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     1529  0 Kommentare Ein Jahr Lehman-Pleite - Seite 3



    Dabei wirkt die Hypothekenkrise immer noch weiter fort. Der Anteil der Problemkredite bei Schuldnern mit hoher Bonität hat sich von fünf auf neun Prozent fast verdoppelt. Diese Prime-Kredite machen rund 80 % des Gesamtvolumens aus, da reicht eine Steigerung um ein paar weitere Prozentpunkte, um die Hypothekenkrise wieder aufflammen zu lassen. Und wo dann noch einmal Billionen an Rettungsgeldern herkommen sollen, ist die Frage. Rund um den Globus haben die G20 bis jetzt Finanzspritzen im Umfang von 12 Bill. Dollar veranlasst.

    Bisher gab es eine mehr oder weniger stillschweigende internationale Arbeitsteilung. Die USA kaufen chinesische Waren, China leiht das Geld dazu. Die „Volksrepublik“ hielt im Juli US-Treasuries im Volumen von über 770 Mrd. Dollar, gefolgt von Japan mit fast 720 Mrd. Dollar. Dann folgt immerhin schon Großbritannien mit 214 Mrd. Dollar. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verkauften öffentliche und private Investoren per Saldo US-Treasuries im Volumen von 344,7 Mrd. Dollar. China kaufte im selben Zeitraum noch im Wert von 49 Mrd. Dollar, nach 192,3 Mrd. im sechs-Monats-Zeitraum davor.

    Sind das frühe Anzeichen einer Aufkündigung dieser Arbeitsteilung? Zur Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise versicherten alle Staaten im Chor, so auch die USA, auf Protektionismus zu verzichten. Solche nationalwirtschaftliche Abschottung hatte nach 1929 die damalige Krise erheblich verschärft. Jetzt hat Obama besondere Importzölle auf chinesische Reifen verhängt. Die Chinesen wollen auf gleicher Ebene antworten.

    Wer kauft die zusätzlichen US-Schulden? Gut, die Fed kauft selbst, entweder direkt oder indirekt über primary Broker/Dealer. Aber das Volumen erreicht nicht im entferntesten das, was notwendig wäre. Was die Struktur der Treasury-Käufe hinsichtlich der Fristenverteilung angeht, so besteht zudem seit einiger Zeit eine klare Präferenz von kurzen Laufzeiten. Die Kreditgeber haben entweder kein Zutrauen in die lange Perspektive ihres Schuldners oder sie finden das Zinsniveau nicht attraktiv genug oder sie sehen eine weitere Dollar-Entwertung. Thema für einen nächsten Beitrag.

    Ein Jahr nach der Lehman-Pleite – was gelernt? Nein, Schulden werden mit Schulden bekämpft. Liquidität als Allheil-Mittel. Steuerzahlers Rettungsgeld wird an die Börse getragen und damit eine im historischen Maßstab äußerst bemerkenswerte Expansion der Aktienmärkte angeschoben.

    So V-förmig, wie die Bewegung der Aktienkurse das nahe legt, dürfte die Weltwirtschaft kaum „auferstehen“. Das mag die Akteure an den Börsen zunächst wenig „jucken“. Aber wenn das volkswirtschaftliche Wachstum dauerhaft hinter dem Wachstum des Schuldenanteils am BIP zurückbleibt, ist Trouble vorprogrammiert (siehe Chart!). Schätzungsweise würden nachhaltig mehr als 5 % reales Jahreswachstum benötigt, um den bei den gerade ausufernden Staatsschulden zu vermeiden. Das ist aus meiner Sicht bei den entwickelten Industrieländern völlig unrealistisch.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Ein Jahr Lehman-Pleite - Seite 3 An dem Tag, an dem sich die Lehman-Pleite jährte, warnte US-Präsident Obama, die Finanzindustrie, sie solle nicht darauf vertrauen, dass der Steuerzahler auch beim nächsten Mal wieder in die Bresche springt. In seinem Wahlkampf klang das noch …