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    Disruption bei Geldinstituten  544  0 Kommentare „Wir möchten Kunden anders ansprechen als traditionelle Banken“

    „Wir möchten Kunden anders ansprechen als traditionelle Banken“, sagt Steve Langer, Market Manager Germany, und beschreibt, wie sich die Neo-Bank von Wettbewerbern abheben will und welche Pläne sie hierzulande verfolgt.

    Die spanische Digitalbank Openbank ist seit rund einem Jahr auch in Deutschland aktiv. Steve Langer, Market Manager Germany, skizziert, wie sich die Neo-Bank von Wettbewerbern abheben will und welche Pläne sie hierzulande verfolgt.

    multiasset.com: Openbank – mit diesem Namen kann hierzulande nicht jeder auf Anhieb etwas anfangen. Was sollte man im Wesentlichen über die digitale Bank wissen?

    Steve Langer: In Spanien ist die Openbank eine feste Größe. Schließlich wurde sie dort bereits 1995 von der Santander Gruppe als erste Direktbank mit Telefonservice gegründet. Damit hat die Openbank die größte Bank Europas hinter sich. Mittlerweile haben wir rund 1,4 Millionen Kunden und Einlagen in Höhe von 10 Milliarden Euro. Seit rund einem Jahr sind wir auch in den Niederlanden, in Portugal und in Deutschland tätig. Openbank ist in Deutschland als digitale Bank via Web und App abrufbar. Auch stehen wir unseren Kunden an 365 Tagen im Jahr auf Wunsch telefonisch zur Seite – auf deutsch, versteht sich. Das wird von unseren Kunden sehr geschätzt, zumal wir praktisch keine Warteschleifen haben. Mit diesem Service heben wir uns deutlich von anderen Digitalbanken ab, die oftmals nur digital erreichbar sind.

    Warum fiel die Wahl auf Deutschland als nächstes Ziel der Expansion in Europa?

    Langer: Deutschland ist für uns ein sehr interessanter Markt, weil die Deutschen digitalaffin sind. Daher sehen wir reichlich Möglichkeiten, um weiter zu wachsen – obwohl es hierzulande bereits viele Digitalbanken gibt. Wir haben ein Angebotspaket geschnürt, das für den deutschen Markt sehr interessant ist. Nicht zuletzt aufgrund des Niedrigzinsumfelds und der zunehmenden Einführung von Strafzinsen wird auch unser Kapitalanlagenangebot sicherlich viele Deutsche ansprechen.

    Bestandteil Ihres Angebots in Deutschland sind auch Robo-Advisor-Strategien. Wie wollen Sie sich von den zahlreichen Wettbewerbern abheben, die es bereits gibt?

    Langer: Die klassischen digitalen Vermögensverwalter in Deutschland setzen auf passive Investments und ETFs. Wir verfolgen einen anderen Ansatz und bieten nicht nur Indexfonds, sondern auch aktiv gemanagte Fonds. Wir haben einen Investitionsausschuss, der sich aus Experten der Investmenthäuser BlackRock und Santander Asset Management zusammensetzt. Dieser analysiert und evaluiert Märkte und Risiken und macht dann Vorschläge zu geeigneten Fonds. Da wir auch in Aktivfonds investieren, können unsere Strategien in Anlageklassen, bei welchen wir nicht nur in den Index investieren möchten, gezielt in Aktivfonds investieren. Das ist das eine, worin wir uns von Mitbewerbern unterscheiden. Hinzu kommt, dass wir die aktive digitale Vermögensverwaltung für jederman anbieten, bereits ab 500 Euro. Bei den Vermögensverwaltern, die einen aktiven Ansatz verfolgen, liegen die Einstiegssummen hingegen um einiges höher.

    Wie sieht Ihr Robo-Angebot konkret aus?

    Langer: Unser digitaler Vermögensverwalter investiert in bis zu 22 Anlage- und Unterklassen. Die vier Hauptanlageklassen sind Geldmarkt, Aktien, Anleihen und Realvermögen. Wo immer es möglich ist, investieren wir mit unserer digitalen Vermögensverwaltung in Fonds, die ESG-Kriterien berücksichtigen. Das machen wir nicht nur, weil dies bei den Kunden gut ankommt, sondern auch, weil diese Produkte oftmals eine höhere Qualität bieten. Wie bereits erwähnt, tagt mindestens einmal pro Monat ein Investitionsausschuss, aber dieser Ausschuss trifft sich bei volatilen Marktverhältnissen auch viel öfter. Für die ausgewählten Positionen investiert unser Vermögensverwalter dann in Indexfonds und Aktivfonds. Wir bieten den Kunden fünf Anlagestrategien an. Dies ermöglicht es uns, sicherzustellen, dass wir jedem Kunden die Anlagestrategien anbieten, die am besten zu den jeweiligen Bedürfnissen als Investor passen.

    Ihre Zielgruppe besteht wie bei allen Digitalbanken in der Regel aus Kunden, die nur noch einen Schritt von der Aktienanlage entfernt sind. Wie wollen Sie diese Klientel für diese Form der Kapitalanlage begeistern?

