Principal-Agent-Konflikt
Die Post-Corona-Herausforderungen für Online-Plattformen - Seite 2
Heute wird es spannend für Amazon. Mit Extra-Rabatten soll die ohnehin exorbitante Marktmacht weiter ausgebaut werden. Zwar laufen die meisten Betriebe in China mittlerweile wieder wie gewohnt, aber das Problem hat sich verlagert: Das Angebot steigt wieder, doch die Nachfrage ändert sich. Einige Produktkategorien, wie Mode und Schuhe, erleben seit dem Beginn der Pandemie einen Rückgang, andere Kategorien wie Lebensmittel und Haushaltswaren, Home-Office-Ausstattung, Garten, Fitness oder der Unterhaltungssektor verzeichnen hingegen einen Anstieg der Verkäufe. Zum Teil liegt dies auch an weiterhin getätigten Hamsterkäufen. Die Kunden kaufen auf Vorrat und sie versuchen, ihr Home Office für den nächsten Lockdown zu präparieren. Dazu benötigen sie beispielsweise technische Ausrüstung für das Home Office, aber auch Fitnessgeräte.
Obwohl die Geschäfte in den Innenstädten wieder ihre Pforten öffnen, dürfte die Zurückhaltung der Kunden im stationären Handel noch anhalten. Viele Kunden werden den Gang ins Kaufhaus noch meiden aus Unsicherheit über die wirtschaftliche Gesamtlage und aufgrund von Bedenken bezüglich der weiterhin vorhandenen Infektionsgefahr. Die Verlagerung vom Offline-Handel hin zum Online Shopping wird noch anhalten.
Nicht zu verachten: Die vor einem Jahr eingeführte Visa-Kreditkarte ermöglicht es Amazon, noch sehr viele genauere Daten über seine Kundschaft zu sammeln. Zudem wird weiter an der Lock-in-Schraube gedreht: Die gesammelten Bonuspunkte können die Kunden nur auf Amazon einlösen.
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Daten werden auch in Zukunft ganz oben auf dem Menüplan der Plattformen stehen
Zuckerberg zieht mit Facebook Shops nach, will Amazon Konkurrenz machen. Seine Nutzer können damit direkt auf der Plattform shoppen, ohne zur Website des Händlers wechseln zu müssen. Ärgerlich für Plattformen wie Zalando und Amazon, auch wenn ihre Infrastruktur deutlich besser ausgebaut ist. Auf der anderen Seite mischt Amazon auch immer stärker mit im Werbegeschäft und knabbert hier an der Marktmacht von Facebook. Das Ringen der Platzhirsche dauert also noch an.
Nicht wenige Analysten setzen große Stücke auf Delivery Hero. Der Lieferdienst sollte insbesondere dank Corona seinen Umsatz gesteigert haben. Aktuell beläuft sich die Marktkapitalisierung auf rund das Dreifache von Wirecard. Ja, der Umsatz stieg bereits vor Corona lässig um 50 Prozent pro anno. Corona gab da nochmal einen Push. Doch der Cashflow ist tiefrot: -459 Mio. EUR für die letzten 12 Monate. Zusätzliches Wachstumspotenzial soll ab sofort auch durch Lebensmittellieferungen aus dem Supermarkt generiert werden. Das Geschäftsmodell ist sehr kapitalintensiv. Für 2023 peilt das Management die ersten Gewinne an.