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    Vorstandsinterview mit Ahmed Sheriff und Sven Haevernick  2264  0 Kommentare Pentracor: Kein Medikament kann diese Leistung erbringen

    Pentracor aus der Nähe von Berlin begibt in diesen Tagen eine Anleihe für institutionelle Investoren. Das fünf Jahre laufende Papier hat ein Volumen von bis zu 15 Millionen Euro, die jährliche Verzinsung liegt bei 8,5 Prozent. Welche Pläne Pentracor mit dem frischen Geld hat, erläutern im Gespräch mit unserer Redaktion Vorstandschef Ahmed Sheriff und Finanzvorstand Sven Haevernick.

    Im Fokus von Pentracor steht die Behandlungsmethode PentraSorb CRP, die unter anderem bei Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt werden kann. Welches Potenzial es dabei gibt, erklären die Vorstände ausführlich. Sie gehen auch auf einen möglichen Börsengang ein, die anstehende Expansion ist ebenfalls ein Thema des Gesprächs mit Sheriff und Haevernick.

    Pentracor ist eine für Investoren unbekannte Gesellschaft. Wer sind sie, was machen sie?

    Sheriff (siehe Foto links): Die Pentracor GmbH ist eine Ausgründung aus dem universitären Bereich und ist seit dem Jahr 2010 operativ. Wir bieten mit unserer Lösung PentraSorb CRP eine neue therapeutische, extrakorporale Behandlungsmethode, um fortschreitende innere Gewebeschäden bei Patienten nach akuten Ereignissen wie Herzinfarkt nachhaltig einzudämmen. PentraSorb CRP, CE-zertifiziert und patentgeschützt, wird von allen Krankenkassen in Deutschland erstattet und bereits vertrieben.

    Sie wollen helfen, Entzündungen zu stoppen. Dazu nutzen sie die CRP-Blutwäsche. Ist das für den Laien mit einer Dialyse vergleichbar?

    Sheriff: Ja. Bei PentraSorb CRP handelt es sich um einen Filter der stationär in Krankenhäusern an vorhandenen dialyseartigen Systemen außerhalb des Körpers einsetzbar ist. PentraSorb CRP dämmt Organschäden ein, die durch das in der Leber produzierte C-Reaktive Protein, also CRP, verursacht werden. Das CRP wird außerhalb des Körpers herausgefiltert. Es ist also eine dialyseähnliche Blutwäsche, wie sie in Krankenhäusern bereits für andere Zielmoleküle durchgeführt wird.

    Können sie mit ihrem Medizinprodukt PentraSorb Leben retten oder erleichtern sie das Weiterleben?

    Sheriff: Sowohl als auch. Erstens wollen wir natürlich Leben retten, wir reden hier ja von akuten, lebensbedrohenden Ereignissen. Zweitens wollen wir Gewebeschäden und damit Teilinsuffizienzen von Organen eindämmen und den Patienten in der Folge eine nachhaltig verbesserte Lebensqualität dank nur bedingt angegriffener oder geheilter Organe ermöglichen – also auch sequenzielle, stetige Behandlungen überflüssig machen. Das kann PentraSorb CRP. Ein Medikament für diesen Anwendungsfall gibt es nicht.

    Wie hoch ist das globale Marktpotenzial von PentraSorb?

    Haevernick (siehe Foto links): Bezogen auf Deutschland, auf die EU und Nordamerika ist ein Marktpotential von rund 11 Milliarden Euro identifiziert, was die Anwendungsfälle Herzinfarkt und Schlaganfall umfasst. PentraSorb CRP ist aber auch bei akuten Entzündungen von Bauchspeicheldrüse und Darm, bei rheumatischen Erkrankungen, bei postoperativen systemischen Entzündungsreaktionen des Organismus oder aber globaler zerebraler Ischämie einsetzbar. Die Einsatzmöglichkeiten unseres Produkts sind facettenreich und damit auch die Wachstumschancen für unser Unternehmen.

    Wie viel Geld ist bisher in die Entwicklungsarbeiten geflossen?

    Haevernick: Wir haben bisher einen knapp zweistelligen Euro-Millionenbetrag in die Entwicklungsarbeiten investiert. Das geschah mit Eigenkapital. Pentracor hat zum einen renommierte Investoren gewinnen können, zum anderen ist das Management engagiert.

    Sie haben vorhin neben Herzinfarkt und Schlaganfall weitere Einsatzmöglichkeiten für PentraSorb erwähnt. Wie lange dauert es von der Absichtserklärung bis zum Einsatz in diesen neuen Anwendungsgebieten?

