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    SFC Energy: „Asien- und US-Geschäft werden immer wichtiger“

    Starke Geschäftszahlen, ein Rekordauftrag für Brennstoffzellen und weltweite Wachstumspläne – bei SFC Energy läuft’s. CEO Peter Podesser im Interview über politischen Rückenwind, die US-Expansion und neue Kapazitäten.

    Der Brennstoffzellen-Hersteller SFC Energy erhielt vor wenigen Tagen den größten Auftrag seiner Unternehmensgeschichte. Die Order ist eine direkte Folge der weltweit hohen Nachfragedynamik nach Brennstoffzellen, die sich weiter verstärken dürfte.

    Im dritten Quartal kann SFC Energy mit Rekordwerten überzeugen – vor allem in den Märkten Nordamerika und in Asien. Dort legen die Oberbayern mehr als 120 Prozent bzw. sogar mehr als 200 Prozent zu. „Beide Regionen werden für uns ständig wichtiger. Wir verspüren im bevölkerungsreichsten Teil der Erde und in den USA als weltweit größte Volkswirtschaft eine massiv steigende Nachfrage nach unseren Brennstoffzellen“, sagt SFC-CEO Peter Podesser im Interview. Dabei profitiert SFC Energy bei seinen Wachstumsplänen von den weltweit aufgelegten staatlichen Förderprogrammen zur Reduzierung der CO2-Emissionen.

    Vor wenigen Tagen hat SFC Energy in Nordamerika mit LiveView Technologies einen Großauftrag über 15 Millionen US-Dollar abgeschlossen und damit den größten Brennstoffzellen-Auftrag der Unternehmensgeschichte erhalten. Wo werden die georderten Brennstoffzellen eingesetzt und welche Bedeutung hat diese Order für SFC?

    Podesser: Die Bestellung des US-Konzerns LiveView Technologies unterstreicht die wachsende Bedeutung des Nordamerika-Geschäfts für uns. Deshalb ist es kein Zufall, dass der bis dato größte Brennstoffzellen-Auftrag aus dieser Region kommt. Die jetzt georderten 2.300 EFOY Brennstoffzellen kommen in LVT-Überwachungsanhängern zum Einsatz und sichern deren Energieversorgung auf umweltfreundliche und klimaschonende Weise ab. Diese mobilen Systeme von LVT sind mit Kameratürmen ausgerüstet und können z. B. auf Supermarkt-Parkplätzen zum Schutz vor kriminellen Aktivitäten aufgestellt werden. Auch Bauunternehmen nutzen die Systeme, um ihre Baustellen zu überwachen und den Fortschritt der Projekte per Kamera zu verfolgen.

    Warum hat sich LiveView dabei für Ihre EFOY Brennstoffzellen entschieden?

    Podesser: Für die von LiveView eingesetzte mobile Überwachungstechnik sind die EFOY Brennstoffzellen ideal geeignet, da sie für Autarkie in Gebieten ohne Zugang zum konventionellen Stromnetz sorgen und bei ihnen zugleich nur eine geringe Servicenotwendigkeit besteht. Außerdem liefern die EFOYs dauerhaft und effizient Strom und das rund um die Uhr und unabhängig von meteorologischen Einflüssen. Das rechnet sich wirtschaftlich, denn Kunden wie LiveView können mit SFC-Brennstoffzellen ihre „Total Cost of Ownership“, also ihre Gesamtkosten, signifikant reduzieren.

    Der Auftrag von LiveView Technologies ist ein Folgeauftrag. Was schätzen Ihre Kunden an den Produkten von SFC Energy, dass sie immer wieder erneut bei Ihnen ordern? Welche Aussagekraft haben Folgeaufträge?

