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    Smart Investor Weekly 23/2010  2480  0 Kommentare Schein und Sein – an ihren Taten werdet ihr sie erkennen!

    Derweil die Regierung das größte anzunehmenden Sparprogramm verkündet, fällt der Euro auf ein Vierjahres-Tief. Nicht mehr nur die Peripherie Europas verspürt den Druck steigender Marktzinsen, sondern auch vorgeblich „solide“ Länder wie Frankreich oder die Niederlande.

    80 Mrd. EUR Einsparungen
    Diese ungeheuere Summe will die Bundesregierung einsparen – nein, nein natürlich nicht auf einmal, sondern auf Sicht von 4 Jahren. Das relativiert die Sache natürlich schon etwas. Und erinnern Sie sich noch wie lange und intensiv über Steuererleichterungen diskutiert wurde? Sehr vielmehr als die Mehrwertsteuererleichterung für Hotels kam damals dabei nicht raus. Und vermutlich dürfte es sich bei dem Sparpaket ähnlich verhalten. Zwar war die Regierung clever genug, den Rotstift nicht bei den 20 Millionen Rentner anzusetzen (wer will es sich schon mit einem Drittel der Wählerschaft verscherzen?), aber dennoch dürfte in den nächsten Tagen ein Sturm der Entrüstung losbrechen. Und als sonderlich sturmfest haben sich Frau Merkel und der Rest der Regierungsmannschaft bisher nicht erwiesen. Daher darf durchaus mit „Nachbesserungen“ gerechnet werden, die das Sparpaket ordentlich schrumpfen lassen werden. Dieser große Sparwille dürfte sich daher recht bald als Lippenbekenntnis erweisen. Aber natürlich lässt es sich zunächst nicht ganz von der Hand weisen, dass Sparbemühungen ganz generell erst einmal eher deflationären Charakter haben. Allerdings sollte man diese Bemühungen auch in das richtige Verhältnis setzten. Nehmen wir doch nur einmal die Garantien, die die Bundesregierung für die Hypo Real Estate abgegeben hat. Sollte nur die Hälfe davon nötig werden – eine vorsichtig optimistische Einschätzung – wären dies immerhin rund 105 Mrd. EUR und somit deutlich mehr als die politischen Führer dieses Landes in den kommenden Jahren einsparen wollen.

    Der Euro fällt und fällt
    Und auch aufgrund der Lage an anderen Fronten dürften die Sparbemühungen nicht allzu lange vorhalten: Der Euro fällt und fällt. Wir hatten mit einer kurzfristigen Erholung des Euro gegenüber dem Dollar gerechnet (vgl. Smart Investor 06/2010 S. 52) – damit lagen wir bisher offensichtlich falsch. Allerdings hatten wir auch immer kommuniziert, dass der Euro langfristig noch deutlich schwächer werden dürfte. Trotz des enormen Rettungsschirms (oder gerade wegen?) steigen inzwischen auch die Marktzinsen für Länder, von denen bisher offiziell angenommen wurde, dass sie nicht in einen Topf mit Griechenland, Spanien oder Irland gehörten. Und doch bekommen inzwischen beispielsweise auch die Niederlande oder Frankreich den Druck höherer Marktzinsen zu spüren. Die Folgen dürften zweierlei sein. Zum einen könnte schon bald wieder ein neuer, noch größerer Rettungsschirm von Nöten sein, zum anderen aber wird die EZB in zunehmendem Maße gezwungen sein, Staatsanleihen direkt aufzukaufen. Bisher wurden für etwa 35 Mrd. EUR Staatsanleihen direkt aufgekauft ohne genauere Angaben darüber zu machen von wem diese Anleihen stammen. Diese direkte Monetarisierung von Schulden wird vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft deutlich größere Ausmaße annehmen. Dies wird natürlich dazu führen, dass noch mehr und stärker aufgeschuldet wird – die Sparmaßnahmen, so sie denn überhaupt kommen, werden diese großen Effekte kaum gegenteilig beeinflussen können. Und damit zu den Märkten.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 23/2010 Schein und Sein – an ihren Taten werdet ihr sie erkennen! Derweil die Regierung das größte anzunehmenden Sparprogramm verkündet, fällt der Euro auf ein Vierjahres-Tief. Nicht mehr nur die Peripherie Europas verspürt den Druck steigender Marktzinsen, sondern auch vorgeblich „solide“ Länder wie …