    Sheriff: Wir sind bei den weiteren Einsatzmöglichkeiten bereits aktiv, entsprechende Studien sind in Angriff genommen. Eine pauschale Antwort ist nicht möglich, ich sage aber mal als Faustformel drei Jahre.

    Ist ein Börsengang der nächste Schritt für Pentracor?

    Haevernick: Das ist eine Option und wäre ein guter, logischer Schritt in der Unternehmensentwicklung. So haben wir unsere Anleihe ja auch mit einem möglichen Wandlungsrecht ausgestattet.

    FMC hält rund 5,8 Prozent an der Gesellschaft. Könnte es hier auch eine Komplettübernahme geben? Haevernick:

    Auch ein Verkauf von Pentracor ist eine Option und ebenso in den Anleihebedingungen fixiert. Auf geschäftliche Entscheidungen bei FMC haben wir natürlich keinen Einfluss und können uns hierzu folglich auch nicht äußern. Wir sind auf jeden Fall sehr froh, FMC und seine Expertise in unserem Investorenkreis zu wissen.

    Das frische Geld der Anleihe soll vor allem für neue Studien genutzt werden. Wo haben sie derzeit entsprechenden Handlungsbedarf?

    Sheriff: Wir wollen aktuelle Studien finalisieren und weitere klinische Studien durchführen, die Anwendungsmöglichkeiten für unser Produkt PentraSorb sind ja facettenreich. Des Weiteren werden wir die Erlöse aus der Transaktion für den Eintritt in den amerikanischen Markt, den Ausbau der Produktion sowie Marketing und Vertrieb nutzen.

    Geplant ist, wie sie sagten, auch die Erweiterung der Produktion. Wohin soll es gehen? Und wie sehen die aktuellen Kapazitäten aus? Sheriff: Derweil haben wir eine Produktionskapazität von jährlich 8.000 Filtern, die wir in unseren eigenen Reinräumen am Firmensitz in Hennigsdorf bei Berlin realisieren. In Kooperation mit externen Partnern wird die Stückzahl im Jahr 2025 bei rund 40.000 liegen.

    Sie rechnen ab 2022 mit schwarzen Zahlen und mit Gewinnmargen von weit über 30 Prozent. Ist das nicht arg ambitioniert?

    Haevernick: Wir haben ein bereits im Vertrieb befindliches Produkt. Mit dem Emissionserlös werden wir einen großflächigen Roll-out in die Wege leiten. Es gibt kein anderes Medizinprodukt und kein Medikament, das die Leistung von PentraSorb CRP zu erbringen vermag. Die Entwicklung eines alternativen, pharmazeutischen Therapieansatzes ist sehr unwahrscheinlich sowie teuer und würde rund 10 Jahre benötigen. Unsere Innovation wird von allen Krankenkassen erstattet und ist skalierbar. Unsere Planungen sind also eher konservativ.

    Derzeit ist ihr Produkt in sechs Krankenhäusern im Einsatz, wo wollen sie Ende 2020 stehen?

    Haevernick: Wir sind in Deutschland aktuell mit zehn weiteren Einrichtungen in Kontakt. Der großflächige Roll-out wird mit Hilfe der Erlöse aus der Bondemission gestaltet.

    Wie gehen sie an das Vertriebsthema heran?

    Haevernick: Wir werden in Deutschland mit einem Eigenvertrieb arbeiten und außerhalb Deutschlands primär per Lizenzvertrieb aktiv sein.

    Die Krankenkassen zahlen den Einsatz von PentraSorb?

    Sheriff: Von allen Krankenkassen in Deutschland wird der Einsatz von PentraSorb CRP durch ein Zusatzentgeld erstattet.

    Pentracor und Corona. Könnte das passen?

    Sheriff: SARS-CoV-2 kennt keine Grenzen und passt offenbar überall. Aber zum Kern Ihrer Frage: Im Fall Corona wäre PentraSorb CRP therapeutisch einsetzbar und könnte insbesondere die Zerstörung der Lunge aufhalten und damit Menschenleben retten. Ich rede aber hier von der Therapie der Krankheit COVID-19, nicht von einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2. Doch wie lange es dauert, bis es einen Impfstoff gibt, ist fraglich und übrigens ebenfalls, ob es jemals einen geben wird. Also beschäftigt auch uns dieses Thema und wir führen dazu Gespräche.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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