sich in den nächsten Jahren als teuer erkauftes Strohfeuer herausstellen könnte. Aktuell brennt es aber hell und zieht Investoren an.
Ob wir ein traditionell positives viertes Quartal (neben September ist allerdings auch Oktober statistisch ein gefährlicher Monat für die Börsen) sehen werden, wird nicht zuletzt an der Politik
liegen. Italien, Handelspolitik, Iranisches Öl und vor allen die anstehenden US-Wahlen drängen sich hier auf. Letztere sind auch eine Abstimmung der
Trump’schen Politik, die kurzfristig in jedem Fall sehr positiv für die heimische Wirtschaft. Sie werden zeigen inwieweit die Trump-Show und Trumpelnomics weitergehen können. In beiden Häusern
haben die Republikaner aktuell die Mehrheit. Bei den Senatoren stehen 9 Republikaner (3 gelten als Wackelkandidaten) und 24 Demokranten (5 gelten als Wackelkandidaten) zur Wiederwahl – die
Republikaner stellen aktuell 51 und die Demokraten/Unabhängigen 49 Senatoren. Im Repräsentantenhaus stehen dagegen alle Abgeordneten zur Wahl – Umfragen sehen die Demokraten vorn. Die
Wahlbeteiligung wird wohl entscheidend sein: in der Vergangenheit lag die Wahlbeteiligung bei Präsidentschaftswahlen bei ca. 60% und bei solchen „Mid-terms“ bei ca. 40%. Es gilt die Faustregel: „Je
höher die Wahlbeteiligung desto besser für die Demokraten.“ Mal sehen wie empört über Trump die Amerikaner wirklich sind. Auch die Auswirkungen auf die US-Handelspolitik bleibt in diesem
Zusammenhang zu beobachten.