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    Im Interview  671  0 Kommentare Joh. Friedrich Behrens: Online-Vertrieb stärkt das internationale Wachstum

    Behrens begibt eine neue Anleihe im Volumen von bis zu 15 Millionen Euro, die mit 7,25 Prozent verzinst ist. Die Laufzeit liegt bei fünf Jahren. Gezeichnet werden kann das Papier bis zum 5. November. Investoren einer im November auslaufenden Behrens-Anleihe können ihre Papiere in den kommenden Wochen ebenfalls in die neue Anleihe umtauschen. Die Hintergründe der neuen Emission beleuchtet Behrens-CEO Tobias Fischer-Zernin im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei spricht er über künftige Wachstumschancen und über eine mögliche Expansion bei Behrens. Eine Unterstützung von staatlicher Seite ist ebenso Thema im Interview mit Fischer-Zernin wie auch die Chancen im Online-Vertrieb.

    Im zweiten Quartal hat Behrens die Folgen der Pandemie deutlich gespürt. Hat sich die Umsatzentwicklung im dritten Quartal wieder verbessert?

    Fischer-Zernin: In der Tat haben wir uns, wie das gesamte wirtschaftliche Umfeld, im zweiten Quartal der Corona-Krise und ihren Folgen nicht entziehen können und in Form von deutlichen Umsatzrückgängen vor allem im April und Mai gespürt. Erfreulicherweise verzeichneten wir aber bereits im Juni wieder einen Anstieg unserer Umsätze und sehen aktuell eine deutliche Erholung mit Trend zum Vorjahresniveau.

    Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das vierte Quartal?

    Fischer-Zernin: Wir sehen schon jetzt wieder verbesserte Chancen und Perspektiven für die Behrens-Gruppe als noch im ersten Halbjahr. Die Monatsumsätze verbessern sich in Richtung Vorjahresniveau, Europa entwickelt sich dabei besser, die USA schwächer. Der Ausblick auf das Gesamtjahr 2020 ist aber natürlich nach wie vor durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Insgesamt haben wir uns strategisch auf die veränderten Rahmenbedingungen eingestellt und fokussieren uns z.B. vertrieblich auf Märkte mit besonderem Potential wie Europa als Absatzmarkt und eben auch auf eine Erweiterung des Produktsortiments um Produkte mit Potential wie Nagelplatten und unsere BeFix Schrauben. Natürlich setzen wir auch auf Kostensenkungen und Optimierungspotentiale innerhalb des Unternehmens, um unsere Marge weiter zu verbessern.

    Wieso ist es zuletzt in Norwegen, Schweden und Österreich besser als in anderen Ländern gelaufen? Kann das eine Blaupause für weitere Auslandsmärkte sein?

    Fischer-Zernin: Wir sehen diese Märkte nicht als Blaupause. In Schweden und Norwegen sind wir bislang ein noch ziemlich kleiner Marktteilnehmer, daher wirken sich dort neue Kunden und Umsätze verhältnismäßig deutlich aus. Hier bauen wir unsere Marktposition weiter aus und das zeigt sich an den Zahlen. Die Entwicklung in den einzelnen Ländermärkten auch innerhalb Europas verläuft uneinheitlich und hängt an vielen verschiedenen Faktoren. Kurze Betrachtungszeiträume sind daher sowieso nur begrenzt aussagekräftig für unser Geschäft, daher denken wir nicht so sehr in Quartalen.

    Steht 2021 die Expansion in neue ausländische Märkte an?

    Fischer-Zernin: Nein, wir sind in Europa mittlerweile so gut und umfassend aufgestellt, dass wir unsere Marktposition in allen relevanten Märkten auf dieser Basis weiter ausbauen können. Weitere Tochtergesellschaften oder Niederlassungen sind hier insofern nicht geplant. Wenn Marktentwicklungen im außereuropäischen Ausland es aus unserer Sicht erfordern, wie zuletzt in Australien, würden wir natürlich entsprechend reagieren.

    Macht Ihnen ein möglicher harter Brexit Sorgen?

    Fischer-Zernin: Nein, nicht wirklich. Auch hier sind wir gut aufgestellt, denn unsere britische Tochtergesellschaft importiert seit langem Ware aus Deutschland und aus Fernost. Insofern sind wir bezüglich Zollthemen geübt und auch bestens bei den lokalen Zollbehörden bekannt. Ich glaube daher nicht, dass wir auf große Verzögerungen beim Import von Waren stoßen werden. Von der Absatzentwicklung her denken wir, dass Großbritannien gerade auf einer Art Zwischenhoch schwimmt, das zeitlich begrenzt sein könnte. Aber auch das macht uns keine Sorgen.

