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    Börsen-Zeitung  477  0 Kommentare Trübsal am Aktienmarkt / Kommentar zu Lage an den Aktienmärkten von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Die Rally, mit der die Aktienmärkte am Mittwoch
    auf die Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten reagiert haben, hat
    sich als kurzlebig erwiesen. Zum Wochenschluss war der Effekt
    bereits verpufft, der Dax lag zuletzt mit 11.526 Zählern unwesentlich
    über dem Niveau, auf dem er vor den Wahlen gelegen hatte. Mit dem
    Wahlergebnis ist zwar ein Unsicherheitsfaktor vom Tisch, und es
    entsprach auch den Erwartungen. De facto hat sich an der Ausgangslage
    für die Aktienmärkte nicht viel verändert. Zwar wird Donald Trump
    das Regieren mit einer demokratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus
    schwerer fallen. Ein unberechenbarer Unruhefaktor wird der
    US-Präsident jedoch bleiben.

    Das gilt nicht zuletzt für den Handelskonflikt mit China, der die
    Aktienmärkte seit geraumer Zeit hemmt und erhebliche Risiken für die
    Weltwirtschaft und für die Aktienmärkte birgt. Unmittelbar vor den
    Wahlen haben Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping zwar
    versöhnlichere Töne angeschlagen. Für Trump erfüllte dies jedoch
    zumindest teilweise den Zweck, sich vor dem Wahlvolk als
    erfolgreicher Macher zu inszenieren. Es ist daher noch völlig
    unklar, ob das Handelskonfliktrisiko mit dem Treffen von Trump und Xi
    auf dem G20-Gipfel entschärft wird.

    Ähnliches gilt aus Sicht der Aktienmärkte für die übrigen
    "Baustellen". Ob ein Hard Brexit doch noch abgewendet wird, ist
    ebenfalls unklar. Zudem schwelt der Konflikt zwischen der EU und
    Italien um den Staatshaushalt des Landes unvermindert weiter. Die
    Kommission hat in der abgelaufenen Woche Prognosen für das
    italienische Wachstum veröffentlicht, die deutlich unter denen der
    italienischen Regierung liegen. Daraus ergeben sich für 2018 und 2019
    Haushaltsdefizite von 2,9% und 3,1%, deutlich mehr, als die
    italienische Regierung mit 2,4% und 2,1% angesetzt hat. Diese
    wiederum gab vor der am Dienstag fälligen Antwort auf die Bedenken
    der EU klar zu verstehen, dass sie an ihrem Haushaltsentwurf
    festhalten will.

    Kein Wunder, dass die Aktienmärkte noch auf der Bremse stehen und
    zögern, zu der von vielen erwarteten Jahresendrally anzusetzen. Zumal
    sich auch das wirtschaftliche Umfeld eintrübt. In diesem Jahr wird
    das globale Wachstum, anders als noch Anfang 2018 erwartet, nicht
    anziehen, sondern leicht zurückgehen. 2019 wird der von Trump
    gesetzte Fiskalimpuls schwinden, und mit den USA und China werden die
    beiden größten Volkswirtschaften der Welt an Schwung verlieren, so
    dass das globale Wachstum nochmals zurückgehen wird. Das ist gerade
    für exportorientierte Industrienationen wie Deutschland ein Problem.
    Nicht zu vergessen, dass die amerikanische Notenbank am Donnerstag
    erneut ihren Zinserhöhungskurs bekräftigt hat.

    Am inländischen Aktienmarkt wird die Stimmung durch die nicht
    abreißenden Enttäuschungen durch die Unternehmensgewinnentwicklung
    zusätzlich getrübt. Jüngstes Beispiel war am Freitag Thyssenkrupp.
    Das Unternehmen schockte den Markt mit einer weiteren Gewinnwarnung,
    woraufhin seine Aktie absackte.

    Zu Beginn des Jahres hatten Analysten für die Dax-Unternehmen noch
    ein aggregiertes Gewinnwachstum von 10% vorausgesagt. Diese
    Spekulation, mit der die zuversichtlichen Dax-Prognosen begründet
    wurden, ist gründlich danebengegangen. Mittlerweile geht der Konsens
    von einem Rückgang um 3% aus. Nicht viel besser sieht es für das
    kommende Jahr aus. Derzeit unterstellt der Konsens mit 11% ein
    Gewinnwachstum in der Größenordnung der Prognosen, die vor einem Jahr
    für 2018 abgegeben wurden. Angesichts des derzeitigen Umfelds dürften
    auch diese Erwartungen enttäuscht werden.

    Auf der Habenseite stehen unter anderem die gesunkenen
    Bewertungen. Hinzu kommt, dass die Weltwirtschaft sich verlangsamt,
    aber nach den derzeitigen Erwartungen auch im kommenden Jahr ein
    durchaus zufriedenstellendes Wachstum aufweisen wird. Unübersehbar
    sind aber die Abwärtsrisiken, die insbesondere vom Handelsdisput
    zwischen den USA und China ausgehen. Der Konflikt muss dringend
    entschärft werden, damit seine direkten Effekte und seine negativen
    Wirkungen auf die Stimmung der Unternehmen und die
    Investitionstätigkeit nicht zu einem schärferen Abschwung führen.
    Damit bleiben die Augen der Anleger bis zum G20-Gipfel, der Ende des
    Monats in Buenos Aires beginnt, auf den amerikanischen Präsidenten
    gerichtet.

    (Börsen-Zeitung, 10.11.2018)

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