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     1860  0 Kommentare Nachzügler treiben die Aktienmärkte

    Vor etwas mehr als einem Jahr, am 6. März, vollzogen die Aktienmärkte eine Trendwende.
    Dieses Mal war es einen knappen Monat früher: Anfang Februar wechselten die Vorzeichen
    an den Aktienmärkten. Wie so oft ist es im Nachhinein schwer zu erklären, warum ab einem
    bestimmten Tag mehr Marktteilnehmer bereit sind, höhere Preise für eine Aktie zu zahlen. An
    den fundamentalen Marktdaten kann es nicht liegen. Die Lage am Arbeitsmarkt ist bestenfalls
    durchwachsen, wie stark der nächste Konjunkturzyklus in Europa wie auch in den USA wird,
    vermag noch keiner zu sagen. Zweifellos spielten psychologische Faktoren wieder eine große
    Rolle. Immer mehr Investoren erhöhen ihre Aktienquote, durch den Einstieg der Nachzügler
    wird ein weiterer Anstieg der Kurse zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung – the trend is
    your friend. Und Trends können erstaunlich lange halten.

    Aktienindizes überschreiten wichtige Wendemarken

    Die Einstellung der Investoren zu risikoreicheren Investments hat sich in den vergangenen
    Wochen deutlich verbessert. Ein Anzeichen dafür war, dass die ersten Börsengänge des Jahres
    an der Deutschen Börse erfolgreich über die Bühne gegangen sind und noch weitere geplant
    sind. Sehr bemerkenswert ist auch, dass die Kurse an den wichtigsten Aktienmärkten wichtige
    Marken überschritten haben beziehungsweise kurz davor stehen. Bei Indexkursen von 6100
    im deutschen DAX, 1200 Punkten beim US-amerikanischen S&P 500 und 3000 beim
    europäischen DJ Euro Stoxx 50 stehen die Aktienmärkte ziemlich genau wieder an der Stelle
    wie vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008. Das
    heißt, die lange Phase der Seitwärtsbewegung in der „Lehman-Zone“ wäre damit vorbei.

    Anleger suchen nach positiven Signalen

    Es ist ganz natürlich, dass sich Menschen, wenn sie einmal eine Entscheidung getroffen
    haben, anschließend ganz unbewusst Bestätigungen dafür suchen. Jeder kennt den Effekt: Hat
    man sich für den Kauf eines Autos einer bestimmten Marke entschieden, scheint einem diese
    Marke ständig zu begegnen, und man fühlt sich dadurch in der Wahl bestätigt. Nach dem
    Motto: „So viele können ja nicht irren“. Investoren ticken nicht anders. Wer einmal die
    Aktienquote erhöht hat, nimmt jede positive Meldung für die Märkte euphorisch auf: Die
    gestiegenen Frühindikatoren wie der deutsche ifo-Index werden ebenso als Begründung für
    weitere Aktienkäufe genommen wie die Tatsache, dass die Zahl der Arbeitslosen in den USA
    zumindest nicht weiter gestiegen ist.

    Aktienquote wurde erhöht

    Diese Beobachtung aus der Verhaltenspsychologie der Anleger – auch als Behavioral Finance
    bezeichnet – ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Aufwärtstrends oft länger dauernd als
    zunächst angenommen. Die Interpretation von Meldungen als Bestätigung der eigenen
    Meinung führt zu einem sich selbst verstärkenden Trend. Daher haben wir in unseren Depots
    und Fonds im Laufe des März die Investitionen auf steigenden Aktienmärkte umgestellt.
    Rund 60 Prozent eines durchschnittlichen Depots ist auf steigende Aktienmärkte ausgerichtet.
    Wir glauben zwar nicht, dass es sich um die endgültige Richtungsänderung aus dem
    langfristigen, seit 2000 dauernden Bärenmarkt handelt. Aber eine flexible
    Vermögensverwaltung verlangt es, auch Zwischenrallyes zu nutzen.

    Schwächerer Euro hilft deutschen Export-Aktien

    Neben steigenden Aktienmärkten setzen wir weiterhin auf einen schwächeren Euro. Das
    Geschacher um Griechenlandhilfen hat, so interpretieren es Beobachter, dem Euro in seinem
    Image als krisenresistente Währung geschadet. Tatsächlich verlor der Außenwert des Euro
    nach Abschluss der Verhandlungen. Ein schwächerer Euro hilft deutschen Konzernen, von denen etliche vorrangig im Ausland verdienen. Zu den börsennotierten Konzernen mit dem größten Umsatz-Anteil im Ausland gehören der Medizintechnik-Konzern Fresenius Medical Care, der Windanlagenbauer Nordex, und Konsumgüterspezialisten Puma und Adidas, die jeweils mehr als 93 Prozent der Umsätze außerhalb Deutschlands erwirtschaften.



    Alexander Seibold
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    Dr. Alexander Seibold ist Vorstand der Dr Seibold Capital GmbH. Die banken- und produktunabhängigen Vermögensverwaltung verfolgt die Strategie einer schnellen Anpassung eines Depots an Kapitalmarktveränderungen und damit eine nachhaltige Wertsteigerung des Investments. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz von börsengehandelten liquiden Investmentfonds (Exchange Traded Funds - ETF's). Die Dr. Seibold Capital GmbH ist ein zugelassenes Finanzdienstleistungsinstitut nach § 32 I Kreditwesengesetz (KWG). Neben dem Hauptsitz in Gmund am Tegernsee bestehen Niederlassungen in Ravensburg, Ingolstadt, München und Hamburg. Insgesamt beschäftigt die Dr. Seibold Capital GmbH 35 Mitarbeiter und verwaltet 300 Millionen Euro für Privatkunden, institutionelle und Firmenkunden.
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    Verfasst von 2Alexander Seibold
    Nachzügler treiben die Aktienmärkte Vor etwas mehr als einem Jahr, am 6. März, vollzogen die Aktienmärkte eine Trendwende. Dieses Mal war es einen knappen Monat früher: Anfang Februar wechselten die Vorzeichen an den Aktienmärkten. Wie so oft ist es im Nachhinein schwer zu …

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