Perfekte Börsenwelt - alles eine Frage der Perspektive!

Liebe Leser,

Dass man die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann; davon zeugt der Volksmund! Von den zwei Seiten einer Münze oder der Kehrseite der Medaille hat jeder schon einmal gesprochen. An der Börse sind die Indexstände maßgeblich dafür, welche Perspektive mehr Beachtung findet. Mit steigenden Kursen wächst die Bereitschaft positive Dinge in den Vordergrund zu heben. Bei einer Kursflaute gewinnen nur wenigen Börsianer der gleichen Sache gute Aspekte ab. Die ganze Welt um uns herum bessert sich zum Guten. Aber erst jetzt, nachdem auch die wirtschaftliche Talsohle in Deutschland durchschritten ist und die Aktienmärkte wieder Kraft schöpfen, scheint diese Interpretation der Wirklichkeit eine breitere Anhängerschaft zu finden.

Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass die deutsche Wirtschaft direkt von höheren Erdölpreisen profitiert? Die Ökonomen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit kommen zu dem Schluss, dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exportunternehmen steigt. Die Erdölstaaten geben ihre Öleinnahmen wieder für Importgüter aus. Steigt der Opec-Import um 10 Prozent, wächst der deutsche Export in die Opec-Länder um 13 Prozent. Kein anderes Land weltweit profitiert in diesem Ausmaß vom so genannten Petrodollar-Recycling! Hinzu kommt bei einer Verteuerung des Ölpreises die wachsende Bedeutung alternativer Energien, eine Branche, in der die Deutschen bekanntlich führend sind. Sie sehen: Wir brauchen uns vor einer Preisinflation des schwarzen Goldes nicht zu fürchten!

Über die niedrigen langfristigen Zinsen zerbrechen sich Ökonomen den Kopf. Viele befürchten, dass die niedrigen Renditen am langen Ende auf eine langfristige Wachstums-schwäche hindeuten. Aber warum die Dinge immer aus der Perspektive eines Bären betrachten? Ich bin der Überzeugung, dass die niedrigen Zinsen unter anderem einen Abbau der Inflationsprämie im Rentenmarkt reflektieren. Die heutige globale Weltwirtschaft ist stabiler und effizienter als noch vor zwei Jahrzehnten. Inflation tritt aufgrund des Konkurrenzdrucks kaum noch in den Gütermärkten auf. Es besteht keine Veranlassung davon auszugehen, dass ein Euro morgen deutlicher weniger Wert sein wird als heute. Das ist doch eine gesunde Entwicklung, oder?

Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
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