Börsengang des Jahres
Airbnb vor IPO im Dezember: Vorsicht vor Internet-Betrügern im Stile von „Maßloses Marketing“
„Great opportunities here“ – Großartige Möglichkeiten verspricht die Werbeanzeige, die im Google-Suchfenster ganz oben erscheint, wenn man nach „Airbnb-IPO“ sucht.
Die Webseite, die sich hinter dem Link verbirgt, ist im gleichen lachsfarbenen Ton designt wie das weltweit beliebte Buchungsportal für Ferienunterkünfte.
Tatsächlich will der Hotel-Schreck aus dem Silicon Valley noch im Dezember an die Börse gehen. Künftig soll Airbnb unter dem Tickersymbol ABNB über die Tafeln der Technologiebörse Nasdaq laufen. Die Finanzmärkte fiebern schon lange auf das Debüt des Branchenführers hin, das zum größten IPO des Jahres werden könnte. Der Zeitpunkt überrascht jedoch manche Beobachter. Denn geschäftlich war das Jahr 2020 bislang ein Totalausfall. Die Corona-Pandemie hat das Geschäft nahezu zum Erliegen gebracht. In den ersten neun Monaten summierte sich der Verlust auf 697 Millionen US-Dollar.
Auf den Seiten von airbnb-ipo.net liest sich das etwas anders. Dort ist die Rede von einem „profitablen Unternehmen“ und „stetigem Wachstum“. Interessenten können sich unter Angabe ihrer Telefonnummer und E-Mail-Adresse ein Pre-IPO-Fact-Sheet sichern und „Teil des größten IPO der jüngsten Geschichte werden“.
Zwielichtige Versuche, die Euphorie rund um einen Börsengang auszuschlachten, sind nicht neu. Im Jahr 2012 im Vorlauf des Facebook-IPOs erbeutete ein Mann aus Mönchengladbach 422.000 Euro mit angeblichen „vorbörslichen“ Aktien. In den USA flogen im Zusammenhang mit falschen Facebook-Aktien Betrügereien sogar in Millionenhöhe auf.
Investoren, die sich die fragwürdigen Angebote zur Airbnb-IPO genau anschauen, sollten jedoch schnell stutzig werden. Wer die Webseite bis nach unten durchscrollt, entdeckt ein Banner mit dem Hinweis: „Exssve Marketing Ltd. besitzt keine Verbindung, Geschäftsbeziehung zu oder Empfehlung von Airbnb oder den oben genannten Unternehmen.“ Wer die Firma googelt, findet ein Landhaus in einer kleinen Ortschaft in England.
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Vielsagend erscheint auch der Name der Firma: Exssve Marketing – vermutlich ein Wortspiel mit dem Begriff exzessiv. Zu Deutsch heißt das so viel wie "maßloses Marketing".
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion