Wir müssen jetzt alle umdenken!
Erstaunlich, dass meine Kolumne mit dem Titel „Wer jetzt nicht verkauft“ die höchste Leserschaft der letzten Zeit hatte. Und das bei dem herrlichen Wetter und in der Ferienzeit. Sollte ich das als
Rauchzeichen des Pessimismus interpretieren? Dass die Pessimisten nur zu begierig nach Stellungnahmen in ihrem Sinne suchen?
Dazu passt die neueste Umfrage von Infratest, dass die Zahl der Aktionäre in Deutschland gegenüber dem Jahr 2003 um 553.000 zurückgegangen ist und wir jetzt nur noch 10,6 Mio. Aktionäre haben nach 12,8 Mio. in der Spitze im Jahr 2001. Ich denke, das gehört alles zusammen. Und der Grund ist: Alle spüren noch ihre verbrannten Pfoten – und deshalb traut keiner dem Braten so recht. (Wobei sich natürlich fragt, wer denn nun die Aktien besitzt, deren Umlauf sich ja nicht verringert hat? Doch das ist ein anderes Thema, macht jedoch die Umfrage möglicherweise sinnlos.)
Ich denke, es kommt auch noch etwas anderes ganz Entscheidendes hinzu: Wir müssen jetzt alle umdenken! Weil durch die immer weiter voranschreitende Globalisierung die Inflation mausetot ist. Damit verändert sich der Wirtschaftszyklus vollkommen. Früher gab es stets einen Inflationsschub, weil die Firmen im Aufschwung ihre Preise erhöht haben. Dieser Inflationsschub musste schließlich durch die Zentralbank mit hohen Zinsen bekämpft werden. Der Aufschwung wurde damit also „von außen“ abgewürgt und eine „Stabilisierungskrise“ herbeigeführt.
Heute hingegen kann es sich kaum jemand leisten, die Preise zu erhöhen. Außer man überwälzt seine extern gestiegenen Kosten wie beim Ölpreis. Doch auch das gelingt nicht immer. Daher steigen die Preise nicht und die Notenbank muss nicht bremsend tätig werden. Die Abschwächung der Wachstumsraten geschieht somit gleichsam „intern“, also aus dem Marktprozess heraus. Weil die Einkommen aufgrund der Kostenreduktionen des Unternehmenssektors real fallen, kann der Konsum nicht wachsen und der Aufschwung bremst sich nach kurzer Zeit von selbst wieder.
Unsere Volkswirtschaften kehren damit nach etwa vier Inflations-Jahrzehnten, die hauptsächlich demografisch und durch Nachholprozesse sowie Markabschottungen zu erklären sind, wieder zur Normalität vorhergehender Jahrzehnte und Jahrhunderte zurück. Ich habe das einmal die „Rückkehr zum klassischen Szenario“ genannt. Und das bedeutet: ein Abwechseln leichter Inflation mit leichter Deflation, ein nur moderates Wirtschaftswachstum, dauerhaft niedrige Zinsen und ein tendenzieller langfristiger Druck auf Löhne und Unternehmensgewinne.
Das hat sowohl positive wie auch negative Aspekte. Doch die Börse und die Aktionäre müssen sich darauf erst langsam einstellen. Wir müssen jetzt alle umdenken.
berndniquet@t-online.de
Dazu passt die neueste Umfrage von Infratest, dass die Zahl der Aktionäre in Deutschland gegenüber dem Jahr 2003 um 553.000 zurückgegangen ist und wir jetzt nur noch 10,6 Mio. Aktionäre haben nach 12,8 Mio. in der Spitze im Jahr 2001. Ich denke, das gehört alles zusammen. Und der Grund ist: Alle spüren noch ihre verbrannten Pfoten – und deshalb traut keiner dem Braten so recht. (Wobei sich natürlich fragt, wer denn nun die Aktien besitzt, deren Umlauf sich ja nicht verringert hat? Doch das ist ein anderes Thema, macht jedoch die Umfrage möglicherweise sinnlos.)
Ich denke, es kommt auch noch etwas anderes ganz Entscheidendes hinzu: Wir müssen jetzt alle umdenken! Weil durch die immer weiter voranschreitende Globalisierung die Inflation mausetot ist. Damit verändert sich der Wirtschaftszyklus vollkommen. Früher gab es stets einen Inflationsschub, weil die Firmen im Aufschwung ihre Preise erhöht haben. Dieser Inflationsschub musste schließlich durch die Zentralbank mit hohen Zinsen bekämpft werden. Der Aufschwung wurde damit also „von außen“ abgewürgt und eine „Stabilisierungskrise“ herbeigeführt.
Heute hingegen kann es sich kaum jemand leisten, die Preise zu erhöhen. Außer man überwälzt seine extern gestiegenen Kosten wie beim Ölpreis. Doch auch das gelingt nicht immer. Daher steigen die Preise nicht und die Notenbank muss nicht bremsend tätig werden. Die Abschwächung der Wachstumsraten geschieht somit gleichsam „intern“, also aus dem Marktprozess heraus. Weil die Einkommen aufgrund der Kostenreduktionen des Unternehmenssektors real fallen, kann der Konsum nicht wachsen und der Aufschwung bremst sich nach kurzer Zeit von selbst wieder.
Unsere Volkswirtschaften kehren damit nach etwa vier Inflations-Jahrzehnten, die hauptsächlich demografisch und durch Nachholprozesse sowie Markabschottungen zu erklären sind, wieder zur Normalität vorhergehender Jahrzehnte und Jahrhunderte zurück. Ich habe das einmal die „Rückkehr zum klassischen Szenario“ genannt. Und das bedeutet: ein Abwechseln leichter Inflation mit leichter Deflation, ein nur moderates Wirtschaftswachstum, dauerhaft niedrige Zinsen und ein tendenzieller langfristiger Druck auf Löhne und Unternehmensgewinne.
Das hat sowohl positive wie auch negative Aspekte. Doch die Börse und die Aktionäre müssen sich darauf erst langsam einstellen. Wir müssen jetzt alle umdenken.
berndniquet@t-online.de