checkAd

     1308  0 Kommentare Bullen – Land unter?

    Ich komme noch einmal auf den Anlass der laufenden Korrektur an den Aktienmärkten zurück. Obama hatte weitreichende Pläne vorgestellt, den Bankensektor umzukrempeln. Insgesamt laufen sie darauf hinaus, die Gewinnmöglichkeiten der Banken zu beschneiden. Das Konzept dürfte keine Chance auf Umsetzung haben, insofern ist ein Abverkauf von Aktien aus diesem Grund ziemlich unsinnig (aber es gibt natürlich genügend andere).

    Eigentlich ist auch egal, warum Obama genau zu diesem Zeitpunkt den Vorstoß unternahm, sei es aus Frust darüber, dass seine Popularität beständig fällt, sei es, dass unmittelbar zuvor Morgan Stanley gemeldet hatte, den Löwenanteil der erzielten Gewinne als Boni auszuschütten, sei es aus tiefer Sorge um die Erpressbarkeit des Steuerzahlers. Die Vorschläge zielen darauf, dem „too big too fail“-Argument die Spitze zu nehmen und das von zu großen Banken ausgehende systemische Risiko zu verringern. So weit, so gut.

    Die Art, wie das versucht wird, ist ein weiteres Mal typisch bürokratisch und setzt auf der operativen Ebene der Märkte an – Amtsstuben-Change. Das ist ja auch gerade modern, deswegen jedoch genauso wenig sinnvoll wie neoliberales Laissez-faire. Sinnvoller und effektiver wäre es, die Eigenkapitalquote der Banken heraufzusetzen, und zwar überproportional zur Größe einer Bank. Damit steuert sich die Risiko-Neigung von ganz alleine. Darüber hinaus ist die schiere Größe einer Bank nicht alles. Wenn zehn kleinere Banken sich in gleicher Art mit unverantwortlichem Risiko aus dem Fenster lehnen, kommt das auf dasselbe heraus, wie wenn das eine große täte.

    Zum systemischen Risiko wäre noch anzumerken, dass in Europa neun Banken größere Bilanzsummen als die jeweiligen BIPs ihre Standort-Länder haben. Durchaus zum Thema passend: Die Hypo Real Estate hat angekündigt, eine Bad Bank mit einem Volumen von bis zu 210 Mrd. Euro zu gründen. Hier sollen u.a. all die „Assets“ einfließen, die der Bank Milliardenverluste einbrachten.

    Konnte man bis zur vergangener Woche noch davon sprechen, dass die Aktienkurse lediglich durch Gewinnmitnahmen gedrückt wurden, so überwiegen mittlerweile bärische Position (siehe Chart!). Nach dem Verlauf der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis ist die aktuelle Situation nun vergleichbar mit der von Anfang Juli 2009. Wenn es sich tatsächlich so weiterentwickelt, dürfte der Abverkauf noch einige Tage weitergehen. Ohnehin konnte gestern der wichtige Pegel bei 1085 im S&P 500 nur mühsam zurückerobert werden. Nächster Halt an der Unterseite wäre 1072 (siehe Chart!). Sollte allerdings die 1098 überwunden werden, dürften die Bullen relativ schnell wieder Tritt fassen.
    Seite 1 von 3



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Bullen – Land unter? Ich komme noch einmal auf den Anlass der laufenden Korrektur an den Aktienmärkten zurück. Obama hatte weitreichende Pläne vorgestellt, den Bankensektor umzukrempeln. Insgesamt laufen sie darauf hinaus, die Gewinnmöglichkeiten der Banken zu …