Sind schwächere Wirtschaftsdaten wirklich gut für Aktien?
Nachdem ich vorgestern darüber berichtet hatte, dass sich die Inflation hartnäckiger auf einem zu hohen Niveau hält, als es die Notenbanken ursprünglich gedacht hatten, wurden gestern neue Preisdaten veröffentlicht, ...
- Importpreise in Deutschland sinken stärker als erwartet
- Verbraucherpreisindex steigt im August um 0,3%
- Zahl der offenen Stellen in den USA sinkt deutlich
- US-Wirtschaft im 2. Quartal weniger stark gewachsen
Sind schwächere Wirtschaftsdaten wirklich gut für Aktien?
von Sven Weisenhaus
Nachdem ich vorgestern darüber berichtet hatte, dass sich die Inflation hartnäckiger auf einem zu hohen Niveau hält, als es die Notenbanken ursprünglich gedacht hatten, wurden gestern neue Preisdaten veröffentlicht, die zuerst sehr erfreulich waren (Importpreise), dann aber enttäuschend (Verbraucherpreise).
Deutsche Erzeugerpreise mit stärkstem Rückgang seit 1987
Denn einerseits verbilligten sich die deutschen Importe im Juli um durchschnittlich 0,6 % zum Vormonat und um -13,2 % zum Vorjahresmonat, und damit stärker als erwartet (0,0 % bzw. -12,9 %). Letzteres ist der stärkste Preisrückgang seit Januar 1987 (-14,2 %). Im Juni 2023 hatte die jährliche Veränderungsrate bei -11,4 % und im Mai bei -9,1 % gelegen.
Ausschlaggebend für den aktuellen Rückgang ist aber, wie schon in den Vormonaten, vor allem der Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine.
Energieeinfuhren waren im Juli 2023 um 47,4 % billiger als im Juli 2022, allerdings 1,4 % teurer als im Juni 2023. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise im Juli „nur“ um 3,1 % niedriger als im Vorjahr. Und bei Investitions- und Konsumgütern stiegen die Preise weiter an – um 2,9 % bzw. 1,2 % zum Vorjahr.
Inflation seit Mai nicht gesunken
Vor diesem Hintergrund stieg der Verbraucherpreisindex im August laut ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um +0,3 % zum Vormonat und um 6,1 % zum Vorjahr. Die jährliche Inflation gab damit zwar leicht nach, von +6,2 % im Juli, aber bei +6,1 % lag sie auch schon im Mai.
Lesen Sie auch
Betrachtet man also nur die Inflation in Deutschland, kommt die Europäische Zentralbank (EZB) trotz zahlreicher Leitzinsanhebungen im Kampf gegen die zu hohe Teuerung kaum voran. Und daher erscheinen weitere Leitzinsanhebungen durchaus notwendig.
Arbeitsmarkt in den USA zeigt Anzeichen der Abkühlung
Warum also konnten die Aktienmärkte dennoch vorgestern deutlich zulegen und ihre Kursgewinne gestern verteidigen? Auf der Suche nach dem Grund wird man in den USA fündig. Denn dort ist die Zahl der offenen Stellen laut der Umfrage des US-Arbeitsministeriums (JOLTS) deutlich stärker gesunken als erwartet. Im Juli waren es noch 8,827 Millionen, statt mehrheitlich erwarteter 9,465 Millionen. Zudem wurde der Vormonatswert von 9,582 auf 9,165 Millionen nach unten revidiert.
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors