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    Smart Investor Weekly 30/2010  3142  0 Kommentare Der schöne Schein – und was davon übrigbleibt

    Die deutschen Banken haben den Stresstest bestanden und nicht nur sie. Alle großen und wichtigen Institute Europas wurden mal so richtig „gestresst“ und kein großes Institut ist in die Knie gegangen! Hurra!!! Wie schnell jedoch ein Image, das auf Lug und Trug basiert, sich verflüchtigen kann, zeigt der Fall BP.

    Der „grüne“ Ölkonzern
    Mit dem flotten Werbespruch „Beyond Pertoleum“ versuchte sich der britische Energiegigant als grünes Unternehmen zu positionieren, welches die Zeichen der Zeit erkannt hatte und nun auf Umweltfreundlichkeit und alternative Energien setzten würde. Unter dem Vorstand Tony Hayworth entfernte sich der Konzern jedoch wieder mehr und mehr von diesem Anspruch (so er denn jemals überhaupt wirklich umgesetzt werden sollte) und man konzentrierte sich wieder auf’s schmutzige Kerngeschäft – die Jagd nach dem Öl. Die grüne Fassade wollte man natürlich gerne trotzdem behalten, macht sich ja schließlich gut in einer Zeit, in der alles und jeder vom Klimawandel spricht, Umweltfreundlichkeit en vogue ist und sogar US-Präsidenten ihr „grünes“ Herz entdecken. Doof nur, wenn sich dann tief unter der (Meeres-) Oberfläche etwas zusammenbraut und schließlich mit solch einer elementaren Wucht an die Oberfläche drängt, dass all die schönen Fassaden und Worthülsen hinweggespült werden. Am Ende bleibt die nackte und ungeschminkte Wahrheit zurück. Diese zeigt einfach nur, dass BP auf jedes Mittel zurückgegriffen hat, um den Umsatz zu steigern und auch nicht im entferntesten an die Risiken dachte, die dadurch entstehen könnten. Die Konsequenzen dieses Handelns tragen vor allem natürlich die US-amerikanischen Küstenbewohner, am Ende aber auch die Aktionäre von BP, nicht aber die eigentlich Verantwortlichen. Diese werden mit einem goldenen Handschlag verabschiedet, während die Eigentümer auf hohen Aktienverlusten sitzen bleiben. Pech, mag man einwenden – sie hätten halt ihre Investments besser auswählen sollen.

    Pleitebanken als Erfolgsunternehmen
    Außerdem mag sich der geneigte Leser fragen, was das denn jetzt mit dem Stresstest der europäischen Banken zu tun haben soll. Nun: So wie sich BP nur auf der Fassade einen grünen Anstrich verpasst hat, so ist auch der Stresstest der europäischen Bankenlandschaft nichts anderes als ein Potemkinsches Dorf. Einziges Ziel dieses Testes ist es gewesen zu zeigen, dass die europäische Bankenlandschaft gesund und stabil ist. Das hat er ja auch ganz wunderbar getan. Da den Instituten jedoch erlaubt war, vor Beginn des Tests ihre Bilanzen noch ein wenig zu frisieren und insbesondere Risikopositionen nun so zu bilanzieren, dass diese generell mit dem Einkaufspreis und nicht mit den aktuellen Kursen bewertet werden müssen, darf an der Sinnhaftigkeit des ganzen Brimboriums stark gezweifelt werden. Getrost angenommen werden darf hingegen, dass im Falle einer realen Stresssituation, beispielsweise der weiteren finanziellen Schieflage eines Staates, der schöne Schein ganz schnell verfliegen wird. Ein noch größerer Rettungsschirm wird dann dafür sorgen müssen, dass die Banken am Ende nicht von dem insolventen Schuldner ebenfalls in die Pleite gezogen werden. Und wie bei BP werden wiederum andere als die Verantwortlichen diese Lasten schultern dürfen. Schade nur, dass der Bürger anders als die Anleger an der Börse bei seinen „Steuerinvestments“ wenig Auswahl hat.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 30/2010 Der schöne Schein – und was davon übrigbleibt Die deutschen Banken haben den Stresstest bestanden und nicht nur sie. Alle großen und wichtigen Institute Europas wurden mal so richtig „gestresst“ und kein großes Institut ist in die Knie gegangen! Hurra!!! Wie schnell jedoch ein Image, das …