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     9126  0 Kommentare Jetzt knallt´s wohl bald

    Manchmal muss man eine bereits vorgeschrieben Kolumne aufgrund von aktuellen Ereignissen einkassieren. So wie ich in dieser Woche. Aufgrund von zwei Dingen:

     

    (1) Larry Fink, der Chef des weltgrößten Asset Managers BlackRock, hat die Europäische Zentralbank aufgefordert, im Rahmen ihrer Expansionspolitik nicht mehr nur Anleihen zu kaufen, sondern jetzt direkt auch Aktien.

     

    Ich erinnere ich sehr gut, im Rahmen der Aktienkrise zum Anfang des Jahrtausends oft über eine derartige Maßnahme geschrieben zu haben. Dass so etwas jedoch tatsächlich in den Fokus des Machbaren rücken könnte, hätte ich niemals für möglich gehalten.

     

    So ein Vorschlag heißt natürlich auch nicht, dass das wirklich passiert. Doch es wäre schon durchaus folgerichtig. Und wenn BlackRock sich so aus dem Fenster lehnt, ist das auf jeden Fall nicht ohne.

     

    Interessant ist vor allem die Begründung Finks. Denn ihm geht es keineswegs allein um die Ankurbelung der Wirtschaft, sondern er will auch die Aktienkultur stärken. Die Leute sollen stärker in Aktien investieren, vor allem zur Altersvorsorge. Und anscheinend ist der EZB hier eine Schlüsselrolle zugedacht, es ihnen mit steigenden Kursen schmackhaft zu machen.

     

    Das ist natürlich der Hammer überhaupt. Kommt das, wird richtig Feuer gemacht. Dann war das bisherige Anleiheprogramm dagegen nur ein laues Lüftchen eines lahmen Föhns.

     

    (2) Das zweite Thema passt, obwohl es überhaupt nichts damit zu tun, nahezu hundertprozentig in diesen Kontext herein. Denn derzeit brennt die Arktis. Hier gibt es mächtige Feuer. Allein in Alaska mehr als 350. Und in Sibirien ebenfalls.

     

    Solche Brände sind um diese Jahreszeit zwar nicht ungewöhnlich, doch die Dauer und Intensität sei nahezu einmalig, lese ich. In Alaska war der Juni der wärmste in der Geschichte, und gleichzeitig ist es sehr trocken gewesen.

     

    Gefährlich sei hierbei gar nicht primär das Feuer selbst, sondern, wie die Experten betonen, dass der sich darunter befindliche Permafrostboden auftaut. Und wenn das passiert, brauchen wir sicherlich über einen Klimawandel nicht mehr zu streiten.

     

    Erstaunlich an diesen beiden Punkten ist für mich, dass sie von den Medien recht wenig beachtet wurden, wenn nicht nahezu ganz übergangen worden sind.

     

    Jetzt geht der Zunder richtig los, doch niemand will davon etwas wissen. Sehr merkwürdig.

     

    Als Ökonomen habe ich gute Chancen, einigermaßen einschätzen zu können, was passiert, wenn sich Punkt (1) realisiert. Mit der Klimawissenschaft bin ich hingegen nicht vertraut. Ich werde deshalb nicht versuchen, mich als jemand aufzuspielen, der den Punkt (2) zu beurteilen vermag.

     

    Doch ich lebe mittlerweile bereits eine ganze Weile auf diesem Planeten und verfüge über ein besonders ausgeprägtes Sensorium. Ich denke, ein sensibler Mensch spürt, was los ist. Er kann sich natürlich irren, genauso wie die Wissenschaft sich irren kann. Doch er hat zumindest den Vorteil, kein allgemeingültiges Model liefern zu müssen.

     

    Ich bin in meinem Leben immer dann ziemlich gut gefahren, wenn ich mich auf meine eigenen Sinne verlassen habe. Das werde ich auch weiter tun.Und was die Streithähne in der Öffentlichkeit und im Internet sich für Schlachten liefern, ist mir piepwurstegal.

     

    Ich werde die Welt nicht ändern können. Zum Glück. Für uns beide.

     

     

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Jetzt knallt´s wohl bald Feuer in der Arktis und bei der EZB

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