Gravierende Unterschiede zwischen China und den USA
Die Woche begann am Montag mit einer erneuten schlechten Nachricht aus China. Das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist aufgrund der nachlassenden Nachfrage aus dem In- und Ausland ...
Gravierende Unterschiede zwischen China und den USA
von Sven Weisenhaus
Die Woche begann am Montag mit einer erneuten schlechten Nachricht aus China. Das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist aufgrund der nachlassenden Nachfrage aus dem In- und Ausland (siehe dazu auch Börse-Intern vom vergangenen Donnerstag) langsamer gewachsen als erwartet. Im Jahresvergleich wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal 2023 „nur“ um 6,3 %, statt erwarteter +7,3 %.
Zwar klingen solche Wachstumsraten dennoch traumhaft hoch, doch muss man berücksichtigen, dass der Vergleichswert des Vorjahres durch die damals noch geltenden Corona-Maßnahmen relativ niedrig ist. Damals gab es eine deutliche Delle im Wachstum – die Wirtschaft legte nur um 0,4 % zum Vorjahr zu.
Dass das Wachstum im 2. Quartal 2023 relativ gering ausfiel, zeigt vor allem der Vergleich zum Vorquartal: Gegenüber dem Auftaktquartal legte das BIP im Zeitraum von Anfang April bis Ende Juni um +0,8 % zu, womit die durchschnittlichen Erwartungen von +0,5 % zwar geschlagen wurden, das Ergebnis aber klar hinter dem des 1. Quartals von +2,2 % zurückblieb.
Rekordhohe Jungendarbeitslosigkeit und anhaltende Probleme am Immobilienmarkt
Ein Grund dafür ist die sehr hohe Arbeitslosenquote junger Chinesen. Diese erreichte im Juni mit 21,3 % einen Rekordwert. Millionen Schul- und Uni-Absolventen steht nur noch ein begrenztes Angebot an Jobs zur Verfügung. Dementsprechend viel Konsum fällt weg, weil Arbeitslose in der Regel weniger Geld zur freien Verfügung haben als Erwerbstätige. Die Einzelhandelsumsätze legten im Juni nur noch um 3,1 % zu (erwartet: +3,2 %), nach +12,7 % im Mai und sogar +18,4 % im April.
Ein weiteres Problem ist der Immobilienmarkt, der etwa ein Viertel der chinesischen Wirtschaft ausmacht. Nach Berechnungen von Reuters brachen die Immobilieninvestitionen im Juni um -20,6 % zum Vorjahresmonat ein, nach -21,5 % im Mai.
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Und vorgestern wurde gemeldet, dass der hoch verschuldete chinesische Bauriese Evergrande weiterhin wankt. Lange erwartete Bilanzdaten zeigen einen Nettoverlust von umgerechnet 72 Milliarden Euro für die vergangenen 2 Jahre. Insgesamt belaufen sich die Schulden des ehemals größten Bauunternehmers Chinas immer noch auf umgerechnet rund 300 Milliarden Euro. Weltweit hat keine andere Immobilienfirma einen höheren Schuldenberg angehäuft. Wirtschaftsprüfer warnen, dass das Überleben von Evergrande nicht gesichert sei.