checkAd

     2041  0 Kommentare Aktientiere - beide Gattungen orientierungslos

    Der gestrige US-Handel offenbart eine gewisse Ratlosigkeit der Marktteilnehmer. Der Industrie-Ausstoß stieg um 1,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 116,9. Die Kapazitätsauslastung stieg auf 77,8 Prozent – Höchststand innerhalb der zurückliegenden drei Jahre. Volkswirte hatten mit Werten von plus 0,8, bzw. 77,4 Prozent gerechnet.

    Doch es waren nicht so sehr diese aktuellen Zahlen, es ist das gesamte Bild der zuletzt veröffentlichten Makrodaten, das verunsichert. Da verkünden die Fed-Offiziellen einige Tage vor Bekanntgabe der aktuellen Inflationskennziffer, sie würden notfalls auch aggressive Zinsschritte wählen, wenn es die Preisstabilität erfordert. Dann stellt sich heraus, dass sich die von der Fed fokussierte Kernrate der Konsumentenpreissteigerung lediglich im Rahmen der Erwartungen entwickelt hat. Gleichzeitig wird die Verbraucherstimmung ungebrochen stark gemeldet, auch die jüngsten Daten von der Konsumfront waren positiv. Und dann auch noch Industrie-Ausstoß und Kapazitätsauslastung auf Rekord-Niveau.

    Im Verhältnis dazu nimmt sich eine aufs Jahr hoch gerechnete Kernrate von 1,7 Prozent fast schon lächerlich aus. Da muss wohl der Schluss gezogen werden, die Untenehmen verfügen nicht über genügend Marktmacht, höhere Preise durchzusetzen. Das dürfte kein besonders günstiges Licht auf die anstehende Gewinnsaison, mehr noch, auf die zukünftige Entwicklung der Unternehmensprofite werfen. Schließlich wurden Rationalisierungspotenziale in den vergangenen Jahren weitgehend ausgeschöpft, hier ist nicht mehr viel zu holen. Interessant in diesem Zusammenhang, dass vorgestern ein stärker als erwarteter Lageraufbau berichtet worden war. Nach dem achten Anstieg in Folge liegen die Lagerbestände nun auf einem sehr hohen Niveau. Produktion auf Halde war schon immer die teuerste Art, Gewinn zu machen...

    Offenbar waren viele Marktteilnehmer, vielleicht nicht zuletzt die Fed selbst, von der lahmen Kernrate überrascht. Jedenfalls sorgten die daraufhin explodierenden Bondkurse für sinkende Zinsen, was wiederum rückläufigen Inflationserwartungen entspricht. Das ist im Ergebnis positiv für die Realwirtschaft und für den Gegenwartswert künftiger Gewinne, wie sie sich in den Aktienkursen widerspiegeln. Das wiederum sollte kursbelebend wirken. Tut es aber nicht. Bisher... Immerhin liegt das faire KGV auch nach dem jüngsten Renditekollaps noch bei gut 21. Das Niveau sahen wir zuletzt vor vier Wochen und davor im Juli 2002. Da müssen sich die „Earnings“ schon verdammt gut entwickeln, um Phantasie für einen nachhaltigen Kursanstieg in die Märkte zu bringen.

    Drei-Monatsgeld verzinst sich aktuell mit knapp 1,28 Prozent weiterhin höher als nach der Zinssenkung Anfang November 2002. Damals war der Leitzins um 0,5 auf 1,25 Prozent ermäßigt worden. Nach dem jüngsten Hoch bei knapp 1,34 Prozent tendieren die Erwartungen hinsichtlich des Ende Juni bevorstehenden Zinsschritts also wieder etwas leichter.

    Das Put/Call-Verhältnis (CBOE Options total PCR) ist gestern um weitere 0,09 auf 0,69 abgefallen. Die Trendauswertung dieses Indikators legt nahe, dass es noch einige Tage mit seitwärts, bzw. leicht steigenden Kursen weitergehen kann. Insofern hat sich an der zuletzt geäußerten Einschätzung nichts geändert: Die Bullen werden versuchen, an die jüngst markierten Hochs anzuknüpfen. Aber die Chancen, sich jetzt darüber fest zu setzen, sind gering.

    Demzufolge zeichnen auch die TimePattern kein neues Bild. Auffallend (und unschön) ist, dass in einigen Charts am Anfang des Prognosebereichs nach wie vor Sprünge auftreten. Dieser Fehler in der graphischen Darstellung beruht auf signifikanten Änderungen in der Struktur der zugrunde liegenden relevanten TimePattern. Besonders im Bereich zwischen 30 und 46 Tagen Zykluslänge ergeben sich deutliche Umstellungen. Eine solche Häufung war zuletzt Ende April zu beobachten.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de


    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Aktientiere - beide Gattungen orientierungslos Der gestrige US-Handel offenbart eine gewisse Ratlosigkeit der Marktteilnehmer. Der Industrie-Ausstoß stieg um 1,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 116,9. Die Kapazitätsauslastung stieg auf 77,8 Prozent – Höchststand innerhalb der …