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    CFO Rühl-Hamers im Interview  1014  0 Kommentare FC Schalke 04: „Wir stellen einen Kader, der mit Ambitionen in die Saison gehen wird“

    Finanzchefin Christina Rühl-Hamers will Schalke 04 krisenfester machen. Sie setzt dabei auf kaufmännische Vernunft statt auf unsichere Zukunftswetten, wie sie im Interview mit unserer Redaktion deutlich macht.

    Aktuell begibt der Bundesligaabsteiger eine neue Anleihe über 15,893 Millionen Euro, die mit jährlich 5,75 Millionen Euro verzinst wird. Das frische Geld wollen die Gelsenkirchener nutzen, um eine alte Anleihe zu refinanzieren. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 30. Juni um 14 Uhr. Im Gespräch stellt Rühl-Hamers heraus, dass sie die Finanzverbindlichkeiten des Clubs weiter reduzieren will. Auch zur kommenden Saison und zu einem möglichen Wiederaufstieg äußert sich Rühl-Hamers ausführlich. Für die mittelfristige Zukunft des Bundesligaabsteigers zeigt sie sich sehr zuversichtlich.

    Die aktuelle Anleihe 2021/2026 ist die vierte Unternehmensanleihe des FC Schalke 04 am Kapitalmarkt. Warum sollten Investoren diese zeichnen?

    Rühl-Hamers: Die Anleihe richtet sich vor allem an private Investoren mit Interesse und Erfahrung am Kapitalmarkt. Wir haben bewusst keine klassische Fananleihe begeben, daher wird die Anleihe – wie ihre beiden Vorgänger – auch wieder an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert sein. Wir haben bereits mit unseren vorherigen Anleihen bewiesen, dass Schalke 04 in all den Jahren als verlässlicher Akteur auf dem Kapitalmarkt aufgetreten ist. Gleichzeitig können wir weiterhin auf unsere zentralen Stärken bauen – mit der Knappenschmiede, der VELTINS-Arena, unseren Vermarktungsrechten und natürlich unseren Mitgliedern und Fans.

    Ihr Verein weist neben den Anleihen weitere hohe Finanzverbindlichkeiten aus. Wie wollen Sie mittelfristig die Schulden des Clubs reduzieren?

    Rühl-Hamers: Ich stehe für den Weg der kaufmännischen Vernunft. Es geht mir immer um eine solide mittel- bis langfristige Perspektive. Mit mir als Finanzvorstand wird es keine Wette auf die Zukunft geben. Wir geben nur das Geld aus, was wir haben und nicht das, von dem wir glauben, es in Zukunft zu haben. So werden wir in die Lage kommen, wieder proaktiv zu handeln, statt primär nur zu reagieren.

    Dadurch machen wir Schalke krisenfester und können auch die Finanzverbindlichkeiten reduzieren. Wir haben es auch in der Zeit von 2010 bis 2019 geschafft, die Finanzverbindlichkeiten um mehr als 125 Millionen Euro zu reduzieren und damit zu halbieren. Der Anstieg im Jahr 2020 resultiert im Wesentlichen aus der Aufnahme des Corona-Darlehens und den Investitionen in das Berger Feld.

    Wie sehen Ihre Finanzplanungen für die kommende Saison aus und welches Personalbudget haben Sie für die 2. Liga eingeplant?

    Rühl-Hamers: Wir haben bereits seit dem Beginn der Corona-Pandemie umfassende Kostensenkungsmaßnahmen in allen Bereichen eingeleitet, die wir weiter konsequent verfolgen. Dadurch haben wir schon einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag eingespart. Die Kostenstruktur für den Kader wird den Begebenheiten in der 2. Bundesliga angepasst sein, das bedeutet natürlich auch deutlich geringere Spielergehälter. Gleichzeitig werden wir einen Kader stellen können, der mit Ambitionen in die Saison gehen wird.

    In welcher Form reagieren die Sponsoren auf die aktuelle Situation? Wie sehr sind die Sponsoringeinnahmen vom Abstieg betroffen?

    Rühl-Hamers: Wir haben von Sponsorenseite sehr große Unterstützung erfahren dürfen – hier zahlt sich aus, dass wir langfristige und vertrauensvolle Partnerschaften pflegen. Mein Vorstandskollege Alexander Jobst konnte mit seinem Team zahlreiche Verträge, unter anderem mit unserem Hauptsponsor Gazprom, auch für die 2. Bundesliga verlängern. Damit stehen wir weiterhin sehr gut da.

