Nach Powell ist vor Lagarde
Victoria's Secret & Hugo Boss im Minus - Merck gelobt Besserung - DAX wartet ab
Obwohl die Vorgaben aus Übersee gut waren, bleibt der DAX vor der EZB-Sitzung auf der Hut. Dabei dürfte Christine Lagarde keine großartigen Neuigkeiten verkünden. Jerome Powell wusste ja auch nichts Neues zu berichten.
- DAX bleibt vor EZB-Sitzung vorsichtig
- NYCB erhält 1 Mrd. US-Dollar Kapitalerhöhung
- Lagarde wird voraussichtlich keine Zinssenkung ankündigen
Vor der Leitzinsentscheidung in der Eurozone herrscht am deutschen Aktienmarkt Zurückhaltung und Vorsicht. Nach dem siebentägigen Rekordlauf des Dax bis Ende der vergangenen Woche wurden Anleger vorsichtiger. Im frühen Geschäft ging es um 0,33 Prozent auf 17 657,08 Punkte abwärts. Am Freitag noch hatte der Dax bei etwas über 17.800 Punkten seinen bislang höchsten Stand erreicht.
Der MDAX, der Index der mittelgroßen Unternehmen, verlor im frühen Handel 0,49 Prozent auf 26 032,82 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,19 Prozent auf 4906,35 Zähler nach.
Ein Problem weniger
Im Februar sorgte die New York Community Bancorp weltweit für Unruhe an den Börsen. Die amerikanische Bank verfügt über ein umfassendes Kreditportfolio im Bereich Gewerbeimmobilien, was insbesondere im vierten Quartal zu erheblichen Verlusten führte. Darüber hinaus gab es in der Vergangenheit Fehler im Risikomanagement des Vorstands, was zu einem erheblichen Vertrauensverlust führte und weltweit auf andere Institute übergriff, die ebenfalls stark im Gewerbeimmobiliensektor tätig sind.
Die Börse reagierte daher erleichtert auf die offizielle Ankündigung am Mittwochabend, dass die NYCB eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar erhalten wird. Diese Maßnahme wird hauptsächlich von einer Investorengruppe um den ehemaligen US-Finanzminister Steven Mnuchin organisiert, der bereits in der Vergangenheit erfolgreich angeschlagene Banken in den USA saniert hat.
EZB ändert nichts
Victoria's Secret: Konservativer Ausblick führt zu extremen Ausverkauf
"Beim Blick auf das neue Jahr stellen wir fest, dass der breitere Markt für Unterwäsche in Nordamerika in den letzten vier aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig war und dass das makroökonomische Umfeld weiterhin herausfordernd bleibt und Druck auf den Verbraucher ausübt", erklärte das Unternehmen und fügte hinzu: "Wir planen das Geschäft kurzfristig konservativ und bleiben offen für Käufe, um von etwaigen Trendänderungen zu profitieren."
Victoria's Secret erwartet, dass der Umsatz im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 im niedrigen einstelligen Bereich auf 6 Milliarden US-Dollar zurückgehen wird, womit die Erwartungen von 6,18 Milliarden US-Dollar verfehlt werden.
Für das erste Quartal prognostiziert das Unternehmen einen bereinigten Gewinn zwischen einem Verlust von 0,15 US-Dollar und einem Gewinn von 0,10 US-Dollar, verglichen mit einem Gewinn von 0,28 US-Dollar im ersten Quartal 2023. Die Straße erwartet einen Gewinn von 0,31 US-Dollar pro Aktie.
Der Gesamtumsatz wird voraussichtlich im ersten Quartal im mittleren einstelligen Bereich zurückgehen, während die bereinigte Bruttomarge des Unternehmens zwischen 36,5 und 37,5 Prozent liegen wird, was einem Anstieg um 100 Basispunkte gegenüber dem ersten Quartal 2023 entspricht.
Hugo Boss: Langfristiger Ausblick und Aktie wackeln
Der Modeeinzelhändler prognostiziert aufgrund einer Flaute im Konsumverhalten sowie geopolitischer Spannungen bis zum Jahr 2025 ein verlangsamtes Wachstum. Das angestrebte Umsatzziel von fünf Milliarden Euro für 2025 wird voraussichtlich "leicht verzögert" sein, teilte das Unternehmen, das im MDAX notiert ist, am Donnerstag in Metzingen mit. Für das laufende Jahr streben Konzernchef Daniel Grieder und Finanzchef Yves Müller ein Wachstum von drei bis sechs Prozent auf 4,30 bis 4,45 Milliarden Euro an. Anleger hatten sich größere Gewinne erhofft, was dazu führte, dass die Aktie vorbörslich um sieben Prozent fiel.
