Stabilität und Alpha
Ein Plädoyer für europäische Nebenwerte
In Erwartung eines zunehmend unkalkulierbaren Umfelds an den internationalen Anlagemärkten, bei zugleich zunehmender Volatilität, immer kürzeren zeitlichen Abfolgen und angesichts des manifestierten negativen Zinsregimes, gewinnen konservative Depotelemente an zunehmender Bedeutung. Europäische Nebenwerte sind als risikominimierende Elemente im Portfoliokontext geeignet, sofern die beschriebenen Prinzipien beachtet werden.
Kolumne von Markus Merkel, Leiter Mandate und Kooperationspartner der steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbh in München
Der Jahresausklang 2018 war geprägt von einem signifikanten Preisverfall auch qualitativ hochwertiger Aktien sowie zunehmendem Gegenwind aus Politik und Wirtschaft. Im Anlagejahrgang 2018 konnte kaum eine der wesentlichen Anlagekategorien Wertzuwächse verzeichnen. Unsere Prämisse, Vermögen zu bewahren und Chancen zu nutzen, gebietet es weitere stabilisierende Maßnahmen für 2019 zu diskutieren. Insbesondere aktiv verwaltete Nebenwerte-Strategien aus der Eurozone scheinen uns in hervorragender Weise zusätzlichen Risikoschutz liefern zu können.
Aktien Europa Mid/Small Caps jetzt? - "Die spinnen die Bayern!"
Nun durchaus nicht - wir sehen uns eher als gallisches Dorf, das die in diesen Tagen gerne
zitierte Mär von den volatilen, stark zyklischen und überbewerteten Small Caps als das entlarvt, was sie ist, nämlich ein Mythos, der sich zwar hartnäckig hält, aber deswegen nicht an
Wahrheitsgehalt gewinnt.
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Es ist sicherlich zutreffend, dass der deutschen Automobilindustrie gegenwärtig seitens des internationalen Wettbewerbs die Frage gestellt wird, ob sie mit ihrer tradierten Produktpolitik adäquat auf eine massive Nachfrageverschiebung bei individuellen Massenverkehrsmitteln reagieren kann. Investitionsprogramme in neuartige Antriebswege und Konstruktionsweisen können erst mit großem zeitlichen Verzug Wirkung zeigen. „Made in Germany“ wird nicht mehr als Kaufargument an sich genügen. Und in Deutschland hängen etwa zwei Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt am Tropf dieser Sparte.
Dies führt uns wieder zu den zahlreichen in den Nebenwerte-Indices MDAX und SDAX gelisteten Zulieferern innerhalb der Wertschöpfungskette der Autowirtschaft. Hier kommen die Einschläge nun näher. Die Nachrichtenlage hinsichtlich Firmen wie Salzgitter, Norma, Aumann, Leoni etc. spricht Bände. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Europäischer Mittelstand und europäische Spezialwerte decken eben auch Geschäftsmodelle aus den Bereichen Industrie 4.0 oder Künstliche Intelligenz ab, wo sie teilweise mittelfristig uneinnehmbare Burggräben und Wettbewerbsvorteile etablieren konnten. Zudem finden sich zahlreiche Immobiliengesellschaften bzw. REITs, deren Kursverlauf völlig unbeeindruckt von erratischen Marktschwankungen verläuft. Nota bene: „Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon, der in Münchner Immobilien wohnt“ (frei nach Eugen Roth). Aber der Reihe nach: