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     2675  0 Kommentare VIX auf 18

    Am Freitag vergangener Woche hatte ich geschrieben: „Die Stimmung, gemessen am VIX, ist (...) noch nicht schlecht genug. Ein Zielwert von 18 dürfte der aktuellen Situation angemessen sein.“ Gestern war es so weit, intraday touchierte der Gradmesser für die implizite Volatilität diese Marke und korrigierte damit 62 Prozent der Abwärtsbewegung zwischen Mitte Mai und Mitte Juli. Übergroße Sorglosigkeit ist damit zwar ausradiert, aber dennoch ist es zu früh, wenn die Bullen jetzt schon die Sektkorken knallen lassen. Die Situation bleibt vorerst sehr kritisch. Ein Rückfall des S&P 500 auf 1060 ist keineswegs vom Tisch, wenn auch mit der Erholung in der letzten Handelsstunde angezeigt wird, dass die Füße der Bären wiederum kälter geworden sind.

    Stützend dürfte gewirkt haben, dass die Verkäufe bestehender Häuser im Juni um 2,1 Prozent auf 6,95 Millionen gestiegen ist. Wallstreet hatte einen Rückgang um 2,3 Prozent erwartet. Die Veröffentlichung neuer Makrodaten nimmt in dieser Woche wieder Fahrt auf. So gibt es heute Zahlen zum Verkauf neuer Häuser, außerdem wird das Verbrauchervertrauen für Juli veröffentlicht. Hier erwartet man eine leichte Steigerung auf 102. Morgen folgen Juni-Zahlen zum Auftragseingang bei den langlebigen Wirtschaftsgütern.

    In der vergangenen Woche hatte Microsoft eingestanden, dass man mit angehäuften Mitteln in Höhe von bis zu 75 Mrd. Dollar nichts Besseres anzufangen weiß, als sie den Aktionären zurück zu übereignen. Dasselbe Armutszeugnis will sich Presseberichten zufolge demnächst auch Intel, der weltgrößte Halbleiterhersteller und zugleich Weltmeister bei PC-Prozessoren, ausstellen. Beides deutet klar darauf hin, dass die Informationstechnologie, die tragende Säule unserer Wirtschaft, für das akkumulierte Kapital nicht mehr genügend Phantasie bietet. Ich sehe darin eine klare Bestätigung, dass sich unsere Wirtschaft in der letzten Phase des aktuellen Kondratieff-Zyklus und damit in einer Periode erlahmender Wirtschaftstätigkeit befindet. Robert Rethfeld und der Verfasser dieser Zeilen gehen in „Weltsichten – Weitsichten“ auf diesen Komplex ausführlich ein. Das Buch erscheint in diesen Tagen. Informationen finden Sie hier. Kein Wunder, dass sich die Technologie-Titel und allen voran die der Halbleiter-Branche seit geraumer Zeit besonders schwach präsentieren.

    Der Housing Index hielt sich im gestrigen Handelsverlauf nach einem erneuten Test der 200-Tage-Linie vergleichsweise wacker, schaffte es allerdings nicht, sich oberhalb der kurzfristigen Abwärtslinie festzusetzen. Sie heute zu nehmen, wäre ein Klacks.

    Marktinterna: Der VIX stieg gestern intraday mit bröckelnden Kursen weiter und touchierte intraday seine 200-Tage-Linie (EMA). Dem Besuch dieser Linie folgte in der jüngeren Vergangenheit stets eine deutliche Aufwärtsbewegung bei den Aktienkursen. Auch wenn der VIX sich deutlicher als in den vergangenen Tagen bewegte, muss man immer noch von „zaghaft“, oder besser von „kontrolliert“ sprechen. Die im Chart gemalte Tages-Kerze lässt einen Umkehrwillen erkennen. Aber besonders vertrauenserweckend ist das noch nicht. Immerhin sprang nun das VIX-Signal auf „bullisch“. Das Put/Call-Verhältnis ist weiterhin zu „sorglos“, die bärische Implikation bleibt daher – wenn auch knapp - bestehen. Der TRIN macht in dem untersuchten gleitenden Mittelwert den dritten Versuch, nach oben zu drehen (im Chart). Allerdings ist die Dynamik noch wenig ausgeprägt. Und das ist auch genau das Problem der gesamten zurückliegenden Kursbewegung – die Preise rutschen, sie stürzen nicht, es fehlt das impulsförmige Verhalten – nach unten genauso, wie bei den vereinzelten Erholungsversuchen. Charts einsehbar unter "Wissen" auf der Web-Seite der TimePattern.

    Bis hierher: Statisch betrachtet, sind die Bedingungen für eine Trendumkehr nahezu komplett. Die Dynamik lässt jedoch zu wünschen übrig. Positiv ist die beständig überdurchschnittliche Entwicklung des Handelsvolumens. Beflügelnd würden eine Abwertung des Dollar und natürlich eine Entspannung beim Ölpreis wirken. Bei letzterem ist noch wenig Greifbares in Sicht.

    Die TimePattern bleiben bei der Prognose einer unmittelbar anstehenden Wende nach oben. Im DAX, Dow und im S&P 500 liegen validierte Trendsignale „Up“ vor. Im NDX zeigen die TimePattern ebenfalls kurzfistiges Aufwärtspotenzial an, die Bewegung wird aber noch nicht von den anderen Zeitebenen gestützt.

    Beim Dollar kündigt sich auf der Unterseite des seit Anfang Mai existenten Aufwärtskanals eine Wende an, die ihn gegenüber dem Euro auf Sicht Ende August noch einmal deutlich abschwächen sollte. Solange die Korrelation „schwacher Dollar – starke Aktien“ Bestand hat, stützt das die Annahme einer bullischen Wende bei den Aktien.

    Gesamteindruck: Keine Änderung – Das bullische Wendeszenario komplettiert sich sehr zögerlich.

    Im TrackRecord wurde gestern morgen (sehr früh) eine Long-Position auf den DAX aufgenommen.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de



    Klaus Singer
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    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
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    Verfasst von Klaus Singer
    VIX auf 18 Am Freitag vergangener Woche hatte ich geschrieben: „Die Stimmung, gemessen am VIX, ist (...) noch nicht schlecht genug. Ein Zielwert von 18 dürfte der aktuellen Situation angemessen sein.“ Gestern war es so weit, intraday touchierte der …