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    Börsen-Zeitung  411  0 Kommentare Extremismus der Mitte / Kommentar von Andreas Hippin zum "Plan-B" für den Brexit

    Frankfurt (ots) - Zu den Grundlagen der Demokratie gehörte bis vor
    kurzem noch, Mehrheitsentscheidungen mitzutragen, auch wenn man
    selbst dagegen war. Man erkannte eine Regierung auch dann an, wenn
    man selbst nicht für sie gestimmt hat. Nach dem britischen
    Volksentscheid für den EU-Austritt und der Wahl Donald Trumps in den
    USA wurde dieser Konsens von einem Teil der Wahlverlierer
    aufgekündigt. Sie sind bis heute nicht bereit, sich mit
    ihrer Niederlage abzufinden. Der politische Stillstand
    in Großbritannien geht darauf zurück, dass sich die tiefe Spaltung
    des Landes in Brexiteers und Remainer sowohl durch die großen
    politischen Parteien als auch durch Theresa Mays Kabinett zieht.

    Wer ernsthaft erwartet hatte, die Premierministerin könnte nach
    drei Sitzungstagen einen Plan B aus der Tasche ziehen, nachdem das
    Unterhaus den in ihrem Namen ausgehandelten 585-seitigen
    EU-Austrittsvertrag mit überwältigender Mehrheit niedergestimmt hat,
    wurde gestern enttäuscht. Das kleine Häuflein britischer
    Unterhausabgeordneter unterschiedlicher Parteizugehörigkeit um den
    ehemaligen Generalstaatsanwalt Dominic Grieve, das sie zu diesem
    Auftritt gezwungen hat, verfolgte damit aber ganz andere Ziele. Ihnen
    geht es darum, mit Hilfe von juristischen Mitteln und allerlei
    Geschäftsordnungstricks den immer näher rückenden Austritt um jeden
    Preis zu verhindern. Eine Mehrheit der Abgeordneten war schließlich
    für den Verbleib in der EU. Und jede noch so dürftige Vorlage der
    Regierung ermöglicht Amendments, durch die das Parlament May die
    Richtung vorgeben kann.

    Es ist der Extremismus der Mitte, der sich in diesem Handeln
    Ausdruck verschafft. Obwohl beim EU-Referendum 1,27 Millionen
    Menschen mehr für den Austritt als für den Verbleib stimmten, gibt es
    für manche der Verlierer bis heute keinen Kompromiss. Dabei verfügen
    sie über ein erstaunliches Sendungsbewusstsein. Die mehr als 17
    Millionen Menschen, die für den Brexit votiert hatten, werden von
    ihnen wahlweise als vertrottelte Provinzler dargestellt, die nicht
    wussten, wofür sie ihre Stimmen abgaben, als verkalkte Oldtimer, die
    der Jugend keine strahlende Zukunft in Europa gönnen wollen, oder
    gleich als verkappte Ausländerfeinde.

    Würde das Parlament der Regierung die Kontrolle über
    den Austrittsprozess entreißen, brächte das nicht mehr Demokratie. Es
    würde nur die Gräben vertiefen. Und weil sich die Remainer auf
    nichts einigen können, stünde Ende März ein ganz und gar ungeregelter
    Exit an.

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