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     265  0 Kommentare Systematics - Kurspflege auf hanseatisch

    Systematics teilt gestern nach Börsenschluss ad hoc mit, dass das Unternehmenskonzept zur weiteren Internationalisierung und Globalisierung zum Ende des ersten Quartals 2001 umgesetzt werde.

    Wer die forcierte Akquisitionspolitik der Hanseaten verfolgt hat, denkt da unwillkürlich an weitere, unmittelbar bevorstehende Übernahmen. Zunächst windet sich der Text noch ein wenig, aber dann kommt man doch zum Punkt: Nicht Systematics will übernehmen, nein, man will übernommen werden.

    Weiter: Die Schaffung von Shareholder Value habe oberste Priorität. Ziel der angestrebten Transaktion sei eine erhebliche Stärkung der Marktposition und eine weitere Internationalisierung von Systematics. Man spreche auch mit Interessenten, die die angestrebte Partnerschaft in Form einer bedeutenden Beteiligung realisieren würden.

    Also nichts wesentlich Neues - bei Licht betrachtet: Dass Systematics die internationale Position ausbauen will, ist hinlänglich bekannt. Dass ein Unternehmen Kontakte zu anderen hat, ist auch selbstverständlich. Dass bei strategischen Kooperationen auch immer über Beteiligungen gesprochen wird, ist auch Alltag.

    Oder doch? Was wollte uns der Vorstand also tatsächlich sagen?

    Möglichkeit 1: „Liebe Investoren, seht her, wir sind so eine tolle Firma, warum lasst Ihr unseren Kurs in den Keller rutschen?“

    Möglichkeit 2: „Wir brauchen Geld. Eine Kapitalerhöhung über die Börse bringt es zur Zeit nicht, also muss es woanders herkommen.“

    Möglichkeit 3: „Wenn der Kurs weiter rutscht, werden wir geschluckt.“

    Möglichkeit 4: „Wenn wir schon geschluckt werden, wollen wir wenigstens einen ordentlichen Preis erzielen.“

    Tatsache ist, dass Systematics eine anstehende Kapitalerhöhung verschoben hat, weil die Börsenampeln zur Zeit auf Rot stehen. Wie dringend die Mittel benötigt werden, ist schwer auszumachen. Wofür sie benötigt werden, ist klar. Es geht darum, den größten Übernahme-Brocken, die MSH, zu verdauen.

    Der Kurs ist mittlerweile ins Allzeit-Tief gerutscht. Vor gar nicht langer Zeit schien das Papier noch einen neuen Aufwärtstrend einzuleiten. Dieses Hoffnungszenario zerstob jedoch vor 10 Tagen, als der Kurs unter stetig steigenden Umsätzen verfiel.

    Wenn der Vorstand geglaubt hatte, mit der heutigen ad hoc Meldung den Kurs hanseatisch vornehm pflegen zu können, so hat er sich getäuscht. Das Papier gibt weitere 8,8% auf 15,50€ ab. Damit macht es sich auf zum Test des seit Mai etablierten Abwärtstrends.

    Eine Kurswende könnte nur durch positive Meldungen ohne einen solch großen Interpretationsspielraum herbeigeführt werden. Ansonsten verkaufen Investoren im Zweifel lieber - erst recht in der gegenwärtigen Situation. Dann aber geht der Schuss nach hinten los -wohin der Vorstand auch immer gezielt haben mag.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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