    Podesser: LiveView ist seit 2021 Kunde bei uns und hat seither rund 1.700 EFOY Brennstoffzellen bestellt. Der jetzige Auftrag zeigt erneut das Vertrauen in unsere Produkte und die große Zufriedenheit. Wir erhalten aber auch von anderen Kunden immer wieder Folgeaufträge und für uns ist das jedes Mal eine großartige Bestätigung. Was unsere Partner zu schätzen wissen, und das bekommen wir auch immer wieder in den Gesprächen widergespiegelt, ist, dass SFC Energy in der Lage ist, durch kontinuierliche technische Verbesserungen die Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung zu erhöhen.

    Dieses Feedback motiviert uns – vor allem aber sind Folgeaufträge Ausdruck einer intakten Partnerschaft und aus Umsatzsicht wichtig für uns. Aus der Makroperspektive verbessern die Kunden mit unseren Brennstoffzellen die CO2-Bilanz ihrer eigenen Produkte und werden damit für ihre Kunden attraktiver - und zugleich zeigen sie auch, dass wir enge Verbündete im „Race-to-Zero“ haben.

    Das Nordamerika-Geschäft brummt, im dritten Quartal konnten Sie dort zum Vorjahresquartal um 121 Prozent zulegen. Zusätzlich wollen Sie demnächst eine Präsenz in den USA eröffnen. Welchen strategische Bedeutung hat das Nordamerika-Geschäft und insbesondere der US-Markt in Zukunft für SFC?

    Podesser: Das Nordamerikageschäft ist für uns seit langem essentiell – Kanada sehen wir seit mehr als einem Jahrzehnt als Heimmarkt an. Das US-Geschäft wird für uns immer wichtiger, dort wird gerade der Hebel umgelegt. Wir spüren dort eine massiv steigende Nachfrage nach unseren Brennstoffzellen, die sich in den kommenden Jahren noch weiter erhöhen dürfte. Die Erklärung dafür ist relativ einfach: In der größten Volkswirtschaft der Welt spielt die saubere und nachhaltige Energiegewinnung eine immer größere Rolle.

    Das beweisen vor allem die aufgelegten, massiven Förderprogramme der Biden-Administration, die mit groß angelegten Investitionen die CO2-Emissionen drastisch reduzieren wollen. Um dieses wachsende Potenzial zu schöpfen, wollen wir demnächst eine US-Repräsentanz eröffnen. Bei deren Ausgestaltung wollen wir zweigleisig fahren. Das heißt, dass wir einen Sales-und-Service-Standort aufbauen, uns aber gleichzeitig Akquisitionsziele anschauen. Letzteres hat in Kanada sehr gut geklappt und kann sich in den USA durchaus wiederholen.

    Auch das Europageschäft wächst, wenn auch nicht so dynamisch wie in Nordamerika. Worin unterscheiden sich der europäische und amerikanische Markt?

    Podesser: Für uns ist der europäische Markt ein konstanter Wachstumstreiber, der in den vergangenen neun Monaten über alle Quartale hinweg um durchschnittlich rund 20 Prozent gewachsen ist. Wir haben hier eine höhere Marktdurchdringung als anderswo und die europäischen Kunden sind sehr offen und konsequent. Allerdings brauchen die Europäer in der Regel länger bei ihrer Entscheidungsfindung – und das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Amerikanern. In den USA fallen die Entscheidungen schneller und wenn, dann ordern sie in deutlich größeren Umfängen als es die Europäer bisher tun.

    In Indien wollen Sie ebenfalls eine Dependance eröffnen. Welche Pläne haben Sie mit dem Asiengeschäft?

    Podesser: In Asien ist für uns das größte Potenzial vorhanden. Zwar liegt der Anteil am Gesamtumsatz derzeit erst bei 9 Prozent bis 10 Prozent, während er in Europa bei rund 47 Prozent und in Nordamerika bei 43 Prozent liegt. Allerdings haben wir uns das langfristige Ziel gesetzt, in jeder dieser Regionen ein Drittel unseres Umsatzes zu erzielen. Entsprechend sollen Asien, Europa und Nordamerika mittelfristig je rund 30 Prozent bis 35 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Asien muss also noch kräftig aufholen, wobei wir auf Sicht der vergangenen neun Monate dort mit 116 Prozent das stärkste Wachstum verzeichneten.

