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     319  0 Kommentare SmartCards – Wo bitte geht’s zum Boom?

    Marktuntersuchungen und Kurse klaffen meilenweit auseinander: Während Marktforscher die Zukunft des SmartCard-Marktes in rosigen Farben malen, liegen die Kurse der Anbieter am Boden. Das gilt nicht nur für ein paar Nischen-Player am Neuen Markt, sondern auch für den Weltmarktführer bei Chipkarten, Gemplus. Dessen Kurs hat sich seit Jahresanfang halbiert und gegenüber dem Allzeithoch im Dezember gedrittelt.

    Frost und Sullivan hat jetzt eine neue Studie veröffentlicht, die im wesentlichen den Tenor früherer Untersuchungen bestätigt 192709. Demnach soll in Europa der SmartCard-Umsatz im Zeitraum von 1999 bis 2006 von 1,2 auf 4,2 Mrd.$ steigen. Die Stückzahlen steigen im gleichen Zeitraum unterproportional von knapp 800 Millionen auf 2 Milliarden Stück. Hierin drückt sich der Trend aus, dass teurere Multifunktionskarten künftig sehr viel stärker gefragt sind als die einfachen SIM-Karten für Handys. „Multifunktion“ weist darauf hin, dass eine Karte gleichermaßen im Bank-, Freizeit- und im Mobilfunk-Bereich eingesetzt werden kann.

    Der Markt wurde bisher von Telefonkarten getragen. Nachdem im vergangenen Jahr der Handy-Markt noch einmal boomte und mit 405 Millionen Geräten 45% mehr als im Vorjahr verkauft wurden, geht die Industrie für dieses Jahr von rund 450 bis 480 Millionen Stück aus. Der Markt der mobilen Kommunikation geht in die Sättigung. Das gilt besonders für Europa, aber auch für Amerika, wo Gartner Dataquest mit Wachstumsraten von deutlich unter 20% rechnet. Dies dürfte immer noch eher zu hoch gegriffen sein. Im ersten Quartal des laufenden Jahres sind 96,7 Millionen Handys weltweit verkauft worden.

    Und so richten sich die Erwartungen der Marktforscher an den Multifunktionskarten aus, die für die nächsten Jahre das Wachstum treiben sollen. Während die Bedenken über die rasche Akzeptanz des neuen Mobilfunkstandards UMTS und des m-Commerce belasten, sehen die Marktforscher zusätzliche Impulse aus dem Bereich der Sicherheits-Technik in der Informationstechnologie 161070 und aus dem E-Commerce. Mit der Legalisierung der digitalen Signatur hat die Politik wichtige Weichen für eine sichere elektronische Transaktion gestellt. Auch die Standardisierung neuer Verschlüsselungsverfahren 172726 hilft.

    Technisch bereiten die Einführung von Java-Plattformen und „Windows for SmartCards“ den Weg. Windows 2000 ist bereits für SmartCards gerüstet und die Marktforscher von Datamonitor gehen davon aus, dass ab 2002 die meisten neuen PCs mit einem SmartCard-Lesegerät ausgerüstet sind.

    Nach Frost & Sullivan entwickeln sich kontaktlose SmartCards bisher in Europa nur sehr schleppend. Aktuell spielen sie lediglich im Verkehrs- und Transportgewerbe, sowie bei der Zugangskontrolle eine dominierende Rolle. Das soll sich allmählich ändern, wenn Probleme hinsichtlich Sicherheit und Schnelligkeit beseitigt sind. Auch die Kosten sind noch ein Handicap. Die Marktforscher rechnen aber damit, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Angleichung an die normalen Chipkarten stattfinden wird. Sie sehen als interessantes neues Einsatzfeld den kontaktlos lesbaren Personalausweis.

    Die beiden französischen Anbieter Gemplus und Schlumberger liegen gemäß einer Untersuchung von Dataquest mit 35% und 32% an der Spitze des Weltmarktes. Mit weitem Abstand folgt die deutsche Giesecke & Devrient mit 11%, die im vergangenen Jahr knapp 190 Millionen Chipkarten umgesetzt hat. Die beiden Marktführer erreichten 620 und 560 Millionen Stück. Insgesamt wurden 12% mehr Chipkarten umgesetzt als 1999. Von diesen insgesamt 1,8 Milliarden Stück entfielen knapp 630 Millionen auf SmartCards. Sie konnten sich exakt parallel zum Handy-Markt um 45% verbessern. Den Rest machen Memory-Cards aus, die "dumme" Variante der SmartCards.

    Frost & Sullivan prognostiziert, dass der sich verschärfende Wettbwerb und die sinkenden Margen zu starken Veränderungen bei der Anbieterschaft führen. SmartCard-Hersteller würden versuchen, sich durch Software und Dienstleistungen Vorteile im Konkurrenzkampf zu sichern. Auch dieses Marktforschungsunternehmen sah die Chipkarten im vergangenen Jahr im übrigen bei einer weltweiten Stückzahl von knapp 2 Milliarden.

    Der Markt steckt aktuell in einer Hängepartie. Der Handy-Boom ist verflogen, neue Phantasie keimt erst zaghaft auf, ist aber noch zu wenig greifbar. Auch der sich schleppend entwickelnde PC-Markt belastet. Eine gewisse Entspannung schafft gegenwärtig der kräftige Einbruch der Chip-Preise. Insgesamt ist aber Konsolidierung angesagt. Anbieter müssen sich neu positionieren, verschwinden vom Markt, werden aufgekauft. Für einen breit angelegten Turnaround der Kurse ist es da wohl noch zu früh, für manchen Anbieter aber vielleicht auch schon zu spät.

    Am Neuen Markt befassen sich u.a. Amatech, OTI und im engeren Sinne mit der Thematik. Auch ACG als Broker, Mühlbauer als Anlagenbauer und SCM als Systemlieferant sind zu nennen.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    SmartCards – Wo bitte geht’s zum Boom? Marktuntersuchungen und Kurse klaffen meilenweit auseinander: Während Marktforscher die Zukunft des SmartCard-Marktes in rosigen Farben malen, liegen die Kurse der Anbieter am Boden. Das gilt nicht nur für ein paar Nischen-Player am Neuen Markt, …

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