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    Auch Juristen mit Problemen während Corona Krise

    Geht es um wirtschaftliche Schwierigkeiten und finanzielle Einbußen durch die Corona Krise, denken wohl die wenigsten Menschen in Deutschland zuallererst an Juristen. Einige Anwaltskanzleien, wie beispielsweise KGH in Nürnberg, haben auch während der Krise ihre normalen Öffnungszeiten beibehalten, indem sie sich auf Thematiken rund um Corona spezialisieren, aber nicht wenige Anwaltskanzleien haben für Ihre Mitarbeite Kurzarbeit beantragt.

    Viele Rechtsanwälte sind mitunter stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, wie eine Umfrage der Bundesrechtsanwaltskammer, kurz BRAK, zeigt.

    BRAK veröffentlicht Umfrageergebnisse

    Die BRAK führte eine Umfrage in Bezug auf die Corona Pandemie und deren Einflüsse auf Juristen durch, die im April 2020 veröffentlicht wurde. Befragt wurden knapp 14.500 Anwälte, 12.477 von ihnen haben den Fragebogen formgerecht und vollständig ausgefüllt. Zu den Teilnehmern gehören sowohl selbstständige Einzelanwälte (39,7 %) und Kanzleipartner (circa 21 %) als auch Angestellte kleiner, mittelständischer und großer Kanzleien.

    Umfrage zeigt starke Mandatseinbrüche während Corona

    Um festzustellen, ob die Corona Krise tatsächlich zu Mandatseinbrüchen geführt hat, wurden die Teilnehmer gebeten, den Ist-Zustand mit dem Normal-Zustand, wie er sechs Monate zuvor vorherrschte, zu vergleichen. Das Resultat: 17,4 % der Anwälte generieren durch Corona nur noch halb so viele neue Mandate, 9,4 % melden einen Rückgang um etwa 30 % und fast 17 % der Anwälte berichten von einem Mandatseinbruch in Höhe von 75 %. Knapp 8 % der Teilnehmer konnten seit dem 13. März kein einziges neues Mandat generieren. Immerhin: 19,2 % blieben bis zum Zeitpunkt der Umfrage von negativen Corona Auswirkungen verschont.

    Corona Soforthilfe: Anwälte und die BRAK sehen Unterstützungsbedarf

    Für wirtschaftliche Notsituationen, wie sie manche Anwälte derzeit erleben, sind die staatlichen Soforthilfeleistungen da. Entsprechend überrascht es, dass nur 17 % der Umfrageteilnehmer zum damaligen Zeitpunkt bereits Soforthilfe beantragt hatten. Ungefähr 45 % gehen jedoch davon aus, dass sie früher oder später auf die Soforthilfemaßnahmen angewiesen sein werden. Schließlich verschärft sich die Situation zunehmend, je länger die Corona Krise andauert. Noch können viele Anwälte von laufenden Mandaten und Vorschüssen leben, auf Dauer wird sich der Mangel an „Nachschub“ aber unweigerlich bemerkbar machen. Spätestens dann, wenn die meisten der vor Corona generierten Mandate auslaufen und zum Ausgleich keine neuen, aus finanzieller Sicht rettenden Mandate an Land gezogen werden können, dürfte es für so manchen Juristen düster aussehen. Der Präsident der BRAK, Dr. Ulrich Wessel, hat dies bereits früher vermutet und erfährt durch die nun vorliegenden Umfrageergebnisse einen Bestätigung seiner Annahmen. Gegenüber LTO, einem Onlinemagazin, das sich mit rechtlichen Themen befasst, äußerte Wessel: "Die Anwaltschaft ist von der Krise mittelfristig deutlich betroffen; bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Kolleginnen und Kollegen besteht ein Bedürfnis nach Unterstützungsmaßnahmen.“ Weiterhin stellte er klar, dass Anwälte und Anwältinnen „als elementare Säule unseres Rechtssystems […] in die Lage versetzt werden [müssen], die Krise zu überwinden und die wirtschaftlichen Einbußen langfristig auszugleichen.“ Dies habe die BRAK schon vor vielen Wochen deutlich gemacht und entsprechende Forderungen an Bund und Länder gestellt.

    Betroffenheit durch Corona ist abhängig vom Rechtsgebiet

    Wie stark die Corona Pandemie einen Juristen trifft, hängt, wie die Umfrage der BRAK aufzeigt, auch von seinem Rechtsgebiet ab. Folgendermaßen steht es um die Anwälte der verschiedenen Rechtsgebiete:

    Stark betroffen

    Juristen dieser Fachrichtungen bekommen die Auswirkungen der Corona Krise besonders stark zu spüren:

    • Strafrecht
    • Familienrecht
    • Erbrecht
    • Verkehrsrecht

    Zwischen 35 % und 38 % der Juristen, die im Straf-, Familien-, Erb- oder Verkehrsrecht tätig sind, sind überzeugt davon, auf Dauer staatliche Soforthilfeleistungen in Anspruch nehmen zu müssen. Nur 13 % berichten von keinen wirtschaftlichen Einbußen durch Corona.

    Mäßig betroffen

    Weniger stark, aber doch noch immer beträchtlich betroffen sind Anwälte, die auf diese Rechtsgebiete spezialisiert sind:

    • Sozialrecht
    • Mietrecht
    • Versicherungsrecht
    • Verwaltungsrecht
    • Medizinrecht

    40 % der Anwälte mit diesen Fachgebieten haben, wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht, nicht den Eindruck, in nächster Zeit auf staatliche Hilfe zurückgreifen zu müssen. 25 % sind sich sicher, trotz Corona finanziell gut aufgestellt zu sein, da sie bisher keine Einbußen verzeichnen.

    Kaum betroffen

    Vergleichsweise gut geht es offenbar den Juristen, die sich tagtäglich mit Anliegen aus diesen Rechtsgebieten beschäftigen:

    • Datenschutzrecht
    • Baurecht
    • Steuerrecht
    • Insolvenzrecht
    • Gesellschaftsrecht
    • Gewerblicher Rechtsschutz

    Über 50 % der Studienteilnehmern aus diesen Rechtsgebieten gaben an, keine staatliche Unterstützung zu benötigen, während durchschnittlich 25 % bislang gar keine finanziellen Einbußen hinnehmen mussten, da sie ausreichend neue Mandate generieren.

    BRAK fordert Anerkennung von Anwälten als systemrelevante Personen

    BRAK Präsident Wessel setzt sich derweil stark dafür, dass Juristen deutschlandweit zu systemrelevanten Personen erklärt werden. Anlass dazu gibt ihm vor allem das Thema der Kinderbetreuung. Aktuell ist es schließlich in vielen Ländern Deutschlands der Fall, dass nur Eltern mit systemrelevanten Berufen ihre Kinder zur „Notbetreuung“ in den Kindergarten oder die Kita bringen dürfen. Doch wie relevant ist der Aspekt der Kinderbetreuung in der Juristenszene wirklich? Auch hier bedienen wir uns wieder den Umfrageergebnisse, um eine Antwort zu finden. Über 62 % der befragten Juristen gaben an, gar keine betreuungsbedürftigen Kinder zu haben. Ein hoher Anteil, der in diesem Kontext sicherlich eine Diskussion rechtfertigt. Hinzu kommen allerdings 33 % der Teilnehmer, die in ihrer aktuellen Lage definitiv einen Betreuungsbedarf sehen. Ob sämtliche Juristen in Deutschland bald zu den systemrelevanten Personen zählen, wird die Zeit zeigen. 




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
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