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     2436  0 Kommentare 5 Prozent Wirtschaftswachstum - ist Japan über den Berg?

    Japans Wirtschaft ist im März-Quartal gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent gewachsen. Eine solche robuste Erholung hätte dem Land der Morgenröte noch vor kurzem kaum jemand zugetraut, denn die Wachstumsschwäche Nippons ist schon fast chronisch. Und schließlich war das erste Quartal auch in vielen anderen Industrienationen nicht gerade glorreich. Das US-Wirtschaftswachstum etwa lag trotz massiver Stützungsmaßnahmen gerade mal bei 0,8 Prozent; der Euroraum erzielte sogar nur eine Zuwachsrate von 0,2 Prozent.

    Der wichtigste Wachstumstreiber in Japan war fraglos der Export, der dort schon seit vielen Jahren die entscheidende Stütze der kränkelnden Wirtschaft ist. Dieser wuchs im Jahresvergleich um 6,9 Prozent an. Aber auch die Verbraucherausgaben sind – überraschend – gestiegen, und sogar die Investitionen der Firmen haben sich leicht erholt. Sie verbesserten sich gegenüber Q4 2009 um immerhin 0,6 Prozent, obwohl Japans Unternehmen derzeit für ihre enorm zurückhaltende Investitionsneigung bekannt sind. 

    Zweifellos ist in Japan noch längst nicht alles in Butter. Die Verbraucher des Landes sind nach 20 Jahren Stagnation demoralisiert; das Vertrauen der Japaner in die wirtschaftliche Zukunft geht trotz (oder wegen) des nach wie vor hohen Wohlstands gegen Null. Dementsprechend liegt vor allem das dringend benötigte binnenwirtschaftliche Wachstum am Boden. 

    Hinzu kommt die enorme Schuldenlast, die in den vergangenen beiden Krisenjahrzehnten angehäuft worden ist. Die Schulden der öffentlichen Hand liegen bei fast 220 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und damit weit über dem Niveau, das etwa in Deutschland, den USA oder Großbritannien vorherrscht. 

    Zwar befindet sich ein Grossteil der japanischen Staatstitel in den Händen willfähriger heimischer Großbanken, so dass Anleihen-Turbulenzen und Engpässe bei Neuemissionen nahezu auszuschließen sind. In Zeiten vieler Beinahe-Staatspleiten werden aber auch Japans Schulden international immer kritischer gesehen. Der neuen Regierung Kan, die sich eine solide Finanzpolitik auf die Fahnen geschrieben hat, sind damit fast die Hände gebunden. Einerseits müssen zum Abbau der Verschuldung Steuern erhöht und Ausgaben gesenkt werden. Andererseits könnte eine überstürzte Vorgahensweise das zarte binnenwirtschaftliche Wachstum gleich wieder abwürgen. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
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