Gleichzeitig planen die Manager, die Rentabilität des Unternehmens zu verbessern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll in diesem Jahr um 5 bis 15 Prozent auf 430 bis 470 Millionen Euro steigen, wodurch sich die entsprechende Marge leicht verbessern dürfte. Neben Optimierungen im Geschäft hofft der Vorstand auf sinkende Produktkosten aufgrund rückläufiger Rohstoffpreise.
Im vergangenen Jahr steigerte Hugo Boss den Umsatz noch um 15 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um mehr als ein Fünftel auf 410 Millionen Euro. Der Nettogewinn des Unternehmens erhöhte sich um fast ein Viertel auf 258 Millionen Euro. Die Aktionäre von Hugo Boss können sich über eine um 35 Prozent höhere Dividende von 1,35 Euro je Aktie freuen.
Am Mittwoch verlängerte der Aufsichtsrat bereits die Verträge von Konzernchef Grieder und Finanzchef Müller. Grieder wird somit bis Ende 2028 die Geschicke des Modekonzerns lenken, während Müller bis Ende 2027 für die Finanzen verantwortlich bleibt.
Merck: DAX-Konzern will 2024 wieder Gas geben
Aufgrund der nachlassenden Nachfrage nach den Corona-bedingten Boomjahren muss Merck deutliche Einbußen hinnehmen.
Trotz eines starken Gewinnrückgangs im letzten Jahr erwartet der Pharma- und Technologiekonzern 2024 eine Erholung. "Wir konzentrieren uns nun darauf, im Laufe des Geschäftsjahres schrittweise wieder zu wachsen", sagte Vorstandsvorsitzende Belen Garijo am Donnerstag. "Gleichzeitig entwickeln wir einen strategischen Fahrplan, um langfristiges und nachhaltiges Wachstum für Merck sicherzustellen." Der Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis sollen 2024 organisch leicht bis moderat steigen, wobei vor allem das Pharmageschäft dazu beitragen soll.
Im vergangenen Jahr sank das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) um mehr als 14 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro und lag damit wie erwartet am unteren Ende der im letzten Sommer gesenkten Prognosen. Der Umsatz von Merck ging um 5,6 Prozent auf knapp 21 Milliarden Euro zurück, wobei auch negative Wechselkursschwankungen eine Rolle spielten. Der Nettogewinn des Darmstädter Unternehmens fiel um 15 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten.
Obwohl Merck im Pharmageschäft dank guter Geschäfte mit Krebsmedikamenten und dem Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad sowie seinen Fruchtbarkeitsbehandlungen zulegen konnte, litt der Konzern im Bereich Life Sciences unter rückläufiger Nachfrage nach Corona-bedingten Produkten und einem Lagerabbau bei den Kunden. Das schwache Geschäft mit der Halbleiterbranche belastete das Elektronikgeschäft.
Merck erwartet eine Erholung im Bereich Life Sciences in der zweiten Jahreshälfte und eine schrittweise Erholung des Marktes für Halbleitermaterialien im Jahr 2024, wobei der Wendepunkt voraussichtlich zu Beginn des zweiten Halbjahres erreicht wird.
Lufthansa: Streiks belasten
Im vergangenen Jahr profitierte die Lufthansa von einer starken Reiselust und steigenden Ticketpreisen, was zu einem signifikanten Anstieg des Gewinns führte: Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um 76 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.
Damit erzielte der MDAX-Konzern das drittbeste Ergebnis in der Firmengeschichte, wie von Analysten erwartet wurde. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 35,4 Milliarden Euro, da die Airlines der Gruppe mehr als 120 Millionen Fluggäste beförderten, ein Anstieg von einem Fünftel im Vergleich zum Vorjahr.
Die Anteilseigner sollen für 2023 nach mehreren Nullrunden während der Corona-Pandemie eine Dividende von 30 Cent je Aktie erhalten.
Encavis: Übernahmegerücht
Der US-Finanzinvestor KKR führt derzeit Gespräche mit dem Hamburger Betreiber von Wind- und Solarparks, Encavis, über eine potenzielle Übernahme, deren Wert möglicherweise mehr als zwei Milliarden Euro erreichen könnte.
Encavis bestätigte am Mittwochabend in einer knappen Erklärung, dass es Gespräche mit KKR gibt, die das Interesse an einer Übernahme des Unternehmens bekunden. Die Verhandlungen befinden sich jedoch noch in einem frühen Stadium, und es besteht keine Gewissheit, dass eine Übernahme tatsächlich stattfinden wird. Laut einem Bericht von Bloomberg könnte Encavis, das im MDax gelistet ist, mit einem Wert von mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden. Es wird erwähnt, dass eine Einigung in den kommenden Tagen möglich sein könnte, jedoch äußerte sich KKR nicht dazu.
Markus Weingran, Leitender Redakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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