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    Corona-Effekt: Ist ein Immobilienkauf jetzt sinnvoll oder nicht?

    Die Corona-Krise bestimmt unseren Alltag massiv. Ausgehsperren werden verhangen. Schulen und viele Unternehmen schließen. Und auch an der Immobilienbranche geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Zum ersten Mal seit langer Zeit stehen die Chancen gut, dass Immobilienpreise sinken. Schließlich ist davon auszugehen, dass die Corona-Krise Druck auf Preise für Häuser und Wohnungen ausübt. Ein Beispiel bezieht sich auf fremdvermietete Immobilien, für die aufgrund drohender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit Mietausfälle erwartet werden.

    Gute Chancen für den Erhalt eines günstigen Darlehens

    Die Chancen stehen aktuell gut, aufgrund der Niedrigzinsen günstige Darlehen zu bekommen. Wer jetzt eine Immobilie erwerben möchte, kann sich Kredite zu Konditionen sichern, die mit Rekordtiefs verbunden sind. Kreditvermittler attestieren potentiellen Kreditnehmern sehr gute Aussichten. Denn aktuell ist es sogar möglich, dass Kreditunternehmen schon bald negative Bauzinsen anbieten. Dieses Angebot würde für Kreditnehmer schließlich bedeuten, dass diese eine vollständig erhaltene Kreditsumme noch nicht einmal komplett zurückzahlen müssten.

    Zinssätze von weniger als einem Prozent

    Wie eine Vertreterin der Interhyp betont, mündete die durch das Corona-Virus verursachte Verunsicherung bereits in einem Allzeittief bei Bauzinsen. Schenkt man Aussagen von Finanzierungsvermittlern Glauben, könnte sich ein Großteil aller Kreditnehmer dadurch ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung für ungefähr 0,6 Prozent Zinsen pro Jahr leisten. Wer sogar über eine besonders gute Bonität verfügt, könnte Kredite aktuell für einen Zinssatz von 0,4 Prozent aufnehmen.

    Günstige Zinssätze bei besonders guter Bonität

    Interhyp nahm die Angebote von mehr als 400 Banken unter die Lupe. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Konditionen im direkten Vergleich mit dem Vormonat noch einmal um 0,1 Prozentpunkte verbessert haben. Sogar Kredite mit einer 15-jährigen Zinsbindung, über die sich Verbraucher die günstigen Zinsen über einen besonders langen Zeitraum sichern, stehen aktuell für deutlich weniger als ein Prozent bereit. Der Finanzbetrieb Dr. Klein hält zehnjährige Baukredite bei mehreren regionalen Banken ab 0,31 Prozent für realistisch. Im Gegensatz dazu geht der Baufinanzierungsvermittler Hüttig & Rompf von einer realistischen Untergrenze von ungefähr 0,35 Prozent aus. Bei einer 15 Jahre andauernden Zinsbindung würden sich die Zinskonditionen im besten Fall auf 0,5 Prozent belaufen. Ein positiver Zinssatz ist bei einer besonders guten Bonität nicht auszuschließen.

    Staatsanleihen als Alternative?

    Weil die Aktienmärkte als Folge der Corona-Krise deutlich eingebrochen sind, entschieden sich viele Investoren alternativ für Staatsanleihen. Diese Geldanlagen gelten noch immer als vergleichsweise sicher. Renditen für zehnjährige Bundesanleihen, die als Orientierung für die Bauzinsen dienen, erreichten in der Zwischenzeit sogar ein Rekordtief von weniger als 0,80 Prozent. Außerdem reduzierten Zentralbanken wie die amerikanische Fed den Leitzins deutlich. Dieser Effekt wirkt sich auch allgemein auf das an Kapitalmärkten bestehende Zinsniveau aus.

    Niedrigzinsen als Entlastung für Verbraucher

    Die aktuell für Immobiliendarlehen bestehenden Niedrigzinsen sind eine enorme Entlastung für alle Verbraucher, welche insbesondere in Städten deutlich ansteigende Preise kaum noch bezahlen können. Der Immobilienboom führte im Jahr 2019 deutschlandweit zu einer deutlichen Erhöhung an gewünschten Baufinanzierungen. Wie die Beratungsgesellschaft PwC bekanntgab, stieg das Neugeschäft auf einen Höchststand von ungefähr 263 Milliarden Euro an. Zahlreiche Privatpersonen legten ihr Vermögen in Immobilien an, da Ersparnisse andernfalls fast gar nicht mehr mit Zinsen honoriert werden. Obwohl Renditen von Bundesanleihen in jüngster Vergangenheit wieder etwas angestiegen sind, werden sich die Konditionen für Immobilienkredite auch zukünftig noch auf einem guten Niveau bewegen. Wahrscheinlich wird sich an den niedrigen Zinsen für Immobiliendarlehen auch zukünftig kaum etwas ändern. Allenfalls ein leichter Anstieg des Zinsniveaus erscheint realistisch. Dieser Fall könnte beispielsweise eintreten, wenn die Nachfrage an Bundesanleihen sinkt, da der Staat noch mehr Geld in Hilfsprogramme investieren müsste.

