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     2638  0 Kommentare Letzte Chance für die Bullen?

    Der trügerischen Ruhe am Vortag folgte gestern ein klarer Abverkauf. Besonders der DAX bewährte sich erneut in seiner Rolle als Hebelprodukt auf die US-Aktienmärkte. Vorwände gab es genug, zu verkaufen – nur, die gibt es nicht erst seit gestern. Ein hoher Ölpreis ist nichts Neues, die schleppende Konjunktur in Europa ebenfalls nicht. Auch nicht die Erholung am US-Arbeitsmarkt, die gestern mit einem Fall der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung um unerwartet starke 25.000 auf den niedrigsten Stand seit ungefähr dreieinhalb Jahren glänzte. Auch die Lohnstückkosten (Unit labor costs) für das erste Quartal 2004 brachten keine wirklich neuen Erkenntnisse. Sie sind im Nonfarm Business saisonbereinigt und annualisiert um 0,5 Prozent gestiegen.

    Es war wohl eher die vorsorgliche Verneigung vor den Arbeitsmarktdaten, die heute herauskommen. Bei einer unveränderten Arbeitslosenquote werden für April rund 170.000 neu geschaffene Stellen erwartet. Jetzt kann man wild spekulieren: Fallen die Zahlen besser aus, kann das als Hinweis auf einen eher früheren Zinsschritt gewertet werden, was die Märkte noch weiter gen Süden befördern könnte. Fallen sie schlechter aus, kann die gegenteilige Reaktion auftreten. Oder anders herum: Gute Zahlen könnten als Beleg für eine wirklich kräftige Erholung interpretiert werden, was insbesondere den zyklischen Aktien wieder Beine machen könnte, die in den vergangenen Tagen besonders gelitten hatten. Insgesamt erscheint mir die Chance für eine kurzfristige Erholung insbesondere nach dem gestrigen „Durchrutscher“ leicht höher zu sein.

    Das Thema Zinsen leitet –von allen kurzfristigen Reaktionen abgesehen- eine neue Marktphase ein. Die Zeiten überreichlicher Liquidität gehen zu Ende. Dies führte dazu, dass zeitweise alles parallel stieg, was in „normalen“ Zeiten eher gegenläufig unterwegs ist. Jetzt beginnt eine Zeit der Differenzierung, sowohl innerhalb der Aktien, wie auch zwischen den verschiedenen Investment-Alternativen. Hierbei entstehen natürlich enorme Reibungsverluste, die einzelnen Märkte agieren chaotisch und nervös. Kleinste Anlässe haben große Wirkung. Per Saldo dürften die Aktienmärkte wohl am stärksten von dieser Neuorientierung betroffen sein. Denn einerseits belasten steigende Leitzinsen natürlich den Gewinnspielraum der Unternehmen, zum anderen fragt sich, ob die Konjunktur dabei überlebt. Der mehrfach angesprochene Zusammenhang mit den Hypothekenkrediten und die in der Überhitzung abzubremsende Konjunktur in China machen die Lage brisant.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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