    Wie sehr verstehen die Banken Ihre aktuell durch Corona bedingte Situation?

    Fischer-Zernin: Nachdem die geplante Borrowing Base Finanzierung mit der Hausbank letztes Jahr nicht wie geplant umgesetzt werden konnte, gibt es in der Behrens AG nahezu keine Bankenfinanzierung. Gerade in Zeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie sind die Banken restriktiver und zurückhaltender denn je unterwegs. Unsere Auslandstöchter haben natürlich t.w. Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten.

    Es soll eine stille Beteiligung des Bundes geben. Wie sind die Konditionen und welche Auswirkungen hat dies auf Behrens?

    Fischer-Zernin: Behrens hat bereits im Juli 2020 einen Antrag auf Unterstützung aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes gestellt und diesen im Verlauf angepasst auf eine stille Beteiligung. Nach konstruktiven Gesprächen und viel Fleißarbeit auf unserer Seite und durch unsere Berater sind wir optimistisch, dass wir kurzfristig eine Bewilligung in Höhe von voraussichtlich 4 Millionen Euro erhalten. Dieses Geld dient nicht der Rückzahlung der Anleihe, sondern der Eigenkapitalstärkung der Behrens-Gruppe und ist aus unserer Sicht ein klares, positives Signal, das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells zeigt.

    Ohne eine Refinanzierung der Anleihe droht bei Behrens eine schwierige Situation. Dies kommunizieren Sie sehr offen. Wie hoch ist letztlich diese Wahrscheinlichkeit?

    Fischer-Zernin: Vor dem Hintergrund der Kurzfristigkeit der anstehenden Refinanzierung mussten wir schon aus rechtlichen Gründen darauf hinweisen. Natürlich nimmt der Markt solch einen Risikohinweis in der aktuellen Phase recht sensibel auf, wie wir an den Kursbewegungen der Anleihen gemerkt haben. Uns war und ist es jedoch sehr wichtig, Transparenz zu zeigen. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Refinanzierung der Anleihe 2015/2020 wie geplant erfolgreich und pünktlich realisieren werden. Dafür haben wir eine Gesamtfinanzierungsstruktur mit verschiedenen Bausteinen entwickelt. Wir haben bereits eine Zusage des Landes Schleswig-Holstein für ein Darlehen und eine stille Beteiligung vorliegen, dies soll ergänzt werden durch eine stille Beteiligung des Bundes, mit deren Bewilligung wir kurzfristig rechnen. Daneben sind wir mit zwei Debt Fonds in fortgeschrittenen Verhandlungen, so dass wir uns gut aufgestellt fühlen und bei erwartungsgemäßem Verlauf der Emission optimistisch sind, auch wenn natürlich Risiken verbleiben.

    Würden Sie notfalls auch mit eigenem Geld die Anleihe zeichnen, um Behrens in ruhiges Fahrwasser zu führen?

    Fischer-Zernin: Wir benötigen aus der neuen Anleihe ja nicht das volle Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro – auf Basis unserer geplanten Gesamtfinanzierungsstruktur reicht es uns, wenn wir erneut eine gute Umtauschquote erzielen und wir ein Volumen im niedrigen einstelligen Millionenbereich platzieren können – und da sind wir zuversichtlich, dass es uns gelingt.

    Investoren der im November auslaufenden Anleihe sollen diese in ein neues Papier umtauschen. Was bieten Sie diesen?

    Fischer-Zernin: Behrens hat großes Interesse daran, die langjährigen Anleger auch mit der neuen Anleihe halten zu können. Wir haben in der Vergangenheit unsere Zinsen immer pünktlich und vollständig gezahlt und uns als solider Emittent das Vertrauen des Kapitalmarktes erarbeitet. Daher bieten wir auch bei dieser Anleihe unseren Anlegern der Anleihe 2015/2020 (ISIN: DE0005198907) ein attraktives Umtauschangebot: Sie können ihre Teilschuldverschreibungen 1:1 in die neuen Teilschuldverschreibungen umtauschen und erhalten neben ihren aufgelaufenen Stückzinsen einen Barausgleich in Höhe von 25,00 Euro je Anleihe. Die Umtauschfrist läuft bis zum 02. November 2020.

    Warum machen Sie überhaupt ein Umtauschangebot für die in wenigen Wochen auslaufende alte Anleihe?

    Fischer-Zernin: Zum einen ist es uns wichtig, unsere treuen Anleger weiter zu halten. Wir möchten das Vertrauen, das sie in uns als Emittent setzen, mit dem Barausgleich honorieren und natürlich damit zur Umtauschentscheidung positiv beitragen. Bei unserer letzten Anleihe hatten wir eine Umtauschquote von um die 40 Prozent - das zeigt, dass das für uns der richtige Weg ist. Zum anderen möchten wir in den aktuell durchaus herausfordernden Zeiten am Kapitalmarkt nicht nur auf Neuplatzierungen setzen, sondern uns möglichst breit aufstellen. Wir nutzen damit also einfach eine weitere Chance.

