Driver & Bengsch

Alles andere als ein überraschender Erfolg!

Welches waren die erfolgreichsten Börsengänge bzw. Listings der letzten Monate? Driver & Bengsch und Hansen Sicherheitstechnik mit Zugewinnen von 100 % bzw. 70 % seit der jeweiligen Erstnotiz. Beide Unternehmen sind übrigens Beteiligungen der GCI Management AG, zu der wir letzte Woche ein Update gebracht hatten. Kann das Zufall sein? Den Finanzdienstleister Driver & Bengsch (WKN ADC B88) möchten wir deshalb in dieser Woche etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Börsengang als erster Schritt

Eigentlich war der Börsengang von Driver & Bengsch am 13. Juli mehr oder minder eine Notierungsaufnahme, auch wenn zunächst 0,2 Mio. Aktien aus dem Bestand der beiden Altgesellschafter André Driver und Carsten Bengsch zu 2 Euro das Stück zur Zeichnung angeboten wurden. Die Einbeziehung in den Börsenhandel erfolgte danach im Entry Standard der Frankfurter Börse. Beide Gesellschafter sind auch nach dem Börsengang noch Großaktionäre, unterliegen im Übrigen aber keiner Lock-up-Frist. Die gute Kursentwicklung seit Mitte Juli ist ein Schlag ins Gesicht jener Leute, die argumentieren, dass Lock-up-Fristen heute noch irgend eine Rolle spielten.

Mit Nischenstrategie erfolgreich

Driver & Bengsch hat eine lukrative Nischenstrategie im Auge, in deren Fokus die Spezialisierung auf eine Vermögensverwaltung für Vermögen zwischen 15.000 bis 300.000 Euro steht. Bei einem betreuten Vermögen von mehr als 200 Mio. Euro im letzten Jahr fiel laut Unternehmensangaben ein Überschuss von 2,15 Mio. Euro an. Mittlerweile steht die Weiterentwicklung zu einem umfassenden Finanzdienstleistungsinstitut im Vordergrund, im Zuge dessen das Unternehmen aus dem schleswig-holsteinischen Itzehoe den Versicherungsmakler Gebrüder Hansen GmbH übernahm. So lässt sich nunmehr auch das zunehmend wichtiger werdende Thema betriebliche Altersvorsorge in die Vermögensverwaltung einbinden, aber auch Lebens-, Berufsunfähigkeits- und Sachversicherungen.

Zinsplus = Ertragsplus

Ein bekanntes Produkt von Driver & Bengsch ist beispielsweise das in Zusammenarbeit mit der DAB bank vermittelte Tagesgeldkonto "ZinsPlus“. Neukunden erhalten hierbei für drei Monate ab Kontoeröffnung 4 % Zinsen auf einen Höchstbetrag bis zu 50.000 Euro. In den vergangenen Jahren erzielten die Norddeutschen mit ihren Strategien bei Vermögensverwalter-Contests stets vorderste Plätze.

Halbjahreszahlen geben Richtung vor

Gerade einmal zwei Wochen nach dem Gang auf das Börsenparkett legte die Driver & Bengsch AG ihre neuen Geschäftszahlen vor. Demnach kletterten die Provisionserträge im 1. Halbjahr um 61 % auf 5,26 Mio. Euro, der Provisionsüberschuss sogar um 75 % auf 4,7 Mio. Euro. Bezogen auf das Ergebnis je Aktie standen am Ende 0,06 Euro unter dem Strich, nach 0,03 Euro vor einem Jahr. Basis des starken Wachstums war eine Ausweitung der Kontenzahl um fast ein Viertel auf 15.248. Das Gesamtvermögen wuchs sogar um 57 % auf jetzt 282 Mio. Euro, davon 118 Mio. Euro “under management” in der Vermögensverwaltung.

Bewertung und Vergleichsgrundlage

Die Halbjahreszahlen waren vollumfänglich positiv. Der Provisionsüberschuss sollte auf Jahressicht bei mindestens 9,5 Mio. Euro liegen, ein Plus von mehr als 30 % gegenüber 2005. Den Jahresüberschuss schließlich sehen wir um mindestens 40 % auf 3,4 Mio. Euro anwachsen, was auf ca. 0,17 Euro je Aktie hinausläuft, nach 0,12 Euro vor einem Jahr. Das 2006er KGV liegt mittlerweile bei mehr als 23, das 2007er KGV auch noch bei 20.

In den letzten Tagen kam zudem ein Researchreport heraus, der für Driver & Bengsch ein Kursziel von 4,20 Euro, nach zuvor 3,05 Euro, vorsah. Der Kurssprung blieb daher nicht aus. Korrekt ist, dass ein Discount zur Peer Group, bestehend z.B. aus AWD, MLP u.a., nun nicht mehr gegeben ist.

Als alternative Bewertung bietet sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis an, aufgrund dessen man zu einem fairen Unternehmenswert von 4,50 bis 5 Euro käme. Je nachdem, ob man nun die Ertrags- oder Bilanzstärke übergewichtet, resultiert hieraus ein Kursziel von 4 bis 5 Euro je Aktie. Das untere Band dieser Bewertungsgrundlage wurde in den letzten Tagen bereits erreicht.

Fazit

Nach dem ganz hervorragenden Börsenstart müssen die Aktien nun ganz sicher konsolidieren. Unser Kurszielband von 4 bis 5 Euro ist im unteren Bereich zuletzt zumindest touchiert worden. Aufgrund des etwas anfälligen Gesamtmarktes sollte ein inhärenter Risikoabschlag von 10 bis 20 % vorgenommen werden, bevor man neue Positionen eingehen dürfte. Dies wären am unteren Ende 3,20 bis 3,60 Euro. Daher raten wir dazu, die Papiere gegenwärtig erst einmal den schnellen Kursanstieg auskonsolidieren zu lassen. Im Zuge eines freundlichen Gesamtmarktes wären dann tatsächlich 5 Euro erreichbar, möglicherweise bis Frühjahr nächsten Jahres.

Für die Inhalte ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 624 % (seit 1.1.2001) zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.