ItN Nanovation / IPO

Das interessanteste IPO des Jahres 2006

Am kommenden Montag beginnt die Zeichnungsfrist für das wohl interessanteste deutsche IPO des Jahres 2006. Sofern das extrem labile Marktumfeld nicht doch noch die Pläne durchkreuzt, haben die Orderbücher vom 19. bis zum 21. Juni geöffnet, die Erstnotiz soll einen Tag später erfolgen. Zweifellos wird der Nanotechnologieanbieter das Interesse auf sich ziehen. Gerade aber wenn das Marktumfeld so schlecht ist wie zuletzt – praktisch sämtliche IPOs dieses Jahres liegen inzwischen in der Minuszone –, bietet sich für aufmerksame Anleger die Gelegenheit eines chancenreichen Investments zu fairen Einstiegspreisen.

Börsengang

Der Börsengang wird von der Commerzbank sowie HypoVereinsbank begleitet. Angeboten werden bis zu 1,38 Mio. Aktien, die bis auf 0,18 Mio. Papiere vollständig aus einer Kapitalerhöhung stammen. Bis dato sind Nanostart und TechnoStart die größten Einzelaktionäre vor dem Börsengang. Erfreulich also, dass hier keine Umplatzierung im Zuge des Going Public stattfindet.

Geschäft

Die Saarbrücker entwickeln und produzieren Nanomaterialien in großem Maßstab. Diese kommen bei katalysatorischen Prozessen, bei Filtern, zur Veredelung von Oberflächen oder in der Sensorik zum Einsatz. In Halberstadt verfügt ItN Nanovation eigenen Angaben zufolge über die modernste Fertigungsfabrik für keramische Nanotech-Filter innerhalb Europas. Bei der Herstellung und Verarbeitung dieser Nanomaterialien verfügen die Saarbrücker über zahlreiche Patente, mit denen sich die Gesellschaft seit ihrer Gründung vor sechs Jahren Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten konnte. Für Laien ist der Wert dieser Patente innerhalb einer ohnehin recht fachspezifischen und komplexen Branche freilich schwer einzuschätzen.

Zahlen und Aussichten

Im letzten Jahr verbuchte ItN Nanovation Erlöse von 4,8 Mio. Euro, ca. 20 % mehr als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis lag bei negativen 2,2 Mio. Euro, nach einem 15 % höheren Verlust im Jahr zuvor. Wir rechnen mit Erlössprüngen auf 7 Mio. Euro in diesem und ca. 10 Mio. Euro im nächsten Geschäftsjahr. Gleichfalls sollte 2007 erstmals ein Nettogewinn zu Buche stehen. Das Blockbusterprodukt, das diesen Schub bringen könnte, entstammt dem Segment Beschichtungen. Es verhindert in Heizkraftwerken so genannte Anbackungen von Asche und Schlacke an Wärmeaustauschern. Bei mehr als 40 Kraftwerken ist das ItN-Produkt bereits im Testeinsatz. Das Segment keramische Filter, eingesetzt bei der Aufbereitung von Abwässern, besitzt nicht minder großes Potenzial. Hier könnten die bislang verwendeten, aber nicht ganz unanfälligen Polymersysteme nach und nach substituiert werden.

Bewertung fällt schwer

Nanotechnologie-Unternehmen entziehen sich – wie seinerzeit Internet- oder Biotechnologie-Unternehmen – einer einfachen Bewertung. Selbst Kurs-Umsatz-Verhältnisse sind hier nicht sonderlich hilfreich. So kommt Bio-Gate etwa auf 16, neosino auf fast 100 und NanoFocus auf ca. 7, wobei der Durchschnitt mehrerer deutscher „Nano-Unternehmen“ bei nichts sagenden 30 liegt. Damit kann man wenig anfangen. Internationale Nanotech-Ausrüster/-Zulieferer kommen auf ein KUV von rund 2 und Anwendungsanbieter auf knapp 4, Hersteller von Nanomaterialien auf mehr als 5, jeweils für das Jahr 2006. Hier müsste sich ItN Nanovation irgendwo einreihen. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand die Bookbuilding-Spanne noch nicht fest, zumal vom so genannten Decoupled Bookbuilding (losgelöstes Preisbildungsverfahren) Gebrauch gemacht wurde. Angesichts des labilen Marktumfelds stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Saarbrücker deutlich günstiger als vor wenigen Wochen veranschlagt an den Markt kommen wollen/müssen. Ein schlechtes Signal wäre, wenn das Unternehmen zusammen mit seinen Konsortialbanken einen kompletten Rückzieher machen würde. Die bisherige Performance der diesjährigen Börsenneulinge ist nicht gerade Werbung für weitere Kandidaten.

Fazit

Vorausgesetzt, die Konsortialführer entschließen sich nicht zu einem Verschieben bzw. einer Absage des Börsengangs, so ist mit einem vergleichbar akzeptablen Preis zu rechnen. Positiv ist ferner, dass sich Altaktionäre nicht von ihren Papieren trennen, wie es bei leider zu vielen Börsenkandidaten der letzten Monate der Fall war. Wir raten zu einer Zeichnung bzw. zu einem Kauf an der Börse. Bei letzterem werden wir Sie im Zuge unserer IPO-Updates auf dem Laufenden halten.

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