Chip-Markt am Scheideweg - Seite 3

Eines ist heute gegenüber den früheren Zyklen der Chip-Branche anders: Die neuen Produktionstechnologien können sich immer weniger Unternehmen leisten. Vermutlich wird die Schallmauer bei rund 2,5 Mrd. Dollar Jahresumsatz liegen. Tendenz steigend. Das ist zwar nur ein grober, segmentweise deutlich variierender Richtwert, er zeigt aber, dass sich eine eigene 300mm-Wafer-Produktion eigentlich nur noch für die ersten 15 Plätze auf der Weltrangliste rechnet. Infineon ist da auf Platz neun zu finden 246022.

Daraus folgt, dass Outsourcing-Trends einen gewaltigen Auftrieb erfahren. Foundrys wie Taiwan Semiconductor Manufacturing, und Chartered Semiconductor sollten davon entscheidend profitieren 249238. Zu den Gewinnern sollten aber auch die kleineren, innovativen Gesellschaften gehören, die schon lange auf ein Geschäftsmodell ohne eigene Fertigung setzen. Als Beispiel kann gelten. Die vom Unternehmen entwickelten Halbleiter sind so komplex, dass für sie die kleineren Geometrien moderner Fertigungslinien extrem vorteilhaft sind. Ein weiterer Gewinner dürfte schließlich der Chip-Weltmeister Intel sein, der im vergangenen Jahr massiv in die neuen Herstellungsverfahren investiert hat. Die Aktie ist allerdings schon wieder sehr hoch bewertet 250901. Infineon steht im Sturm nicht schlecht da, hat aber Handlungsbedarf.

In der Chip-Branche geht es also heute nicht um die Erschließung neuer Teile der Wertschöpfungskette in Richtung der Endmärkte, sondern genau um das Gegenteil. Jedes Unternehmen muß sein Produktportfolio prüfen, vor allem aber sein Geschäftsmodell kritisch hinterfragen: Sind Milliarden-Investitionen in die eigene Fertigung der richtige Weg oder bringt die externe Produktion optimale Kostenstrukturen. Die Dramatik liegt dabei darin, dass die entsprechenden Weichen schon lange gestellt worden sind – nämlich im Boom-Jahr 2000. Jetzt wird sich zeigen, wer damals richtig in seine Glaskugel geschaut hat.