Europäische Wirtschaft warnt Johnson vor Irrtum
Massive Zölle kommen
BERLIN (dpa-AFX) - Der europäische Wirtschaftsverband Business Europe hat den künftigen britischen Premierminister Boris Johnson vor den dramatischen Folgen eines ungeregelten Ausscheidens seines Landes aus der Europäischen Union gewarnt. Die Folge eines No-Deal-Brexits wären "massive Zölle von heute auf morgen", sagte der Generaldirektor von Business Europe, Markus Beyrer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). "Auch wenn Boris Johnson jetzt das Gegenteil behauptet, in diesem Punkt irrt er: Doch, es wird Zölle geben."
Beyrer sagte, ohne Vertrag werde das Vereinigte Königreich vom Status eines voll integrierten EU-Landes in den absoluten Nicht-Status stürzen. "Es gibt kaum ein Land auf der Welt, vielleicht von Nordkorea abgesehen, das einen noch schlechteren Stand an Vereinbarungen mit der EU hätte."
Business Europe gehören Wirtschaftsverbände aus den EU-Staaten und einigen benachbarten Ländern an, aus Deutschland sind der Industrieverband BDI und der Arbeitgeberverband BDA Mitglied.
"Verheerende Konsequenzen für die britische Wirtschaft" im Falle eines ungeordneten Brexits sieht auch der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des EU-Parlaments, David McAllister. Das könne Johnson nicht wollen. Eines müsse klar sein: "Das Austrittsabkommen ist der einzig denkbare Weg, ein geordnetes Verfahren für den britischen EU-Austritt hinzubekommen", sagte der CDU-Politiker dem Sender n-tv.
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Johnson hatte sich im Rennen um den Vorsitz der konservativen Partei klar gegen seinen Konkurrenten, Außenminister Jeremy Hunt, durchgesetzt. Am Mittwoch wird ihn Königin Elizabeth II. als Nachfolger von Theresa May zum Premierminister ernennen. Der Brexit-Hardliner hat angekündigt, er werde sein Land bis zum vereinbarten Termin, dem 31. Oktober, aus der EU führen, notfalls auch ohne Übergangsvertrag. Das von May mit der EU ausgehandelte Austrittsabkommen, das im Parlament in London dreimal durchgefallen ist, lehnt Johnson ab. Er erklärte es für "tot". Die EU bekräftigte jedoch, sie bleibe bei ihrer Linie: keine Nachverhandlungen des Abkommens./ro/DP/zb