Die Zinswende-Wette läuft
Gestern überschritten die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen erstmals seit Juni 2007 die „magische“ 5%-Marke. Damit fehlt nicht mehr viel bis zu den Hochs der Jahre 2006 und 2007 bei 5,25 bzw. 5,26 %.
- Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen übersteigen 5%-Marke.
- Anleger akzeptieren "higher for longer" Politik der Fed.
- Zinsstruktur normalisiert sich, Renditen könnten bald sinken.
Die Zinswende-Wette läuft
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
gestern überschritten die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen erstmals seit Juni 2007 die „magische“ 5%-Marke. Damit fehlt nicht mehr viel bis zu den Hochs der Jahre 2006 und 2007 bei 5,25 bzw. 5,26 %. Höher waren die Renditen nur in den Jahren vor 2002.
Die Anleger haben „higher for longer“ endlich akzeptiert
Wir dürfen uns nun fragen, ob die Renditen weiter steigen werden oder ob sie ihren Höhenflug bald beenden. Aus meiner Sicht spricht viel für Letzteres. Die Frage ist dann nur, was ist „bald“.
Beginnen wir mit den Gründen für eine Zinswende, also wieder sinkende Zinsen. Da sind zunächst die Erwartungen der Anleger an den Leitzins der US-Notenbank sowie die eigenen Projektionen der Fed. Inzwischen haben die Börsianer das „Higher for longer“-Mantra der Fed verinnerlicht. Das ist sehr deutlich an den Markterwartungen zu sehen:
Quellen: CME Fed Watch Tool, eigenen Berechnungen
Noch vor zwei Monaten hofften die Investoren auf die erste Zinssenkung im Mai 2024 – und danach sollte es weiter zügig abwärts gehen mit den Leitzinsen. Nach dem Fed-Meeting im September sah es schon ganz anders aus: Da war die erste Zinssenkung erst im Juli wahrscheinlich.
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Inzwischen wird zwar schon wieder der Juni als Termin gehandelt, aber der Kurvenverlauf hat sich kaum verändert: „Higher for longer“ – also ein höheres Leitzinsniveau für längere Zeit – haben die Anleger inzwischen akzeptiert. Und die erwarteten Leitzinsniveaus decken sich nun auch nahezu mit den jüngsten Fed-Projektionen (rote Dreiecke).
Die Zinsstruktur normalisiert sich schon
Ein Blick auf die Zinsstruktur in den USA deutet ebenfalls auf eine Zinswende hin:
Quellen: investing.com, eigene Berechnungen
In den vergangenen Monaten sind die Renditen über alle Laufzeiten kräftig gestiegen, die kurzfristigen stagnierten jedoch zuletzt auf ihrem hohen Niveau. Damit verläuft die Zinsstruktur schon wieder weitgehend flach (blaue Kurve) – genauso wie vor einem Jahr (grüne Kurve). Die Zinsstruktur ist also dabei, sich zu normalisieren und ihrem „Ideal“ (graue Linie) anzunähern.
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