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     142  0 Kommentare „Pauschale Risikoabschläge bei allen Werten“ – Börsenspezialist Dirk Schneider beantwortet Leserfragen (FAQ) in der Corona-Krise - Seite 2

    Leser: Sollte man jetzt in sichere Staatsanleihen investieren? Welche Staatsanleihen kämen Ihrer Meinung da in Betracht?

    „Bei Staatsanleihen Quotient zwischen der Höhe der Schulden und des BIP heranziehen“

    Dirk Schneider: Wir wollen und dürfen leider keine Empfehlungen geben. Auch bei Staatsanleihen gibt es riesige Unterschiede. Als sinnvollen Bewertungsparameter kann der Quotient zwischen der Höhe der Schulden und des BIP (Bruttoinlandsprodukt) heranziehen. Grundsätzlich bewerten Ratingagenturen die Bonität des Schuldners unabhängig ob es sich dabei um ein Unternehmen oder einen Staat handelt. Beides kann also als sinnvolle Information für eine Investitionsentscheidung herangezogen werden.

    Leserfrage: Was bezweckt das Anleihe-Kaufprogramm der EZB? Welche Anleihen werden dabei überhaupt gekauft?

    Dirk Schneider: Die EZB möchte mit dem Anleihekaufprogramm für eine gewisse Finanzmarkstabilität sorgen. Im Prinzip kauft die Zentralbank damit die Schulden von bestimmten öffentlichen oder privaten Emittenten auf. Dabei gibt es klare Vorgaben in welche Unternehmen oder Sektoren investiert werden darf. Positiv kann dabei gesehen werden, dass einige Emittenten dadurch eine große Unterstützung bei der Finanzierung über den Kapitalmarkt erhalten. Als negative Folge des doch sehr großen Ankaufprogramms wird die dadurch fehlende Liquidität im Anleihenmarkt angesehen, denn die EZB tritt in der Regel nur als Käufer auf und hält die jeweiligen Stücke bis zur Endfälligkeit des Papiers.    

    Leserfrage: Sind Anleihen derzeit „sicherer“ als Aktien?

    Dirk Schneider: Nein, auch bei Anleihen gibt es ein so genanntes Default-Risiko (Insolvenz). Unter bestimmten Umständen muss also ein Investor sogar einen Totalverlust in Kauf nehmen.

    Leserfrage: Warum sind die Spreads zwischen Kauf- und Verkaufseite bei Anleihen so hoch?

    Dirk Schneider: Das ist einfach gesagt ein aktuelles Liquiditätsproblem. Es ist keiner bereit, Bonds zu kaufen oder zu verkaufen. Wie bereits oben kurz erwähnt gibt es aktuell extreme Kurs Auf und –Abschläge.  Dazu existieren beispielsweise gerade im Mittelstandssegment viele „kleine“ Emissionen (bis zu 50 Mio. €). Das alles führt dazu, dass die Bid- / Offer-Spreads so auseinanderlaufen.

    Leserfrage: Ist ein normaler Wertpapierhandel derzeit überhaupt möglich? Warum wird der Handel nicht ausgesetzt?

    „Funktion der Börse als Marktplatz für Käufer und Verkäufer gerade in dieser Phase essentiell wichtig“

    Dirk Schneider: Ein „normaler“ Börsenhandel ist sicherlich unter den aktuellen Bedingungen nicht möglich. Aber grundsätzlich muss ein fortlaufender Börsenhandel für Privatinvestoren jederzeit möglich sein. Daher gibt es zum Beispiel Unternehmen wie uns (sog. Spezialisten), welche dafür Sorge tragen, dass es auch in diesen wirklich schwierigen Marktphasen noch An-und Verkaufskurse gibt. Inhaber von Anleihen und Aktien muss es jederzeit ermöglicht werden, den jeweiligen Bestand zu liquidieren. Bei Handelsaussetzung käme es zusätzlich zu zwischenzeitlichen Liquiditätsengpässen. Das könnte unter bestimmten Voraussetzungen die allgemeine Panik sogar noch vergrößern. Daher ist die Funktion der Börse als Marktplatz für Käufer und Verkäufer gerade in dieser Phase essentiell wichtig.

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