    Wie sehen die politischen Rahmenbedingungen dort aus?

    Podesser: Wir bekommen auch in Asien Rückenwind vom dortigen politischen Willen, auf saubere Energie zu setzen. So gibt es z. B. in Indien das klare politische Bekenntnis der Regierung Modi im Rahmen der „National Hydrogen Mission“ konventionelle Stromversorger gegen umweltfreundliche Alternativen wie die Brennstoffzelle auszutauschen. Mit staatlich geförderten Austauschprogrammen für Dieselgeneratoren soll die Luftqualität verbessert werden.

    Ganz allgemein lief es im dritten Quartal richtig gut bei SFC, es war das beste dritte Quartal der Unternehmensgeschichte. Ihre beiden Segmente Clean Energy und Clean Power Management konnten um 58 Prozent bzw. 89 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

    Podesser: Was uns massiv zugutekommt, ist unsere breite Aufstellung. Wir profitieren über alle Regionen und fast ausnahmslos über alle Anwendungsgebiete hinweg von einer starken Nachfrage. Umgekehrt heißt das, dass wir von keiner Region, keinem Land und auch keinem Kunden in größerem Maße abhängig sind. Um das zu schaffen, haben wir über Jahre sehr breite Marktzugänge geschaffen, um unsere Produkte in den Markt zu bringen und das macht uns auch durchaus stolz.

    Sie haben die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 konkretisiert und sehen den Umsatz am oberen Ende der bisherigen Guidance. Zudem sind Ihre Auftragsbücher sehr gut gefüllt, der Auftragseingang beläuft sich im Neun-Monatszeitraum auf 88,3 Millionen Euro nach 59,9 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2021. Wo läuft es besser als erwartet? Ist Covid-19 damit endgültig abgeschüttelt?

    Podesser: In beiden Segmenten läuft es besser als erwartet. Das lässt sich vor allem an zwei Entwicklungen festmachen: Zum einen beschleunigen die geopolitischen Verwerfungen die Nachfrage nach Alternativtechnologien, da die konventionelle Stromerzeugung auf fossiler Basis zu Abhängigkeiten führt und man diese zurückfahren will. Zum anderen ist unsere Performance der langfristigen Notwendigkeit geschuldet, Klimaziele zu erreichen. Dagegen stellte Covid-19 für uns keinen Impact dar, der uns nachhaltig gehemmt hat. Wir haben uns in der Pandemie als äußerst resilient erwiesen.

    Sie haben kürzlich die erste Brennstoffzelle aus Ihrem neuen Lager- und Distributionszentrum in Kirchheim bei München versandt. Was versprechen Sie sich vom neuen Logistikstandort? Bleibt die Lieferkettenproblematik bestehen?

    Podesser: Das neue Logistikzentrum in Kirchheim bei München ist schlicht unserem bisherigen Wachstum geschuldet. Wir haben am Standort Brunnthal unsere Lagermenge ca. verdreifacht und damit selbst in der Hochzeit der Lieferkettenschwierigkeiten an keinem einzigen Tag aufgrund fehlender Teile die Arbeit einstellen müssen. Natürlich bleiben aber die Lieferketten eine Herausforderung, auch wenn sie sich mittlerweile in einigen Teilen stabilisiert haben. Für uns ist die neue SFC-Logistikdrehscheibe aber auch perspektivisch wichtig. Sie ermöglicht uns weiteres Wachstum, weil wir durch den Umzug Produktionsflächen in Brunnthal geschaffen haben. Auch vor dem Hintergrund, dass wir im rumänischen Cluj eine Produktionslinie aufbauen, kommt die Eröffnung gerade richtig. Wir sind also auch logistikseitig gut für die Zukunft aufgestellt.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.


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