Umfrage
Mitarbeiter im Einzelhandel raten vom eigenen Job ab
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Sie gelten als systemrelevant und wurden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als "Heldinnen und Helden in der Corona-Krise" gewürdigt - doch ihren Job empfiehlt nur eine Minderheit der Beschäftigten im Einzelhandel weiter. Und das war schon vor den Belastungen durch die Pandemie so, wie eine am Freitag veröffentliche Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergeben hat.
Gut 60 Prozent der Verkäuferinnen, Kassiererinnen und Einzelhandelskaufleute, die sich an der nicht-repräsentativen Umfrage beteiligt haben, raten demnach davon ab, diesen Berufsweg einzuschlagen. Ganz oben auf der Negativ-Liste stünden aber Bankkaufleute, die offenbar in der Branche keine Zukunft mehr sähen, sowie "die beiden Knochenjobs Berufskraftfahrer und Koch/Köchin".
Familienunfreundliche Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und unangenehme Erfahrungen mit unwirschen oder überheblichen Kunden sprächen aus Sicht der Mitarbeiter auch in besseren Zeiten gegen eine Tätigkeit im Handel. Es gebe allerdings auch positive Stimmen, so Malte Lübker vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung. Etwa von Beschäftigten, die den direkten Kontakt mit Menschen lobten, oder die die vergleichsweise geringen Einstiegshürden im Einzelhandel hervorhoben.
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Grundsätzlich gelte: "Die meisten Menschen mögen ihren Beruf und identifizieren sich mit ihm", sagte Lübker. Die Liste der weiterempfohlenen Berufe sei deutlich länger. Ganz oben auf der Empfehlungsliste rangierten Ingenieurberufe, für die ein Studium Voraussetzung sei. Empfehlungsquoten von über 90 Prozent hätten aber auch Ausbildungsberufe wie Mechatroniker, Fachinformatiker oder Personalsachbearbeiter./hff/DP/stk