    Wie lange können Sie in der 2. Liga mit dem aktuellen Gerüst (über)leben?

    Rühl-Hamers: Wir planen immer in Szenarien und haben darin natürlich auch den Fall berücksichtigt, dass wir auch in der übernächsten Saison in der 2. Bundesliga spielen. Klar ist, dass wir dann unsere Kosten weiter reduzieren und den dann sinkenden Einnahmen anpassen werden. Die kaufmännische Vernunft steht bei uns über allem.

    Wie viel Schalke aus der vergangenen Saison wird noch in der neuen Mannschaft stecken?

    Rühl-Hamers: Das Gesicht unserer Mannschaft wird sich deutlich verändern. Das ist ein laufender Prozess, der uns bis in den August begleiten wird. Beim Kaderumbau agieren mein Vorstandskollege Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder mit viel Erfahrung.

    Die Covid-19 Pandemie hat die Transfermärkte kräftig durcheinandergewirbelt, auf denen zuvor scheinbar keine Summe mehr zu hoch war. Ist das eine dauerhafte Trendwende, oder werden Transfersummen und Handgelder schon bald wieder in die Höhe schießen?

    Rühl-Hamers: Aus meiner Sicht wird man die Folgen der Corona-Pandemie bei vielen Vereinen nicht nur in diesem Sommer spüren, sondern auch darüber hinaus. Inwiefern das eine dauerhafte Trendwende ist, gilt es zu beobachten.

    Seit langem tobt auf Schalke bereits die sehr emotional geführte Debatte um die Ausgliederung des Profigeschäfts in eine Kapitalgesellschaft oder andere Rechtsform. Kommt Schalke an einem solchen Schritt überhaupt vorbei?

    Rühl-Hamers: Darüber werden wir mit unseren Mitgliedern diskutieren und alle Argumente abwägen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

    Sie haben angekündigt, mit der E-Sports Lizenz einen Teil des „Tafelsilbers” verkaufen zu wollen. Welche Assets bleiben dem FC Schalke 04 für die künftige sportliche und wirtschaftliche Erholung?

    Rühl-Hamers: Wie bereits angesprochen, kann Schalke 04 weiterhin auf seine zentralen Stärken zählen: Mit der Nachwuchsförderung in der Knappenschmiede, einem unserer wichtigsten Assets, sind wir für eine erfolgreiche Zukunft sehr gut aufgestellt. Gleichzeitig liegen nahezu alle Vermarktungsrechte beim Verein, die VELTINS-Arena, eine der modernsten Multifunktionsarenen, befindet sich in unserem Besitz und zahlreiche Partner und Sponsoren bleiben auch in der 2. Bundesliga an unserer Seite. Die Verbundenheit unserer Fans ist darüber hinaus ebenfalls einzigartig, die Nachfrage nach Dauerkarten ist beispielsweise sehr hoch. Das alles stimmt mich enorm zuversichtlich für die mittel- bis langfristige Zukunft des FC Schalke 04.

    Die Schalker Knappenschmiede gilt als eine der besten Fußball-Nachwuchsabteilungen Deutschlands. Was ist das Erfolgsgeheimnis? Und wird sie auch in der aktuellen Situation wie bisher fortgeführt werden?

    Rühl-Hamers: Die Knappenschmiede nimmt bei uns strategisch eine zentrale Rolle ein, sie ist bedeutender Teil der sportlichen und wirtschaftlichen Erlöskette für Schalke 04 und wird in der 2. Bundesliga noch wichtiger. Daher haben wir uns bewusst dafür entschieden, konsequent auf unsere herausragende Nachwuchsarbeit zu setzen und die Budgets auch in der 2. Bundesliga auf einem hohen Niveau zu halten.


    Quelle: Karsten Rabas, Wolfgang Helm

    Wir haben hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und in den letzten Jahren mit unserem Bauprojekt Berger Feld auch infrastrukturell sehr gute Voraussetzungen geschaffen. Neben mehreren neuen Trainingsplätzen trägt unser Nachwuchs seine Heimspiele nun wieder im Parkstadion aus. Dadurch trainieren und spielen unsere Jugendspieler in Sichtweite zur VELTINS-Arena, ihrem großen Ziel.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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