    Zum Halbjahr lag Ihre Eigenkapitalquote bei 16,2 Prozent. Wenn diese unter 20 Prozent sinkt, wollen sie im Folgejahr einen um 0,5 Prozentpunkte höheren Zinssatz zahlen. Warum?

    Fischer-Zernin: Die Anleihebedingungen unserer Anleihe 2019/2024 sehen ebenso wie die unserer neuen Anleihe einen Zins-Step-up von jeweils 0,5 Prozent p.a. (im Folgejahr) vor, wenn unsere Eigenkapitalquote im Jahreskonzernabschluss unter 20 Prozent sinkt. Wichtig ist hierbei, dass die Konzerneigenkapitalquote gemäß den Anleihebedingungen dem bilanziellen Eigenkapital zuzüglich Verbindlichkeiten aus mit Nachrang versehenen Genussrechten und Nachrangdarlehen dividiert durch die Bilanzsumme des Konzerns entspricht. Das heißt, hier wird das verfügungsbeschränkte Nachrang-Darlehen in Höhe von 7,5 Millionen Euro, das bereits seit 2016 zur Stärkung der wirtschaftlichen Eigenkapitalsituation dient, berücksichtigt und die Eigenkapitalquote lag daher zum 30.06.2020 (und auch davor) über 20 Prozent. Zukünftig wird auch die geplante stille Beteiligung des Bundes eingerechnet werden, da auch dieses zum Eigenkapital zählt. Insofern machen wir uns derzeit um unsere Eigenkapitalquote wenig Sorge und wollen gleichzeitig den Anleihegläubigern mit diesem financial covenant aber auch Sicherheit geben.

    Wo wollen Sie im kommenden Jahr neue Akzente setzen?

    Fischer-Zernin: Von den Produkten her werden wir unseren Fokus ganz klar auf die BeFix Schrauben und die Nagelplatten (inklusive der entsprechenden Software) legen. Dabei werden wir natürlich unser traditionelles Geschäft mit Klammern und Nägeln weiter stärken. Darüber hinaus wird es wichtig sein, unsere Fertigungskapazität für die Belieferung der BeA USA zu erhöhen.

    Welche Investitionen sind geplant?

    Fischer-Zernin:
    Keine wesentlichen.

    Der Vertrieb der Nagelplatten konnte nach verschiedenen Verzögerungen anlaufen. Welche Erwartungen haben Sie an dieses neue Produktsortiment?

    Fischer-Zernin: Wir glauben, dass die Nagelplatten einer unserer Wachstumstreiber in der Zukunft sein werden. Bisher mussten wir aufgrund von Softwareanpassungen da etwas Geduld aufbringen, aber wir glauben schon in 2021 werden wir signifikant mehr Umsatz machen. Für die Jahre 2022 und 2023 gehen wir davon aus, dass wir unsere Umsätze in diesem Bereich wahrscheinlich jeweils verdoppeln werden. Der Markt ist da ebenso wie die Akzeptanz für uns als Anbieter und unsere Produkte. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir zum Jahresende so weit sind, dass wir die Märkte in Frankreich, Deutschland und Skandinavien ernsthaft angehen.

    Werden Sie Ihr Sortiment auch anderweitig vergrößern?

    Fischer-Zernin: Aktuell ist nichts geplant, wir werden aber sicherlich opportunistisch nach weiteren Möglichkeiten schauen und diese gegebenenfalls nutzen. Wichtig ist uns dabei, dass wir keine neuen Vertriebskapazitäten aufbauen müssen, sondern neue Produkte mit der bestehenden Vertriebsmannschaft an bestehende Kunden vertreiben können und sie in unser Produktportfolio passen.

    Jüngst haben Sie einen neuen Online-Shop vorgestellt. Mit welchen Umsätzen rechnen Sie dort in der Startphase und wie wollen sie diesen weiterentwickeln?

    Fischer-Zernin: Wir setzen hier auf die Digitalisierung auf Vertriebsebene und positionieren uns mit dem B2B-Webshop von unserer Marke KMR optimal für die Zukunft – gerade weil wir ein sehr breites Produktsortiment haben. Mit KMR sprechen wir ja das Handwerk an – wir vereinfachen den Zugang zu KMR-Produkten für Handwerker-Profis, stärken die Fachhandelspartner und sichern so unser internationales Wachstum. Auch für unsere größere Marke BeA, die die Industrie bedient, planen wir ähnliches.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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