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    Kupfer und Eisenerz  1008  0 Kommentare Warum bricht Chinas Nachfrage ein? - Seite 2



    Es war sicherlich eine kluge Strategie der Chinesen, gerade dann Stahl und Kupfer zu hamstern, wenn die globale Nachfrage am Boden liegt. Die Käufe direkt an den Spotmärkten haben es den Stahlkochern unter anderem ermöglicht, große und langfristige Lieferabkommen mit den internationalen Minenkonzernen hinauszuzögern. Gleichzeitig konnte man monatelang an der London Stock Exchange deutlich billiger Industriemetalle kaufen als in China selbst. Dementsprechend haben die chinesischen Adressen im letzten halben Jahr über allen Bedarf hinaus zugegriffen. 

    Jetzt sind die chinesischen Lagerhäuser und Schüttguthallen aber erst mal voll. Und speziell die chinesischen Stahlkocher produzieren längst wieder auf Halde. Glaubt man dem Verband der chinesischen Stahlindustrie, dann waren im letzten Quartal Kapazitäten in Betrieb, die pro Jahr 600 Millionen Tonnen Stahl produzieren können. Dies liegt selbst über dem chinesischen Bedarf. Gleichzeitig sind die Gewinnmargen der großen Stahlkonzerne wegen der Überkapazitäten weiterhin hauchdünn, und geraten zunehmend unter Druck. Die Stahlpreise sind von ihrem 10-Monats-Hoch Anfang August bereits wieder um 18 Prozent zurückgegangen.

    Den Herstellern bleibt momentan nicht anderes übrig, als die Überschussproduktion billig auf den Weltmarkt zu werfen. Im Oktober lag die Stahlausfuhr des Landes bei 2,7 Millionen Tonnen, und damit rund doppelt so hoch wie im Mai, als der diesjährige Tiefpunkt erreicht wurde. Bei der internationalen Konkurrenz sorgt diese Vorgehensweise allerdings für Wutgeheul. Erst im vergangenen Monat hat die US-Regierung Strafzölle in Höhe von bis zu 99 Prozent auf chinesische Stahlröhren eingeführt. Sie bezichtigt die chinesischen Produzenten, ihre Produkte zu Dumpingpreisen auf den Markt zu werfen. Der Export um jeden Preis ist demnach auch keine Dauerlösung für Chinas Stahlbosse.

    Auch der chinesischen Regierung selbst ist ihre überdimensionierte Stahlwirtschaft inzwischen ein Dorn im Auge. Sie versucht auf Biegen und Brechen, den Aufbau weiterer Produktionskapazitäten zu verhindern. Ein wichtiger Hebel ist dabei die Kreditvergabe, die sich dort staatlich lenken lässt. Wie ein Sprecher der Nationalen Planungskommission mitteilte, wurden auf staatlichen Druck hin Kreditanfragen im Umfang von 200 Milliarden Yuan von den Banken zurückgewiesen. Dies sind rund 29 Milliarden Dollar, die in den Branchen mit Überkapazitäten in diesem Jahr nicht investiert werden konnten. Betroffen ist in erster Linie der Stahlsektor. Ein weiterer Ansatzpunkt sind neue Umweltschutzauflagen. Stahlwerke, die veraltet sind und zu viele Abgase produzieren, will die Regierung künftig ohne viel Federlesens dichtmachen. 

    All diese Entwicklungen lassen nicht darauf schließen, dass sich Chinas Erz-Importe kurzfristig erholen werden. Auf mittlere Sicht wird Chinas Nachfrage nach Industriemetallen sicherlich noch stark zunehmen. Vorerst dürfte der Zenit aber erst einmal überschritten sein.

    Dementsprechend könnten die Notierungen für solche Rohstoffe demnächst deutlich unter Druck kommen – es sei denn, die Nachfrage aus dem Westen beginnt sich zu erholen, und Chinas Ausfall auszugleichen. Ein gewisser Preisverfall wiederum würde natürlich gerade den Einkäufern aus China sehr entgegen kommen.

    Unterm Strich erscheint es sinnvoller, über ausgewählte chinesische Aktien direkt in Chinas boomende Wirtschaft zu investieren. Hier gibt es zahlreiche Branchen, die tatsächlich über enormen Wachstumsraten verfügen, und nicht nur von vorübergehenden Markt-Verwerfungen profitiert haben. Investments in Industriemetalle sind allenfalls ein indirekter Weg, um von Chinas Wachstum zu profitieren. Und dieser Umweg wird zunehmend riskanter.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Kupfer und Eisenerz Warum bricht Chinas Nachfrage ein? - Seite 2 Die Preise für Industriemetalle wie Eisenerz und Kupfer sind im letzten halben Jahr enorm gestiegen, obwohl die Weltwirtschaft sich nur zaghaft erholt. Jeder weiß, dass es vor allem das boomende China ist, das für den neuen Run auf diese …