    Experten sind sich uneins: Folgt eine Einführung von Negativzinsen?

    Deshalb ist eine etwaige Einführung von Negativzinsen schon seit einiger Zeit in aller Munde. Doch mit Ausnahme einiger Förderdarlehen sei dieses Thema aktuell nicht spruchreif. Dennoch betonen Vertreter der Interhyp, dass die Einführung von Negativzinsen bei einigen Förderdarlehen nicht ausgeschlossen ist. Diese Aussage bezieht sich auf einige Darlehen der staatlichen Förderbank KfW, die eventuell Tilgungszuschüsse zu den Negativzinsen inkludieren. Würde sich ein Immobilienkäufer dann für Baugeld samt Minus-Zins entscheiden, würde die Bank diese Entscheidung mit einem Rabatt belohnen. Anstatt einer Kreditsumme von 200.000 Euro müssten Kreditnehmer dann beispielsweise nur noch einen Betrag von 199.000 Euro zurückzahlen.

    Noch niedriger werden die Zinsen vermutlich nicht

    Nach der Ansicht von Michael Neumann als Vorstandschef von Dr. Klein Privatkunden geht dieser aktuell nicht von einer Einführung von Negativzinsen aus. Vielmehr könnte die aktuell drohende Rezession bei den Banken in höheren Risikokosten und Baufinanzierungskonditionen resultieren. Derzeit wird der Kapitalmarkt von einer hohen Unsicherheit dominiert, die auf dem Kapitalmarkt auch für längere Zeit andauern kann. Die Folge wäre dann ein extrem niedriges Zinsniveau für Käufer, Bauherren und Anschlussfinanzierungen. Deshalb rät der Vorstandschef Verbrauchern an, zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf noch niedrigere Zinsen zu hoffen. Der Niedrigstand ist vermutlich erreicht.

    Krisenzeiten sind keine Zeiten für wagemutige Kaufentscheidungen

    Dennoch scheuen sich viele Immobilieninteressenten in Zeiten der Corona-Krise davor, tatsächlich das finanzielle Wagnis eines Immobilienerwerbs einzugehen. Wie Immobilienexperten bemerken, gehen die Kundenanfragen seit Beginn der Corona-Pandemie stetig zurück. Schließlich löst die Pandemie auch bei vielen Privatpersonen Unsicherheiten aus. Deshalb nehmen zahlreiche Kaufinteressenten aktuell von diesem Vorhaben Abstand. Diese Entwicklung lässt wiederum den Schluss zu, dass der größte Immobilienboom auf dem deutschen Immobilienmarkt mittlerweile vorbei sein könnte. Erfahrungsgemäß mündeten alle Immobilienzyklen deutschlandweit in den letzten Jahrzehnten in einer Rezession. Wohnungs- oder Hauskäufe hängen schließlich häufig von positiven Erwartungen ans eigene Einkommen ab. Wer jedoch in naher Zukunft von einer wirtschaftlich schwierigen Zeit ausgeht, verschuldet sich im Gegenzug eher selten mit einer Kreditsumme im fünf- oder gar sechsstelligen Bereich.

    Weitere Anzeichen an der Börse

    Die Börse vermittelt einen weiteren Vorgeschmack auf die zukünftige Entwicklung der Immobilienpreise. Ein Beispiel sind sogenannte Vonovia-Aktien, die innerhalb eines Monats um knapp acht Prozent an Wert verloren haben. Diese Tendenz ist aktuell wegweisend. Schließlich gilt Vonovia aktuell als größter Bestandshalter von Immobilien. Im gleichen Zeitraum reduzierten sich die Werte beim Konkurrenten Deutsche Wohnen um ungefähr fünf Prozent. Diese Zahlen erscheinen zwar im aktuellen Umfeld noch nicht besonders dramatisch. Schwierig wird die Lage allerdings dann, wenn diese Verluste erst der Anfang einer längeren Durststrecke sind. Im Gegenzug ist dieser Aktienverlauf aber ein Indiz dafür, dass potenzielle Käufer sogenannten "Betongolds" von den finanziellen Auswirkungen der Coronakrise profitieren. Denn nach vielen Jahren ergibt sich nun die erste Gelegenheit, um Immobilien wieder günstiger zu erwerben.




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
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