Auf der Suche nach der wahren Inflation
Eine Statistik ist nur so gut, wie man sie selbst gefälscht hat. Das ist zwar etwas übertrieben, aber dennoch sollte man das alte Sprichwort nicht gänzlich ignorieren. Bei der Analyse
wirtschaftlicher Kennzahlen ist die Kenntnis der zugrunde liegenden Daten und Prämissen Voraussetzung für eine korrekte Interpretation.
Wie ist es sonst möglich, dass zum gleichen Sachverhalt unterschiedliche Werte genannt werden? Man denke nur an die hedonische Berechnung der US-Konjunkturzahlen. Die Art und Weise wie mittlerweile
auch staatliche Organisationen solche Methoden anwenden, erscheint mir im höchsten Maße bedenklich. Hier wird offensichtlich unter dem Deckmantel der Wissenschaft eine Vernebelungspolitik
betrieben, um unbequeme Sachverhalte zu kaschieren, die offensichtlich nicht in das Weltbild der „Mächtigen“ passen.
Seit der Einführung des „Teuro“ beklagen sich viele Bürger über die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Wenn ich abends mit Freunden ausgehe habe ich manchmal den Eindruck, dass auf den Speise- und
Getränkekarten nur das „DM-Zeichen“ durch das „€-Zeichen“ ersetzt wurde. Auch an der Tankstelle kommt keine Freude auf. Und wie steht es mit dem leeren Heizöltank, der wieder gefüllt werden muss?
Oder den Strom- und Gaskosten?
Aber auch in anderen Bereichen des Lebens scheinen die Preise stärker zu steigen, als es uns die offiziellen Statistiken vorgaukeln. Wie ist das möglich? Hier hilft nur ein Blick auf die
Berechnungsmethoden. Das Zauberwort heißt KERNINFLATION.
Der Begriff KERNINFLATION klingt wissenschaftlich und seriös. Sie wird ermittelt ohne die volatilen Komponenten “unverarbeitete Nahrungsmittel” und Energie. Da wir ja alle nicht heizen oder
unverarbeitete Nahrungsmittel verzehren, ist die Kerninflation sicherlich eine äußerst sinnvolle Kennzahl. Das Hauptargument für die Herausrechnung dieser wichtigen Bestandteile ist die These, dass
so der mittelfristige Inflationstrend frühzeitig erkannt wird.
Demnach ist die so ermittelte Kerninflationsrate als Frühindikator insbesondere bei energiebedingten Inflationsimpulsen ungeeignet und vermittelt in einem Umfeld haussierender Rohstoffmärkte ein
verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Ein wesentlich besserer Inflationsindikator sind die Rohstoffmärkte selbst, insbesondere Gold. Wer sich seit Jahren mit den Märkten befasst, weiss deren
Prognosegüte zu schätzen. Manche Experten und Wirtschaftsinstitute wären froh, wenn sie nur annähernd diese Trefferquote hätten.
Aber unsere EZB ist erfinderisch. Das Zauberwort heißt GETRIMMTE INFLATION. Was ist denn das nun schon wieder? Hierbei werden im Unterschied zur Kerninflationsrate nur bestimmte volatile Element
herausgerechnet. Damit wechselt der verwendete Warenkorb monatlich seine Zusammensetzung. Herzlichen Glückwunsch!
Ich möchte es an dieser Stelle bei den Ausführungen belassen und Ihnen, lieber Leser, die Entscheidung übertragen, wie hilfreich solche „Frühindikatoren“ in der Praxis tatsächlich sind. Eins ist
jedenfalls sicher: Ohne Kenntnis der Berechnungsmethoden und zugrunde liegenden Prämissen ist die Gefahr extrem groß, aus den veröffentlichen Kennzahlen falsche Schlüsse zu ziehen. Ich achte lieber
auf den Goldpreis und die Richtung der Rohstoffmärkte.
Wie ist Ihre Meinung dazu? Besuchen Sie mich auf meinem Börsenblog www.trading4living.de .
Ihr Heiko Aschoff
Diplom-Kaufmann
www.AschoffBoerse.de