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    Smart Investor Weekly 47/2010  1807  0 Kommentare Schaulaufen im Aufschwung – das Eigenkapitalforum

    Das Frankfurter Eigenkapitalforum ist ein fester Termin im Kalender vieler Analysten, Finanzjournalisten und Investoren. Auch wir haben uns unter die Besucher gemischt, um der Stimmung „an der Basis“ nachzuspüren.

    Keine Euphorie trotz guter Daten
    Seit gestern treffen sich wieder Medienvertreter, Investoren, Portfoliomanager, Analysten und über 100 Firmen, die meisten davon börsennotiert, in Frankfurt zum alljährlichen, von der Deutschen Börse ausgerichteten Eigenkapitalforum. Während der ein oder andere Vortrag bereits feststellbare Kursausschläge nach sich zog, gab es auch abseits der zahlreichen Unternehmenspräsentationen wieder ausreichend Gelegenheit, mit Vorständen und institutionellen Anlegern über das aktuelle Stimmungsbild und die Aussichten für das nächste Jahr zu sprechen. Der Tenor fällt insgesamt positiv aus. Von einer neuen Euphorie oder blindem Optimismus kann jedoch keinesfalls die Rede sein. Vielmehr scheinen viele dem Aufschwung nicht so recht über den Weg zu trauen. Verständlich, wenn wie zuletzt wieder Schlagzeilen über ein de facto bankrottes Irland die Runde machen und so den Glauben an die Stabilität und Nachhaltigkeit der Erholung auf eine harte Probe stellen. Unsere Meinung ist an dieser Stelle nach bereits zu Genüge beschrieben worden. An dem Szenario des Crack-up-Booms mitsamt seiner inflationären Nachwehen geht für uns inzwischen kaum ein Weg mehr vorbei. Und gerade weil die von uns vertretene Thesen zu Konjunktur, Börsenentwicklung und Inflation sicherlich nicht dem Mainstream zuzuordnen sind, wurden wir auf diese auch in Frankfurt immer wieder angesprochen. Dabei trafen wir auf viel Zustimmung, verbunden mit der Hoffnung, dass es am Ende doch anders kommen möge und uns ein Kollaps des Finanz- und Wirtschaftssystems erspart bleibe.

    Solidität geht vor Träumerei
    Manch einem Besucher, der zu Zeiten des Internet-Hypes das letzte Mal auf dem Eigenkapitalforum war – davon dürfte es zugegeben nur wenige geben –, wird der dortige Stimmungswechsel sofort auffallen. Auch wenn es wieder einige Exoten mit eher seltsamen Geschäftsmodellen zu bestaunen gab, so ist der frühere Pionier- und Unternehmergeist kaum mehr anzutreffen. Statt großer Visionen und Träume dominieren gestandene Firmen des deutschen Mittelstands, die ihre Wettbewerbsfähigkeit nach der letzten Krise nochmals verbessern konnten und inzwischen wieder nahe der Vollauslastung produzieren und entwickeln. Gute Beispiele hierfür sind die Beteiligungsgesellschaften Indus und Gesco, die beide erst kürzlich ihre Prognosen für das laufende Jahr heraufgesetzt hatten. Überzeugende Wachstumsstorys boten gleichsam das Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor sowie der Interneteinzelhändler Zooplus, der von Finanzvorstand Florian Seubert auf einem ausgesprochen gut besuchten Vortrag vertreten wurde. Seubert erklärte, dass es dem Unternehmen in den nächsten Jahren vor allem auf einen schnellen Ausbau der Erlöse und eine rasche Kundengewinnung ankomme. Schon heute ist das Unternehmen Europas drittgrößter Händler von Heimtierfutter und -zubehör. Online geht an Zooplus ohnehin kein Weg mehr vorbei. Hier ist man inzwischen fast zwanzig Mal so groß wie der nächstgrößte Wettbewerber. Ebenfalls fiel die hohe Präsenz von chinesischen Firmen auf. Dabei kamen die einzelnen Präsentationen recht unterschiedlich an. Während das Modelabel Kinghero* mit starken Geschäftsaussichten und deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn überzeugte, musste der Badarmaturenhersteller Joyou die Anfang November vermeldete Rücknahme des alten EBIT-Ziels erklären. Dabei machte der Vorstand keine allzu gute Figur.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 47/2010 Schaulaufen im Aufschwung – das Eigenkapitalforum Das Frankfurter Eigenkapitalforum ist ein fester Termin im Kalender vieler Analysten, Finanzjournalisten und Investoren. Auch wir haben uns unter die Besucher gemischt, um der Stimmung „an der Basis“ nachzuspüren. Keine Euphorie trotz guter …