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     132  0 Kommentare Knautschzone / Kommentar zu Hongkong von Norbert Hellmann

    Frankfurt (ots) - Es kam, wie es kommen musste. Chinas Volkskongress hat das
    weltweit für Aufregung sorgende neue Sicherheitsgesetz für die
    Sonderverwaltungszone Hongkong durchgedrückt. Peking erhofft sich von dem
    legislativen Überraschungscoup, dass die Hongkonger Protestbewegung künftig
    notfalls mit chinesischer Staatsgewalt erstickt werden kann. Für die USA und
    zahlreiche andere westliche Nationen ist der Fall klar: Mit dem künftigen
    Eingreifen von chinesischen Sicherheitskräften wird der 1997 bei der Rückgabe
    der britischen Kronkolonie an die Volksrepublik ausgehandelte Autonomiestatus
    und der eherne Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" erheblich unterwandert.

    Die USA gehen nun so weit, Hongkongs Autonomiestatus als de facto abgeschafft
    anzusehen. Das hat zur Konsequenz, dass Washington nicht mehr bereit ist, den
    Hongkong gewährten Freihandelsstatus und eine Latte anderer Freizügigkeiten
    aufrechtzuerhalten. Noch ist US-Präsident Donald Trump mit möglichen weiteren
    Sanktionen nicht aus dem Wald gekommen; es sieht aber danach aus, dass die USA
    Maßnahmen ergreifen werden, die Hongkongs Status als internationalster und
    wichtigster Finanzplatz in Asien zu Leibe rücken.

    Daraus erwächst eine ziemlich paradoxe Situation: Peking argumentiert, dass nur
    das Sicherheitsgesetz in der Lage ist, wieder Ordnung und Ruhe in der
    Sonderverwaltungszone zu schaffen. Das wiederum sei die Grundlage dafür, dass
    der Finanzplatz weiter gedeihen könne. Washington geriert sich zwar als
    Beschützer Hongkongs, ist aber in erster Linie bestrebt, Peking eine Breitseite
    zu verpassen. Erdulden müssten die daraus zwangsläufig resultierenden Schmerzen
    vor allem die Hongkonger. Die USA haben es in der Hand, den Finanzplatz stark zu
    beeinträchtigen, um damit China zu schaden. Chinas Parteiführung lässt sich nach
    dem Handelsstreit mit den USA auf einen neuen Zusammenstoß ein, bei dem Hongkong
    zur Knautschzone wird.

    Hongkong ist als Magnet für internationales Kapital und mit der hauteng an den
    Dollar gekoppelten eigenen Währung einerseits ein echtes Juwel. Andererseits
    aber ist Hongkongs Wirtschaft verglichen mit der weltweit zweitgrößten
    Volkswirtschaft nur ein Winzling. Damit kommt eine traurige Wahrheit zum
    Vorschein. Im Schlagabtausch der zwei Weltmächte sind beide aus
    unterschiedlichen Motiven heraus schlimmstenfalls bereit, Hongkong unter die
    Räder kommen zu lassen, um ihre geopolitischen Interessen zu wahren.

    (Börsen-Zeitung, 29.05.2020)

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
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    OTS: Börsen-Zeitung



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