    Langer: Wir haben ein Angebot, welches sowohl Kunden ansprechen kann, die bereits jahrelang in Kapitalanlagen investieren, als auch solche Kunden, die zum ersten Mal eine solche Investition tätigen. In einer kürzlich in Deutschland durchgeführten Studie haben wir Interessantes festgestellt. Wie zu erwarten, führt das Niedrigzinsumfeld zunehmend zum Investieren. Mit unserem Angebot, bereits ab 500 Euro in die Welt der Kapitalanlage einzusteigen, sprechen wir diejenigen an, die zum ersten Mal ein solches Investment in Betracht ziehen. Wir sehen darin einen guten Weg für die Kunden, sich diesem Thema zu nähern und das Ganze einmal zu testen. Und wie die Studie außerdem ergeben hat, kennen noch nicht viele Deutsche das Thema Robo-Advisor, aber einige sind interessiert und wollen mehr darüber erfahren. Darauf können wir aufbauen, da unser aktiv verwalteter Robo-Advisor speziell für den deutschen Markt konzipiert wurde.

    Welche Angebote haben Sie abgesehen von der digitalen Vermögensverwaltung für deutsche Kunden parat?

    Langer: Wir bieten eine starke Produktpalette. Das fängt bei unserem kostenlosen Girokonto an, wofür in Deutschland mehr und mehr Geld verlangt wird. Dazu gibt es eine Gratis-Debitkarte, auf Wunsch ist auch ein Upgrade möglich. Hinzu kommen fünf freie Geldabhebungen am Automaten – für viele Deutsche ein Aspekt, auf den sie Wert legen. Mit unserem Tagesgeldkonto bieten wir ebenfalls eine attraktive Alternative zu klassischen Direktbank-Angeboten: So erhalten Kunden bei uns 0,5 Prozent Zinsen – und es gibt keinen Höchstbetrag. Und schließlich haben wir mit der E-Commerce-Card ein Angebot für digital besonders aufgeschlossene Kunden.

    Was verbirgt sich hinter diesem Angebot?

    Langer: Bei der E-Commerce-Card handelt es sich um eine Prepaid-Karte, die mit bis zu 3.000 Euro aufgeladen werden kann. Damit können Kunden online einkaufen und bezahlen, ohne dass die Karte direkt mit dem Girokonto verknüpft ist. Dies bietet eine höhere Sicherheit, gerade in Zeiten von Covid-19, wo verstärkt Online eingekauft wird. Die Kunden nehmen das Produkt sehr gut an, da viele online nicht mit ihrer Debit- oder Kreditkarte einkaufen möchten.

    Sie haben auch eine Spendenplattform. Was hat es damit auf sich?

    Langer: Wir möchten Kunden anders ansprechen als traditionelle Banken. Das wollen wir unter anderem über diese Plattform erreichen, über die unsere Kunden bislang rund 3 Millionen Euro an Organisationen wie zum Beispiel „Save the Children“ gespendet haben. Sie ist als Marktplatz für derzeit 35 NGOs und Stiftungen konzipiert und Kunden können sich aussuchen, welcher Organisation sie etwas spenden wollen – und wie. Das ist zum einen über das Aufrunden beim Bezahlen mit der Debitkarte möglich und zum anderen per Überweisung. Auch in Deutschland haben wir schon einige Organisationen auf unserer Platform und werden in nächster Zukunft weitere hinzufügen.

    Was planen Sie in nächster Zeit – hierzulande und auch international?

    Langer: Wie erwähnt, sind wir seit einem Jahr in den Niederlanden, Portugal und Deutschland tätig. In naher Zukunft werden wir auch in Argentinien am Markt sein. In Deutschland arbeiten wir daran, das Angebot für Anleger, die selbst und nicht über einen Robo Advisor investieren wollen, auszuweiten. Bislang bieten wir mehr als 1.000 Investmentfonds von mehr als 60 Gesellschaften ohne Ausgabeaufschlag an. In naher Zukunft wollen wir das Investment-Angebot um Aktien und ETFs erweitern und wir werden auch Wertpapiersparpläne anbieten.

    Weitere Informationen finden Sie auf www.derfonds.com


    Helge Rehbein
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    Helge Rehbein (Jahrgang 1975) ist als in der Spiegel-Gruppe ausgebildeter Wirtschaftsredakteur seit dem Jahr 2010 in der Finanzberichterstattung und Finanzkommunikation tätig. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören Nachhaltigkeit, Megatrends, Schwellenländermärkte, Rohstoffe und ETF-Strategien. Der studierte Politik- und Sprachwissenschaftler wertet dank seiner genauen Kenntnisse des Englischen, Spanischen und Portugiesischen Material aus den entsprechenden Originalquellen aus – und sorgt damit für einen frischen Blick auf das Marktgeschehen. Helge Rehbein investiert an den globalen Märkten selbst und vertraut als Kenner der internationalen Beziehungen auf seine Branchenexpertise und sein erprobtes Gespür bei der Bewertung von globalen Marktchancen. Seine Interviewpartner schätzen ihn als Journalisten, der sachlich berichtet und gerne auch einmal unbequeme Fragen stellt.
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    Verfasst von Helge Rehbein
    Disruption bei Geldinstituten „Wir möchten Kunden anders ansprechen als traditionelle Banken“ Die spanische Digitalbank Openbank ist seit rund einem Jahr auch in Deutschland aktiv. Steve Langer, Market Manager Germany, skizziert, wie sich die Neo-Bank von Wettbewerbern abheben will und welche Pläne sie hierzulande verfolgt.