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So werden Gurus geboren!
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0 KommentareLiebe Leser,
Eine Münze wird vier Mal geworfen. Wenn hundert Personen einen Tipp abgeben müssen in welcher Reihenfolge Kopf und Zahl erscheinen, dann wird es mit Sicherheit viele geben, die richtig getippt haben. Auch wenn man dieses Experiment ein zweites oder ein drittes Mal wiederholt, werden einige der Tippgeber das Glück immer noch auf ihrer Seite haben, so dass am Ende zwei oder drei übrig bleiben, die genau vorhergesagt haben wie die Münze fallen wird. Niemand - vielleicht jemand, der auch im Casino glaubt höhere Gewinnchancen durch ein Spiel mit System zu haben - wird auf die Idee kommen, dass der Sieger bei diesem kleinen Münzwurfspiel die Reihenfolge bei einem weiteren Versuch besser vorhersagen könne als irgendwer anders.
Und jetzt stellen Sie sich vor, liebe Leser, Sie untersuchen 60 Konjunkturprognosen für das Jahr 2005. Ihnen wird schon im Vorfeld klar sein, dass auf jeden Fall einer der 60 Ökonomen Ende 2004 eine Prognose erstellt hatte, die sehr nah an der wirklichen Entwicklung liegt. Wenn man sich auch nur eine Sekunde seines Verstandes bedient, leuchtet ein, dass die Entwicklung der Einnahmen von über 80 Millionen Menschen nicht deterministisch auf die Nachkommastelle genau berechnet werden kann. Ob eine Schätzung des BIP 0,1 Prozentpunkte mehr oder weniger vom tatsächlichen Wert abweicht, ist lediglich eine Frage des Zufalls. Die Financial Times Deutschland lässt sich davon nicht abschrecken. Sie kürte den "Prognostiker 2005". Carsten Klude von M.M. Warburg hat in diesem Jahr das Glückspiel um die Basispunkte gewonnen. Für ein Jahr ist ein neuer Guru geboren, dem Presse und Analysten große Aufmerksamkeit schenken werden.
Die Wahrheit ist bitter. Wenn Sie sich für den Kauf eines Fonds entschieden haben, da dieser zuletzt mit einer außergewöhnlich guten Performance glänzte, dann sind Sie auf die Marketing-Spiele der Fondsgesellschaften gut angesprungen. Das geht so: Eine Bank legt dutzende von Fonds auf, die als Anlageschwerpunkt eine Branche, ein Trendthema, ein Index, eine Region oder eine andere kreative Konstruktion haben. Es ist offensichtlich. Einer dieser Fonds wird mit einer guten Performance glänzen. Dieser wird dann von der Marketing-Abteilung dem Publikum vorgestellt.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
Kontakt: webmaster@tradecentre.de
Eine Münze wird vier Mal geworfen. Wenn hundert Personen einen Tipp abgeben müssen in welcher Reihenfolge Kopf und Zahl erscheinen, dann wird es mit Sicherheit viele geben, die richtig getippt haben. Auch wenn man dieses Experiment ein zweites oder ein drittes Mal wiederholt, werden einige der Tippgeber das Glück immer noch auf ihrer Seite haben, so dass am Ende zwei oder drei übrig bleiben, die genau vorhergesagt haben wie die Münze fallen wird. Niemand - vielleicht jemand, der auch im Casino glaubt höhere Gewinnchancen durch ein Spiel mit System zu haben - wird auf die Idee kommen, dass der Sieger bei diesem kleinen Münzwurfspiel die Reihenfolge bei einem weiteren Versuch besser vorhersagen könne als irgendwer anders.
Und jetzt stellen Sie sich vor, liebe Leser, Sie untersuchen 60 Konjunkturprognosen für das Jahr 2005. Ihnen wird schon im Vorfeld klar sein, dass auf jeden Fall einer der 60 Ökonomen Ende 2004 eine Prognose erstellt hatte, die sehr nah an der wirklichen Entwicklung liegt. Wenn man sich auch nur eine Sekunde seines Verstandes bedient, leuchtet ein, dass die Entwicklung der Einnahmen von über 80 Millionen Menschen nicht deterministisch auf die Nachkommastelle genau berechnet werden kann. Ob eine Schätzung des BIP 0,1 Prozentpunkte mehr oder weniger vom tatsächlichen Wert abweicht, ist lediglich eine Frage des Zufalls. Die Financial Times Deutschland lässt sich davon nicht abschrecken. Sie kürte den "Prognostiker 2005". Carsten Klude von M.M. Warburg hat in diesem Jahr das Glückspiel um die Basispunkte gewonnen. Für ein Jahr ist ein neuer Guru geboren, dem Presse und Analysten große Aufmerksamkeit schenken werden.
Die Wahrheit ist bitter. Wenn Sie sich für den Kauf eines Fonds entschieden haben, da dieser zuletzt mit einer außergewöhnlich guten Performance glänzte, dann sind Sie auf die Marketing-Spiele der Fondsgesellschaften gut angesprungen. Das geht so: Eine Bank legt dutzende von Fonds auf, die als Anlageschwerpunkt eine Branche, ein Trendthema, ein Index, eine Region oder eine andere kreative Konstruktion haben. Es ist offensichtlich. Einer dieser Fonds wird mit einer guten Performance glänzen. Dieser wird dann von der Marketing-Abteilung dem Publikum vorgestellt.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
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