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     1653  0 Kommentare Tourismus-Aktien: Wohin führt die Reise?

    Die Corona-Krise macht der Tourismusbranche schwer zu schaffen. Nicht alle Reiseanbieter werden überleben. Als Krisengewinner könnte die Online-Plattform Booking hervorgehen. Ob TUI das gelingt, bleibt ungewiss.

    Kaum eine Branche leidet unter der Corona-Krise so stark wie die Tourismusindustrie. Auf eine rasche Erholung beziehungsweise auf große Nachholeffekte sollten sich die Tourismusanbieter keine zu großen Hoffnungen machen. Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes schätzt, dass selbst in zwei Jahren erst 70 Prozent des Normalumsatzes erreicht werden können. Der Sektor muss sich also auf eine längere Durststrecke einstellen. Dabei kämpfen schon jetzt viele Unternehmen um das blanke Überleben. In einer bedrohlichen Situation steckt auch TUI. Wie ernst die Lage bei Europas größtem vollintegrierten Touristikkonzern ist, zeigt der jüngste Quartalsbericht. Demnach brach im Zeitraum von März bis Juni 2020 der Umsatz um 98,5 Prozent ein. Der Konzern erzielte also quasi keine Einnahmen. Zwar gelang es TUI die Fixkosten als Reaktion auf die Krise deutlich zu reduzieren. Dennoch setzte es per Saldo einen Quartalsverlust von 1,4 Milliarden Euro. Das Eigenkapital der Gesellschaft schrumpfte von 4,17 auf nur noch 1,15 Milliarden Euro. Um es vorsichtig auszudrücken: Der finanzielle Spielraum der des Konzerns ist sehr begrenzt.

     

    Ohne frisches Geld droht die Pleite

    Viel besser als bei TUI sieht es bei anderen Branchenvertretern auch nicht aus. Beispiel Carnival. Der US-Kreuzfahrtkonzern verbuchte im zurückliegenden Quartal einen Verlust von 4,4 Milliarden US-Dollar, und sucht wie TUI nun verzweifelt nach Möglichkeiten, sich Liquidität zu beschaffen. Während sich die Amerikaner dabei vor allem am Kapitalmarkt durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen und Wandelanleihen bedienen wollen, setzen die Deutschen auf die Hilfe des Staates. Ein erster KfW-Kredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro kam zu diesem Zweck bereits im April zur Auszahlung. Ein weiteres Stabilisierungspaket im Volumen von 1,2 Milliarden Euro sicherte sich TUI im August. Nach Angabe des Unternehmens würde damit ausreichend Liquidität zur Verfügung stehen, um die Wintersaison 2020/21 abzudecken und wenn nötig auch eine gewisse Zeit darüber hinaus.

     

    Zu lange darf die Durststrecke allerdings nicht dauern. Bei TUI hofft man daher, dass sich das Geschäft spätestens im Jahr 2022 normalisieren wird. Man sehe sich aufgrund der Marke und Produkte gut positioniert, um dann an die Vorkrisen-Entwicklung anzuknüpfen, heißt es im Quartalsbericht. Sollte die Neuausrichtung gelingen, könnte TUI im Idealfall sogar als ein Gewinner der Krise hervorgehen, da das Unternehmen von der eingeläuteten Marktbereinigung profitieren dürfte.

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    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
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