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     2973  0 Kommentare IT-Branche in Kaufpanik

    Man sollte es nicht für möglich halten, aber erste Analysten orakeln bereits davon, dass ein »goldenes Zeitalter« für Technologiezukäufe beginnen könnte. Was ist passiert? Ein kleiner Blick zurück. Die Zahl der M&A-Deals hat sich in den ersten drei Quartalen dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast halbiert. Angesichts der herrschenden Finanz- und Wirtschaftskrise und damit verbundener rückgängiger Auftragseingänge hatten sich selbst die traditionell zukauffreudigen Firmen stark zurück- und ihre Barmittel vorgehalten. Aber nun beginnen die Bargeldkassen bei den echten Branchengrößen überzuquellen. Cisco Systems alleine hält mittlerweile über 30 Mrd. USD in der Firmenschatulle.

    Seit kurzem nun ändert sich angesichts der Hoffnung auf das baldige Auslaufen der Rezession die Zukaufpolitik. Insbesondere in den letzten Wochen und Monaten wurden reihenweise milliardenschwere Übernahmen durchgeführt bzw. angekündigt. Ein paar Beispiele: Oracle legte für Sun Microsystems gleich 7,4 Mrd. USD hin. IBM spendierte 1,2 Mrd. USD für SPSS. Dell krallt sich Perot Systems für 3,9 Mrd. USD. Xerox gibt für ACS immerhin 6,4 Mrd. USD aus. EMC zahlte 2,4 Mrd. USD in Cash für Data Domain. Und Cisco kündigte erst vor wenigen Wochen an, für Starent Networks 2,9 Mrd. USD hinzublättern. Parallel ist Cisco auch noch dran, den Videokonferenzgeschäftsbereich von Tandberg für 3 Mrd. USD zu übernehmen. Aber hier legen sich die Tandberg-Aktionäre derzeit quer – sie fordern einen Nachschlag.

    Auf der Suche nach den Hintergründen, warum in der IT-Branche gerade Kaufpanik ausbricht, macht es Sinn, sich Ciscos Doppelstrategie mal genauer anzuschauen. Einerseits entwickelt das Unternehmen laufend weitere Lösungen, mit denen direkt und indirekt das Kerngeschäft, der Verkauf von speziellen Computern für den Datenverkehr (Routers und Switches) unterstützt wird. Videokonferenzen in einer iPhone-tauglichen Version oder die Übertragung von US-NHL-Eishockeyspielen auf Handys gehören hierzu. Solche Lösungen bringen laufend mehr Daten auf die Netze und das steigert die Nachfrage nach den Switches und Routers. Diese werden auch immer weiter verbessert, wobei Cisco immer mehr Funktionalitäten wie IT-Sicherheit und jetzt neu auch in Zusammenarbeit mit der spezialisierten Firma VMware, Virtualisierungssoftware auf die Switches und Routers bringt. Andererseits hat Cisco im Laufe der letzten Jahre das Produktportfolio durch Akquisitionen um etliche benachbarte Bereiche wie Datenspeichernetze, Settop-Boxen (Scientific Atlanta), Internetausrüstung für Heimanwender (Linksys) erweitert. In den Quartalsergebnissen spielt Cisco regelmäßig Mrd.-Gewinne ein. Cisco hatte dadurch in den letzten Jahren etwas erreicht, was bei vielen Technologiekonzernen zu großen Problemen geführt hatte: Das Unternehmen blieb trotz der wachsenden neuen Bereiche auch im Kerngeschäft führend – und hat sich nicht verzettelt.
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    E. Hörmannsdorfer
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    Engelbert Hörmannsdorfer ist Chefredakteur und gemeinsam mit der BörseGo GmbH Herausgeber des Börsenbriefs BetaFaktor.info (http://www.betafaktor.info).
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    Verfasst von 2Engelbert Hörmannsdorfer
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