Chip-Werte

Wie geht es weiter?

Die amerikanischen Chip-Aktien haben in den vergangenen Tagen eine starke Erholung gezeigt. Nachdem ihr Barometer, der Philadelphia-Semiconductor-Index (SOX), schon vor dem 11. September zur Schwäche neigte und zum Test zurückliegender Tiefpunkte aus dem April ansetzte, trat danach im Gefolge verstärkter Rezessionsängste der befürchtete Absturz ein. Ein begrenzter weiterer Aufschwung ist gut möglich.

Vom Tief bei rund 350 Punkten aus startete der SOX Anfang Oktober eine Erholungsrallye, die ihn bis gestern auf fast 427 Punkte führte. Heute gibt der SOX erst einmal fast 5 Prozent ab.

Träger dieser starken Gegenbewegung waren Aktien aus dem Telekommunikations-Infrastruktur-Segment, dem Netzwerk- und zuletzt auch aus dem Handy-Bereich. Stark PC-bezogene Aktien profitierten wesentlich weniger.

1

Europäische Aktien schlossen sich der US-Rallye an. Aber auch hier zeigte sich eine sehr unterschiedliche Performance.

Die mit ihrem DRAM-Portfolio immer noch stark PC-orientierte
Infineon konnte sich von den Tiefständen bei 11,50 inzwischen wieder deutlich absetzen und notiert bei aktuell 14,55 Euro. fiel zunächst bis fast 30 Euro und notiert jetzt wieder bei starken 43,20 Euro. Hier hilft die Hoffnung auf eine Belebung des Handy-Marktes.

Die stark diversifizierte fiel am 21. September zeitweilig bis auf 18,50 Euro und schloss gestern bei 27,50 Euro. Morgan Stanley sieht ein Kursziel von 50 Euro. Der niederländische Hersteller von Chip-Equipment ASML konnte sich zwischenzeitlich von 10,26 auf rund 15 Euro erholen. Gestern hatte Morgan Stanley die eigene "strong buy"-Empfehlung bekräftigt und gleichzeitig das Kursziel auf 20 Dollar gesenkt, weil sich die Erholung der Branche im Vergleich zu früheren Erwartungen verzögere und schwächer ausfalle.

Dialog Semiconductor fiel auf 3,10 und kostet aktuell wieder 4,30 Euro. Das Papier ist an der NASDAQ zweitnotiert. Morgan Stanley sieht den Wert neutral. Die Schätzungen für die Jahre 2001 und 2002 werden reduziert, um das konjunkturelle Umfeld und den schwachen Handy-Markt einzubeziehen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass man im dritten Quartal 2001 mit steigenden Auftragsraten und normalisierten Lagebeständen leichte Zeichen der Erholung erkennen könne. Der Titel würde erst bei einer wirklich nachhaltigen Verbesserung des Marktes für drahtlose Produkte mitgezogen. Aber auch signifikante Design-Wins - vor allem in Japan - könnten dem Kurs neue Impulse über den Tag hinaus geben.

Die Aktie der hat sich zwischenzeitlich von 3,90 auf 4,50 Euro befestigt. Sal. Oppenheim startete die Beobachtung der Aktie gestern mit "neutral" und sieht den fairen Wert bei 8 Euro. Es gebe großes Aufwärtspotenzial. Allerdings werde sich die Erholung auf dem Chipsektor verzögern. Die instabile Weltkonjunktur sei auch eine Belastung für das Vertriebsgeschäft von ce Consumer in Lateinamerika.

erholte sich zwischenzeitlich von Kursen knapp über 13 auf aktuell 18,55 Euro. Das Unternehmen wird nicht müde, die eigene Zukunftsprognosen zu bekräftigen. Analysten hingegen lassen nicht nach, die Aktie für hoch bewertet zu halten. So stuft Sal. Oppenheim die Aktie in der gestrigen Einschätzung unverändert mit "neutral" ein. Die Gewinnschätzungen für den Hersteller von Halbleiter-Beschichtungsanlagen werden reduziert, weil die sich Auftragseingänge kontinuierlich zurückentwickelten. Für 2002 soll der Gewinn je Aktie auf 0,53 nach zuvor 0,58 Euro kommen. Für 2003 rechnet man nun mit 0,62 Euro. Ursprünglich war man von 0,72 Euro ausgegangen. Der faire Wert wird von 30 auf 23 Euro zurückgenommen.

Der Chip-Equipment-Anbieter Süss hat gestern seine Jahresprognose bestätigt (Historie). Die Kurserholung geht von knapp über 15 auf aktuell 18,20 Euro. Verschiedene Brokerhäuser sehen deutliches Potenzial, wenn sie auch in jüngerer Zeit Reduktionen der Kursziele vorgenommen haben.

plätschert nach der Gewinn- und Umsatzwarnung (Historie) etwas phantasielos dahin. Immerhin konnte sich auch dieser Wert von rund 8,50 auf aktuell 10,34 Euro erholen.

Dieser keineswegs vollständige Überblick zeigt eine Erholung auf breiter Front. Sie kann - nach einer Pause wie heute - durchaus kurzfristig noch weiter gehen und äußerstenfalls sogar bis an das Kursniveau vor dem 11. September heranführen. Das ist besonders dann gut vorstellbar, wenn die politisch-militärischen Rahmenbedingungen passen.

Spätestens dann werden sich die Marktteilnehmer aber wieder fragen, wie es um die Konjunkturaussichten der weltweiten Informationsgesellschaft bestellt ist. Diese müssen heute auf der Zeitschiene um einige Monate verschoben werden, wenn auch US-Konjunkturprogramme und steigende Rüstungsausgaben letztlich einen zusätzlichen Schub geben werden.

Und wenn die aktuelle Erholungsphase beendet ist, wird je nach Aussicht der einzelnen Teilsegmente wieder deutlicher differenziert werden. Dann ist die Flut vorbei, die alle Boote hebt.